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Ausstellung Engagement Forum Wissen Hinter den Kulissen

Rückschau Malwettbewerb und Spendenkampagne „Walheimat“

Das Projekt Walheimat Göttingen

Als einer der Publikums-Lieblinge aus dem ehemaligen Zoologischen Museum ist das Skelett des 17 Meter langen ‚Göttinger‘ Pottwals nach einer umfassenden Restaurierung seit Anfang März wieder zurück an seinem früheren Platz. Das Skelett wurde lange auf seine Rückkehr vorbereitet, indem die 123 Einzelknochen und der 500 Kilogramm schwere Schädel von Präparator Carsten Wortmann gereinigt und mit Hilfe eines Stahlkonstrukts naturgetreu und sicher montiert wurden.

Ein Malwettbewerb für alle

Zur Finanzierung der aufwändigen Hängung des Pottwalskeletts im Atrium des Forum Wissen haben die Universität Göttingen, der Förderkreis Forum Wissen e.V. und der Alumni Göttingen e.V. einen Malwettbewerb ausgelobt. Unter dem Motto „Walheimat Göttingen“ gingen zwischen November 2022 und März 2023 ganze 532 Bilder ein. Die jüngste Teilnehmerin war zwei, die älteste 71 Jahre alt. Sogar aus Schweden und Spanien haben uns Bilder erreicht.

In einer eigenen Ausstellung wurden die Bilder im Forum Wissen zwischen März und April 2023 gezeigt und fanden reges Interesse bei den großen und kleinen Besuchern. Eine unabhängige Jury wählte aus den vielen Bild-Beiträgen je nach Altersstufe aus vier Kategorien jeweils vier Gewinner aus. Diese 16 Gewinner konnten ihre Preise im Rahmen der feierlichen Eröffnung des Walskeletts am 19.03.2023 im Atrium des Forum Wissen entgegennehmen.

Die Auktion der anderen Art

Den Großteil der Bilder haben die Teilnehmenden zudem für eine stille Spenden-Auktion freigegeben. 150 Personen nahmen mit einer individuellen Spende daran teil, was ein Spendenergebnis von 6.650 Euro erbrachte. Es konnte sowohl online als auch analog per Wahl-Urne auf die zur Auktion freigegebenen Bilder geboten werden. Zum Ende der Spenden-Auktion am 14.04.2023 um 23:59 Uhr gab es wahre Kopf-an-Kopf-Rennen unter den Bietern, was das Geschehen aufregend und dynamisch machte. Auch fortlaufend sind Spenden zugunsten der Hängung des Walskeletts auf der Homepage des Alumni Vereins möglich.

Der Höchstbietende (der anonym bleiben möchte) verrät uns, dass er den Hype um den Göttinger Wal zunächst eher lustig fand, sich dann in der Ausstellung aber in sein Favoriten-Bild „verguckt“ hat und zum Ende der Spenden-Auktion in einen wahren Auktions-Rausch gekommen ist, um mit Timer und unter Spannung bis um 23:59 Uhr mitzuspenden.

Malwettbewerb „Walheimat Göttingen“, Bild Nr. 20 von Annika Becker (24)

Das höchstgebotene Bild

Auch die Wettbewerbs-Teilnehmende Annika Becker (24 Jahre), deren Bild-Spende den höchsten Betrag von 240 Euro erbracht hat, ist begeistert von der Möglichkeit, sich persönlich für die Hängung des Walskeletts zu engagieren. Sie hat aus den Uni-News vom Malwettbewerb erfahren und einen ganzen Monat an ihrem Kunstwerk gearbeitet. Zuletzt musste sie sich sogar etwas Mut ansammeln, um mit einer neuartigen Technik per Airbrush die Wolken auf die Leinwand zu sprühen. Ihr Herzenswunsch ist, dass das Pottwalskelett im Forum Wissen die Besucher auch daran erinnert, einen verantwortungsvollen Umgang mit dem Meer und seinen Lebewesen zu ermöglichen.

Wir bedanken uns bei allen, die uns mit Bildern, Spenden und motivierenden Worten in dieser Walkampagne unterstützt haben! Und wer mehr über den Wal und seinen Einzug ins Forum Wissen erfahren möchte, kann sich dazu auch unsere Videos anschauen.

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Forum Wissen Sammlungsschaufenster

Gemmen, Gipsabgüsse und Göttingen

Im Archäologischen Institut Göttingen befindet sich die 1765 gegründete Sammlung der Gipsabgüsse. Diese Sammlung gibt einen Überblick über die mehr als 1000-jährige Geschichte der griechisch-römischen Bildhauerkunst. Sie enthält nicht nur Abgüsse großformatiger Statuen, sondern auch winziger Gemmen.

Was sind Gemmen?

Gemmen sind geschnittene Schmucksteine, die aus verhältnismäßig weichen Steinen geschnitten wurden. Die verwendeten Steinsorten waren dabei Tigerauge, Bergkristall, Rosenquarz, Amethyst, Granat, Roter und Gelber Japsis, Karneol, Sarder, Achate, Chalzedon und Chrysopras. Mit viel Erfindungsgeist entwickelten die Gemmenschneider ab dem 5. bis 6. Jahrtausend vor Christi Techniken, um die relativ weichen Steine mit freier Hand zu bearbeiten. Dabei wurde das Bildmotiv von den Steinschneidern als Vertiefung eingeschnitten.

Mit den Abgüssen, die in der Antike angefertigt wurden, konnten damals Briefe und Dokumente wie Urkunden als Siegel beglaubigt werden. Aber auch Waren, Kästchen, Gefäße und Türen wurden so verschlossen. Ob aus Ton oder Wachs – das Öffnen hätte die Siegel beschädigt und verraten, dass sich jemand Zugriff verschaffen wollte!

Die Abbildung zeigt Abdrücke von Gemmen im Sammlungsschaufenster des Forum Wissen
Die Abgüsse der Gemmen aus dem Archäologischen Institut Göttingen im Sammlungsschaufenster des Forum Wissen. Foto: Eva Völker

Wofür wurden Gemmen angefertigt?

Neben Münzen waren Gemmen in der Antike die kleinsten Kunstwerke, die hergestellt wurden. Bis auf Gemmen aus Glas konnten sie nicht vervielfältigt werden und waren deshalb immer ein Unikat. Gemmen wurden zum Beispiel als Schmuckstücke, Ehrengeschenke, Glücksbringer oder Amulette angefertigt. Dabei wurden ihnen magische Kräfte zugeschrieben und Verstorbenen mit ins Grab gegeben oder auch vererbt. Es gab nicht nur einfach geschnittene Gemmen, sondern auch richtige Meisterwerke!

Die Abgüsse der Gemmen

Im 18. Jahrhundert wurden umfangreiche Sammlungen von Gemmen erstellt. Sie galten als zentrale Quelle für die Kenntnis der antiken Kunst. Die Abgüsse solcher antiker Siegelsteine in Gips, Schwefel, Siegelwachs oder Siegellack sowie Sammlungen von ihnen wurden hauptsächlich im 18. Jahrhundert angelegt. Der größte Teil der Vorlagen für die Abgüsse stammt aus der Zeit etwa vom 6. Jahrhundert vor bis zum 6. Jahrhundert nach Christus. Die detaillierten Miniaturbilder der Abgüsse sind für uns ein spannendes Zeugnis der Antike!

Die Abbildung zeigt Gipsabgüsse von Gemmen im Detail aus dem Sammlungsschaufenster im Forum Wissen.
In Nahaufnahme: Antike Bildmotive. Foto: Eva Völker

Bei vertieft in die Gemmen eingeschnittenen Bildern hatten Abgüsse den Vorteil, dass dank des positiven Reliefs Details oft noch besser als im Original herausgelesen werden konnten. Sammlungen solcher Abgüsse nennt man Daktyliotheken. Viele davon sind uns gut erhalten, da sie üblicherweise in geschlossenen Kästen aufbewahrt wurden und somit meist unversehrt geblieben sind. Für diese Art der Sammlungen wurden die Abgüsse mithilfe von vergoldeten Papierrähmchen systematisch auf einer Trägerplatte angeordnet beziehungsweise in eine Schublade fest montiert.

Abgüsse von Gemmen aus der Archäologischen Originalsammlung

Das Göttinger Archäologische Institut verfügt nicht nur über eine große Zahl von Daktyliotheken sowie einzelnen Gemmenabgüssen, sondern auch über mehr als 600 originale Gemmen aus hauptsächlich römischer Zeit. Johann Friedrich Crome (1906-1962) fertigte 1931 das erste systematische wissenschaftliche Inventar dieser originalen Gemmen im Besitz des Göttinger Archäologischen Instituts an und publizierte einen Teil davon in einem Aufsatz. Crome, der damals noch keine 25 Jahre alt war, hatte allerdings wenig Erfahrung mit antiken Gemmen. Er zog daher Paul Arndt als Experten zu Hilfe, den zu der Zeit besten Kenner antiker Steinschneidekunst in München. Arndt erhielt das gesamte Originalmaterial, formte innerhalb einiger Monate alle 106 Stück ab und montierte sie auf vier Tafeln aus festem Karton. Diese Abgüsse wurden in mindestens zwei Sätzen hergestellt und: Sie sind noch heute am Göttinger Institut erhalten.

Die Abbildung zeigt Gipsabdrücke von Gemmen aus dem Sammlungsschaufenster im Forum Wissen.
Die Abgüsse der Gemmen aus dem Archäologischen Institut Göttingen auf Karton montiert. Foto: Eva Völker

Die Gipsabgüsse von Gemmen

Die Nummerierungen auf dem Karton verraten uns vermutlich, dass es sich hierbei um ein Arbeitsexemplar handelt, welches dann als Fotografievorlage für die Publikation diente. Dafür wurden die endgültigen Tafeln wahrscheinlich in höchster Präzision als Ganzes fotografiert und der freie Raum zwischen den Abgüssen dann einschließlich der Goldrähmchen wegretuschiert. Da die Abgüsse auf den endgültigen Tafeln nicht nummeriert sind, können sie nur in Verbindung mit den Abbildungen in Cromes Publikation benutzt werden.

Der Kasten als solcher präsentiert uns ähnlich wie traditionelle Daktyliotheken damals die Gemmenabgüsse ein Stück der europäischen Kunstgeschichte. Im Sammlungsschaufenster des Forum Wissen werden die Gemmenabgüsse in den Glasvitrinen gezeigt und die spannenden Details sind mit bloßem Auge zu betrachten!

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Eine Maske mit mythischer Bedeutung…

Neue Einblicke in das Sammlungsschaufenster im Forum Wissen!

Die Yams-Maske

Die Yams-Maske der Bevölkerungsgruppe der Abelam wurde in den 1970er Jahren auf Papua-Neuguinea hergestellt und erworben. Befragt habe ich dazu die ehemalige Ethnologie-Professorin Brigitta Hauser-Schäublin, die dieses Objekt den Abelam damals nach einem einjährigen Aufenthalt in einem der Dörfer für die Ethnologische Sammlung der Universität Göttingen abgekauft hatte. Da Frau Hauser-Schäublin nicht systematisch gesammelt habe, hätte sie letztlich eines der vielen Kaufangebote nur deshalb angenommen, um den Abelam ihre Wertschätzung auszudrücken. Der Kauf diente diesen als Tauschgut, da sie sich normalerweise ohne Geldwirtschaft selbst versorgen. Wie mir Frau Hauser-Schäublin erzählte, wird die Yams-Pflanze heute sogar im Supermarkt in Göttingen angeboten!

Die Abelam und ihre Zeremonial-Yams

Die Abelam leben in den südlichen Ausläufern des Küstengebirges im Nordosten der Insel Neuguinea, im heutigen Staat Papua-Neuguinea. Sie sind im Maprik-Distrikt zuhause und zählen rund 70.000 Menschen, leben vom Feldbau und züchten an steilen Hängen rund 70 verschiedene Sorten von Yams. Yams ist das Grundnahrungsmittel der Abelam und wird von Männern und Frauen gemeinsam angebaut. Daneben züchten Männer besonders lange, bis zu drei Meter lange Exemplare.

Detail der Yams-Maske der Ethnologischen Sammlung der Universität Göttingen im Sammlungsschaufenster [Forum Wissen]

Eine Maske mit mythischer Bedeutung

Solche außergewöhnlich langen Yamsknollen werden mit besonderen Masken geschmückt und auf dem Kultplatz im Dorf aufgestellt. Diese Masken werden wiederum von den Frauen aus der Yams-Pflanze hergestellt, die die Männer als Yamszüchter dann ausstellen. Das menschenähnliche Gesicht verweist auf die symbolische Identität von Yams, Mensch und Ahnenwesen, wie dies in Mythen vom „Yamskind“ geschildert wird. Neben geflochtenen Masken werden auch geschnitzte verwendet. Mannigfaltiger Schmuck, wie Federn, Blüten, Schalen von Meeresschnecken und Bemalung, vervollständigen das menschenähnliche und beseelte Wesen. Nur Männern mit besonderem Geschick gelingt es, außergewöhnlich lange Exemplare zu züchten, die dann anlässlich eines Wettbewerbs nach der Erntezeremonie an ihren jeweiligen Rivalen übergeben werden.

Und wie ist die Yams-Maske aufgebaut?
Die Maske ist filigran gearbeitet und besteht aus beigen Pflanzenfasern. Das Gesicht ist entlang einer vertikalen Linie von der Stirn bis zum Kinn symmetrisch aufgebaut; die Augen sind konzentrisch angelegt und vermitteln einen fast hypnotischen Blick. Typisch ist der scheibenartige Kopfschmuck, wie ihn auch Männer beim Tanz tragen. Die Maske ist schwarz, weiß, rot und gelb bemalt. Sie wurde nie benutzt. Zu betrachten ist die Maske derzeit im Sammlungsschaufenster im Forum Wissen.

Yams-Maske der Ethnologischen Sammlung der Universität Göttingen im Sammlungsschaufenster [Forum Wissen]
Detail der Yams-Maske der Ethnologischen Sammlung der Universität Göttingen im Sammlungsschaufenster [Forum Wissen]



Die Entstehung der Ethnologischen Sammlung der Universität Göttingen reicht bis in das 18. Jahrhundert zurück. Die mittlerweile rund 19.000 Objekte und Dokumente kommen aus Ozeanien, Australien, Asien, Afrika, Nord- und Südamerika sowie Europa. Die Ethnologische Sammlung  ist Teil des Instituts für Ethnologie, an denen die Studiengruppen forschen. Einige der Objekte sind bei uns im Sammlungsschaufenster zu bewundern.