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Engagement Forum Wissen

Junior-Botschafter fürs Forum Wissen

Mittlerweile gibt es schon viele Göttinger Bürgerinnen und Bürger, die sich mit Begeisterung für das Forum Wissen engagieren. Neben den offiziellen Botschaftern, die einem von den Plakaten in der Göttinger Innenstadt entgegenlächeln, gibt es noch viele weitere. Über unsere „großen“ Botschafter haben wir schon viel berichtet, deshalb sind nun die „kleinen“ dran.

Echte Profis

Ein wenig zurückhaltend begrüßen mich die beiden Geschwister Carolina und Solon während unseres Interviewtermins. Die anfängliche Schüchternheit ist aber schnell verflogen und bei der Frage nach ihren Hobbies, reden beide fröhlich los. In ihrer Freizeit gehen sie gerne schwimmen und ins Museum. Dabei kommt heraus, dass sie schon viel Museumserfahrung haben und quasi kleine Profis sind. Am meistern begeistert sie an Museen, dass man dort sehen kann, wie Menschen früher gelebt haben. Geschichte spielt für sie eine große Rolle. Wichtig ist ihnen aber auch, dass es etwas zum Mitmachen gibt und die Ausstellung interaktiv gestaltet ist. „In manchen Museen muss man viel zu viel lesen, da wird einem schnell langweilig“, so Solon. „Ich will ja herausfinden, wie Dinge funktionieren und dafür muss ich sie ja ausprobieren“, ergänzt Carolina. Beide können sich gut vorstellen, als Forscher im künftigen Wissensmuseum auf Entdeckungsjagd zu gehen.

Beim Sichten der Forum-Wissen-Postkarten.

Warum wollt ihr es wissen?

Natürlich bin ich neugierig und möchte wissen, warum sich die beiden schon jetzt aufs Forum Wissen freuen und wie sie überhaupt darauf aufmerksam wurden. Carolina erzählt, dass ihr die Botschafter-Plakate in der Stadt aufgefallen sind. Außerdem war die ganze Familie beim „Anpfiff“ dabei, der offiziellen Feier zum Baubeginn im Oktober 2017. „Besonders toll finde ich, dass es im Forum Wissen nicht nur ein Thema wie zum Beispiel Statuen, sondern viele unterschiedliche Themen zu bestaunen gibt“, betont Carolina. Ein solches Museum fehlt tatsächlich hier in Göttingen und der Region. „Vielleicht gibt es ja auch Wechselausstellungen, sodass immer wieder was Neues gezeigt wird, damit man Lust hat, das Forum Wissen ganz oft zu besuchen“, wirft Carolina ein. Bei meiner Frage, warum das Forum Wissen gut für Göttingen sei, sind sich beide einig: Es gibt in Göttingen nicht viele Museen und besonders kein Museum, das viele Themen anbietet und gleichzeitig einen Blick in die Wissenschaft gibt.

Carolin und Solon erzählen, warum ihnen die Postkarten gefallen.

Kleine Ausstellungsgestalter

Wenn ich schon die Chance habe, zwei so erfahrene Museumsbesucher zu treffen, wollte ich diese natürlich nutzen, um Tipps und Tricks zur spannenden Gestaltung zu erfragen. Herausfinden konnte ich, dass zu viel Text langweilig ist und Mitmachaktionen ausdrücklich erwünscht sind. Aber ich wollte mehr wissen und habe die beiden einfach mal in die Rolle des Museumsmachers schlüpfen lassen. Beide waren sich schnell einig, dass es auf jeden Fall die Möglichkeit von Kindergeburtstagen im Museum und Führungen für Schulklassen geben muss. „Toll wäre es auch, wenn es vielleicht einen Raum extra für Schulklassen gibt, indem wir die Möglichkeit haben, Projekte auszustellen.“, sagt Carolina. Mit dem geplanten FREIraum – der einen spielerischen Ansatz verfolgt und auch Externen die Möglichkeit der Ausstellung gibt – könnte sich dieser Wunsch vielleicht schon bald erfüllen. „Ich würde mich freuen, wenn man vielleicht etwas selbst machen kann, wie zum Beispiel Gipsabgüsse oder Bilder mit Objekten ausmalen“, ergänzt Solon. Auch Stempel sammeln, Rätsel lösen oder Verkleidungsstationen, bei denen man unter anderem in die Rollen der jeweiligen Epochen schlüpfen kann, sind Aktionen, die beide gut finden. Mit einer interaktiven Gestaltung und Mitmachaktionen kann das künftige Wissensmuseum also punkten.

Was könnte hier wohl abgebildet sein?

Bemerkenswert: ein Monatsgehalt fürs Forum Wissen

Am Ende unseres Gesprächs hatten Carolina und Solon dann noch eine besondere Überraschung vorbereitet: Ihre ganz persönliche Spende für das Forum Wissen. Die beiden haben nicht irgendeinen Betrag in unsere Spendenbox geworfen, sondern ihr jeweiliges komplettes Monatstaschengeld. Vor so viel Einsatz und Engagement ziehe ich den Hut. Nicht jeder wäre bereit, auf so viel Geld zu verzichten. Vielen Dank ihr beiden! Aber nicht nur das finanzielle Engagement hat mich beeindruckt, auch die Neugierde gegenüber dem Forum Wissen und ihre kreativen Ideen, wie man Museen für Kinder attraktiv gestalten kann, haben es mir angetan. Wir freuen uns, dass wir mit Carolina und Solon zwei so tolle Junior-Forum-Wissen-Botschafter gewonnen haben!

Die Geschwister Carolina und Solon, 12 und 9 Jahre, besuchen die 6. Klasse des Göttinger Max-Planck-Gymnasiums und die 3. Klasse der Herman-Nohl-Grundschule. Ihr Vater, Dr. Thorsten Witte, ist Alumnus der Universität Göttingen und Förderwandspender des Forum Wissen.

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Face the Fact – Finissage und digitale Ausstellung

Die Sonderausstellung “Face the Fact. Wissenschaftlichkeit im Portrait” feierte am 3. März 2019 ihre Finissage. Seit dem 27. September 2018 war sie in den Räumen der Kunstsammlung der Universität Göttingen zu sehen. Anna Luise von Campe, Studentin der Kunstgeschichte, war beim feierlichen Abschluss dabei.

Ein Traum von Wissenschaftlichkeit

„Schon als Kind hatte ich voller Stolz meinen Eltern vorgeschwärmt, dass ich ihnen eines Tages in einer Dokumentation im Fernsehen etwas erklären und dabei mein Name eingeblendet sein würde. Dieses Bild hat meinen alten Traum von Neuem entfacht.“ So schreibt Lara Döring, die gemeinsam mit der Schreibwerkstatt der Universität des Dritten Lebensalters die Ausstellung besucht hat, über das Portrait einer Wissenschaftlerin. Ein Bild, das den Traum einer angehenden Wissenschaftlerin neu entfachen kann – diese Inspiration überkam viele Besucherinnen und Besucher der Ausstellung „Face the Fact. Wissenschaftlichkeit im Portrait“.

Das Bildnis der Dorothea von Schlözer. Foto: Christoph Mischk

Schlözer is one of my new heroes!

Christian Vogel, Referent für Wissensforschung der Zentralen Kustodie, leitete durch den Abend und stellte den Erfolg der Ausstellung heraus. Dieser ist auch durch die aktive Teilhabe der Besucherinnen und Besucher zu verzeichnen. „2.710 haben Face the Fact gesehen“, berichtet Isabel Pagalies, wissenschaftliche Volontärin der Zentralen Kustodie, stolz. Anerkennender Beifall vom Publikum folgt. Mit einigen Passagen aus dem Gästebuch bietet die Volontärin einen Rückblick auf die Stimmen des Publikums. Vorrangig wird deutlich, dass die Ausstellung nicht nur als spannend, übersichtlich und gendersensibel wahrgenommen wurde, sondern auch zur Motivation veranlasste: „Schlözer is one of my new heroes!“ – lautet es beispielsweise im Gästebuch. Dorothea von Schlözer (1770–1825) wurde als zweite Frau Deutschlands promoviert und zählt zu den sogenannten „Universitätsmamsellen“, die als Wissenschaftlerinnen an der Geschichte der Emanzipation beteiligt waren.

Kritische Blicke auf die Gelehrten. Foto: Christoph Mischke

Habitat Ausstellung

„Eine Ausstellung ist so eine Art Lebensraum“, erklärt Karsten Heck, Referent für Sammlungsmanagement. In diesem Sinne regte „Face the Fact“ besonders im Göttinger Umfeld Diskussionen um Wissenschaftlichkeit und deren Präsentation an. Bei Führungen von verschiedenen Fachbereichen habe es unter dem Eindruck der fokussierten Forschungsblicke Erkenntnisse und Diskussionen gegeben, berichtet der Referent. Beliebt waren unter anderem die sogenannten Cartes de Visite, die es in vergangenen Zeiten in Buchläden zu kaufen gab. „So konnte man sich seinen Professor kaufen“, beschreibt Heck mit einem leichten Schmunzeln.

Restaurierte Wissenschaftlichkeit

Im Zuge der Ausstellung konnte das Portrait von Johann David Michaelis (1717–1791) restauriert werden. Dr. Anne-Katrin Sors, Kustodin der Kunstsammlung und Dozentin am Kunstgeschichtlichen Seminar, dankte Dr. Martin Reulecke für seine Bildpatenschaft an dem Gemälde. Das Portrait erstrahlt nun in neuem Glanz; die Signatur ist wieder lesbar. Damit ist ein wertvoller Beitrag zur Erhaltung der Gemälde geleistet worden.

Das restaurierte Portrait von Johann David Michaelis. Foto: Anna Luise von Campe

Forum Wissen: Selbstreflexion der Wissenschaftlichkeit

Mit der „Face the Fact“-Ausstellung konnte gezeigt werden, welchen Ansatz das zukünftige Forum Wissen in Göttingen verfolgen wird. „Wir wollen ein Zentrum schaffen, in dem objektbasiert geforscht wird. Gleichzeitig soll es ein Museum werden über das Wissen-Schaffen!“, so Marie Luisa Allemeyer, Direktorin der Zentralen Kustodie. In einem Vortrag stellte sie nachvollziehbar die Planung und den Stand der Realisierung des Projekts dar. Ende 2020 soll eröffnet werden. Es werden Räume des Wissens ausgestellt und erlebbar gemacht: das Labor, die Bibliothek, der Schreibtisch, die Werkstatt, der Salon, der Markt, „…aber auch der Holzweg!“ – wie die Allemeyer berichtet. „Face the Fact“ hat bereits einen wichtigen Aspekt des Forum Wissen geteasert: die Darstellung der Selbstreflexion der Wissenschaftlichkeit.

Marie Luisa Allemeyer über das Forum Wissen. Foto: Anna Luise von Campe

Wie gelehrt dürfen Frauen gezeigt werden?

Ruth Finkh eröffnet während der Finissage eine Innenschau der Portraitierten auf das Portraitieren: In ihrem Vortrag verdeutlicht die Literaturwissenschaftlerin den Einfluss des Gemaltwerdens auf die Portraitierten und deren Umfeld. Die junge Philippine Gatterer (1756–1831) wurde von Johann Heinrich Tischbein d. Ä. (1722–1789) portraitiert und durchlief damit eine soziale Initiation: Sie entsprach nicht dem Schönheitsideal ihrer Zeit, doch der Maler Tischbein verlieh ihr ein geschöntes Antlitz, sodass sich ihre Selbstsicht und die Sicht der Anderen wandelte. Vor allem aber malte Tischbein sie als Dichterin mit Lorbeerkranz und Harfe und verlieh ihr damit eine soziale Rolle, die damals hauptsächlich Männern vorbehalten war. Dies ist eine der vielen Fragen, die während der Finissage zum Ausdruck kommen: „Wie gelehrt dürfen Frauen im 18. Jahrhundert gezeigt werden?“.

Ruth Finkh während ihres Vortrages. Foto: Anna Luise von Campe

Face the Fact – jetzt auch digital

Zum Abschluss der Finissage wurde die digitale Ausstellung eröffnet – so können Besucherinnen und Besucher auf https://facethefact.gbv.de/start/ weiterhin virtuell „face the fact“ in einzelnen Sektionen und als 360° Rundgang erfahren. Der Sehnsucht nach alten Epochen, nach verschiedenen Klischees von Professorinnen und Professoren, nach Wissenschaftlichkeit und nach Portraits aus verschiedenen Zeiten kann nun auch digital nachgegangen werden.

 

Gäste der Finissage. Foto: Anna Luise von Campe