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Ausstellung Hinter den Kulissen

Wie Hendrick Goltzius die Welt verwandelte

Sie haben mich von Anfang an fasziniert: die vier Kupferstiche der “Himmelsstürmer”, die mit unverkennbarer Leichtigkeit in luftleerem Raum zu schweben scheinen. In Wirklichkeit ist die Geschichte wesentlich tragischer, da die vier Antihelden (ganz individuell und moralisch wertvoll) in ihr Verderben stürzen.

Die vier “Himmelsstürmer” Tantalus, Ikarus, Phaeton und Ixion. Foto: Stephanie Stroh.

Goltzius’ Meisterblätter in Freiburger Ausstellung

Der Künstler dieser Blätter ist Hendrick Goltzius (1558–1616), ein niederländischer Kupferstecher und Maler des Manierismus, der mit seinem technischen Können und seinen kreativen Bilderfindungen in die Kunstgeschichte eingegangen ist. Ihm widmet das Augustinermuseum in Freiburg die Kabinettausstellung “Verwandlung der Welt – Meisterblätter von Hendrick Goltzius“. Sie ist von Samstag, 31. Oktober 2020, bis Sonntag, 31. Januar 2021, im Haus der Graphischen Sammlung zu sehen. Die Ausstellung ist in Kooperation mit der Kunstsammlung der Universität Göttingen entstanden – die erste Zusammenarbeit der beiden Institutionen. Aus Göttingen kommt der Großteil der insgesamt 66 Werke, die in Freiburg in sechs thematischen Ausstellungskapiteln gezeigt werden.

Beim Hängen der Bilder – lasst sie schweben! Foto: Juliane Hofer.

Wie erzähle ich die Geschichte?

Die Ausstellung ist etwas Besonderes, auch für mich ganz persönlich: Es ist das Projekt, das ich im Rahmen meines Volontariats am Museum betreut und von Anfang an begleitet habe. Im Studium habe ich mich viel mit Theorien des Museums beschäftigt und was es heißt, Ausstellungen zu machen und für wen. In der Praxis kommen dann noch ganz viele andere Fragen hinzu, beispielsweise: Wie viele Stellwände brauche ich, um alle Werke hängen zu können? Wo sollen diese platziert werden, damit ich die „Geschichte“ der Ausstellung sinnvoll erzählen kann und die Besucherinnen und Besucher die Bereiche problemlos durchlaufen können? Welche Inhalte will ich eigentlich vermitteln (und auf welche kann ich verzichten)?

Die Blätter der “Metamorphosen”, hier mal aus der Vogelperspektive. Foto: Stephanie Stroh.

Spurensuche in Göttingen

Zum Auftakt des Projekts bin ich im Juni letzten Jahres nach Göttingen gefahren, um die Kunstsammlung zu besuchen und mir die Werke vor Ort anzuschauen. Zusammen mit der Kustodin der Kunstsammlung, Anne-Katrin Sors, und den Studentinnen des Seminars (dort gab es ein Seminar zu Goltzius) haben wir die Blätter einzeln ausgelegt und überlegt, welche wir in der Ausstellung in Freiburg zeigen wollen. Das ist das Tolle an einer universitären Sammlung: dass Theorie und Praxis so eng miteinander verknüpft sind.

Mein liebster “Himmelsstürmer”: Phaeton. Er versuchte den Sonnenwagen seines Vaters Helios zu lenken und stürzte dabei in den Tod. Foto: Jonas Pucher.

Die Kupferstiche von mythischen und christlichen “Helden”, die wir an diesem Tag im Juni auswählten, sind aber nicht nur für die Ausstellung gedacht. Für jede Sonderausstellung produzieren wir auch einen Katalog, der alle in der Ausstellung präsentierten Werke aufführt und im Detail bespricht. Die 22 Beiträge im Katalog sind dabei so individuell wie die Autorinnen und Autoren, die sie geschrieben haben. Letztendlich ist ein Katalog ja auch das, was bleibt, nachdem die Ausstellung abgebaut ist und die Werke wieder in ihren Mappen im Depot verstaut werden.

Herzlich willkommen!

Die Stellwände im Ausstellungsraum sind jetzt aufgebaut und alles ist blau gestrichen. Es hat beinah etwas Magisches, dieser Zeitpunkt kurz vor der Eröffnung. So viele Monate in der Planung, und jetzt ist es fast soweit! Ich gehe zurück zum Eingang der Ausstellung und schaue in den Raum: Das erste, was man jetzt sieht, sind die “Himmelsstürmer”, wie sie im freien Fall an der Wand schweben. Bühne frei für Hendrick Goltzius!

Ich freue mich auf Ihren Besuch. Foto: Jonas Pucher.

Weitere Informationen zur Ausstellung finden Sie hier.

Ihre, Stephanie Stroh

 

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Forum Wissen

Hybride Beratung fürs Forum Wissen

Der Countdown läuft: In gut zwölf Monaten soll das Forum Wissen eröffnet werden. Auf der letzten Bergetappe gilt es noch einige Weichen zu stellen. Daher ist es für die Universität besonders wichtig, den Externen Wissenschaftlichen Beirat zu befragen. Die regulär im Frühjahr des Jahres stattfindende Sitzung hatten wir coronabedingt absagen müssen.

Hybride Beiratssitzung im Alfred-Hessel-Saal der SUB Göttingen.

Der Beirat wurde 2013 gegründet, um unsere Arbeit und insbesondere die Konzeption und Umsetzung des Forum Wissen zu begleiten und zu unterstützen. Ihm gehören 15 Personen aus dem In- und Ausland an: allesamt erfahrene Wissenschaftler*innen, Direktor*innen großer Museen, Expert*innen der Konservierungswissenschaft und leitende Personen aus dem Stiftungssektor. Ihre Erfahrungen, Ideen, Ratschläge und kritischen Anmerkungen sind immer wieder hilfreich und willkommen. Je näher das Eröffnungsdatum des Forum Wissen rückt, desto wichtiger ist es nun, alles rechtzeitig zu bedenken und punktgenau zu realisieren.

Wie in Corona-Zeiten die vielfältige Unterstützung einzuholen?

Ivan Gaskell, Leiter der Focus Gallery am Bard Graduate Center in New York und Michael Conforti, ehemaliger Direktor des Clark Art Institutes in Massachusetts, dürfen aufgrund internationaler Covid-19-Reisebeschränkungen nicht anreisen – ebenso wenig David Gaimster, Direktor des Nationalmuseums in Auckland/Neuseeland und Steph Sholten, Direktor des Hunterian Museums der Universität Glasgow. Auch Marika Hedin, Direktorin der größten schwedischen Stiftung, zieht es aus Infektionsschutzgründen vor, auf Auslandsreisen zu verzichten. Dennoch tagt der Beirat am Montag, 28. September 2020, in Göttingen. Mit dabei: Bernhard Graf, ehemaliger Direktor des Institutes für Museumsforschung, Patricia Rahemipour, Direktorin des Instituts für Museumsforschung, und Anja Schaluschke, Direktorin des Museums für Kommunikation in Berlin. Auch Helmut Trischler, Leiter der Abteilung Forschung am Deutschen Museum in München, und Thomas Thiemeyer, Direktor des Ludwig-Uhland-Instituts für Empirische Kulturwissenschaft an der Universität Tübingen, reisen an.

Hybrid und mit Pioniergeist

Die Beiratssitzung findet als Hybridsitzung statt: Das bedeutet, dass wir im großen Vortragsraum der SUB Göttingen, im Alfred-Hessel-Saal, an weit voneinander entfernt stehenden Tischen sitzen – sechs Beiratsmitglieder, der Präsident der Universität, Reinhard Jahn, sowie das Team der Zentralen Kustodie. Auf der großen Leinwand im Hintergrund schalten sich sechs Beiratsmitglieder hinzu, die aus New York, Washington, Stockholm, Glasgow und Frankfurt und Kassel digital an der Sitzung teilnehmen. Die Fenster stehen während der ganzen Besprechung offen und alle halten wegen der Corona-Pandemie den erforderlichen Abstand. Sobald wir den zugewiesenen Platz eingenommen haben, dürfen wir die Masken abnehmen.

Zugeschaltet aus Stockhom, Dr. Marika Hedin, Chief Executive Officer Riksbankens Jubileumsfond.

Es hat einiges an technischer Vorbereitung dazugehört, um einerseits alle Vorkehrungen zum Infektionsschutz zu treffen und andererseits dafür zu sorgen, dass die Qualität der Diskussion möglichst genauso gut ist wie vor Corona-Zeiten. Damals traf sich der Beirat einmal im Jahr in Göttingen. Die Stimmen der Kolleg*innen, die weit entfernt an ihren Bildschirmen sitzen, sind über Raumlautsprecher zu hören. Die Teilnehmer*innen der Präsenzsitzung sprechen in Mikrofone – so sind ihre Worte in Göttingen ebenso gut zu hören wie in New York. „Die Qualität der Ton- und Bildübertragung war hervorragend. Wir konnten uns ohne technische Unterbrechungen mit den Inhalten auseinandersetzen“, so Anja Schaluschke.

Solange uns die Pandemie im Griff hat, sammeln wir Erfahrungen, wie wir derartige Sitzungen technisch optimieren können. Für den Moment entwickeln die Mitarbeiter*innen der Multimediaabteilung der Universität nicht nur technische Lösungen, sondern auch Pioniergeist.

Prof. Dr. Bernhard Graf, Prof. Dr. Thomas Thiemeyer, Dr. Patricia Rahemipour, Dr. Marie Lusia Allemeyer, Anja Schaluschke auf der Baustelle des Forum Wissen.

Brücke zwischen Universität und Gesellschaft

Einen großen Vorteil hatten diejenigen, die an der Präsenzsitzung teilnahmen: Vorab wurden sie nämlich von der Direktorin des Forum Wissen, Marie Luisa Allemeyer, durch die Baustelle geführt. Sie konnten sehen und ganz physisch erleben, wie weit das Projekt mittlerweile fortgeschritten ist. „Ich bin wirklich sehr beeindruckt. Was hier in Göttingen entsteht, ist einzigartig!“, so Bernhard Graf, Sprecher des Beirats. „Dem Forum Wissen gelingt es, eine Brücke zwischen der universitätsinternen Wissenscommunity und der außeruniversitären Wissensgesellschaft zu bilden. Es ist somit ein Tor zu den diversen Interessen einer sich wandelnden Gesellschaft. Ich freue mich sehr auf die Eröffnung.“ Thomas Thiemeyer ergänzt: „Was hier in Göttingen entsteht, ist genau das richtige Projekt zur richtigen Zeit. Machen Sie es und machen sie es so, wie Sie es geplant haben!”

Der Sprecher des Beirats, Prof. Dr. Bernhard Graf, hebt Bedeutung des Wissensmuseums hervor.

Es hat sich gelohntоформить кредит на покупку квартиры

Nachdem sich die angereisten Gäste schon wieder auf den Weg gemacht haben, löst sich langsam unsere Spannung. Vor Corona-Zeiten waren die Beiratssitzungen auch immer ein Ereignis, das viel Vorbereitung forderte und auf das große Aufmerksamkeit gerichtet war. Die Sorge, ob die Technik auch funktioniert und nicht plötzlich „Funkstille“ zwischen dem Vortragssaal der SUB und den Büros in New York, Stockholm, Glasgow, Frankfurt und Kassel herrscht, war uns anzumerken. Umso erleichterter waren alle, diese Herausforderung gut gemeistert zu haben.

Die Autorin ist Referentin für kulturelle Kooperationen in der Zentralen Kustodie der Universität Göttingen.