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Engagement Forum Wissen

Wir wollen’s wissen! Göttingen unterstützt das Forum Wissen

Mit ihrem Enthusiasmus und ihren Beiträgen tragen immer mehr Göttingerinnen und Göttinger zur Realisierung des Forum Wissens bei. Wir haben Unterstützer gefragt, warum ihnen ihr Engagement so wichtig ist.

Mayka Pilz, Forward-Center bei den Basketballerinnen der Veilchen Ladies

 

Mayka Pilz und Viki Karambatsa (mit Brille)
Mayka Pilz und Viki Karambatsa (mit Brille) beim Fotoshooting für die Forum Wissen-Plakatkampagne, Foto: Lili Nahapetian.

Ich bin in Göttingen groß geworden und die Universität gehörte für mich immer ganz selbstverständlich mit dazu. Inzwischen studiere ich auch an der Universität, wie viele meiner Teamkolleginnen bei den Veilchen Ladies. Ich schätze die offene Atmosphäre der Stadt mit vielen jungen Leuten, die aus der ganzen Welt hierher kommen. Aber obwohl die Universität in der Stadt so präsent ist, bekommt man wenig von dem mit, was die Wissenschaftler eigentlich machen. Ich finde die Idee daher super, ein Museum einzurichten, in dem man mit anderen Fachrichtungen in Berührung kommt und mal hinter die Kulissen der Wissenschaft schauen kann.

Die Plakatkampagne mit Forum Wissen-Botschaftern, Foto: Wilfried Arnold.

Außerdem gefällt mir die Stimmung, die gerade rund um das Forum Wissen in Göttingen entsteht. Es kommt wirklich etwas in Bewegung. Deshalb habe ich sofort zugesagt, als ich gefragt wurde, ob ich bei der Plakataktion für das Forum Wissen dabei sein will. Auf dem Plakat bin ich mit meiner Teamkollegin Viki Karambatsa zu sehen, die die blaue Forum Wissen Brille trägt. Insgesamt gibt es sechs Plakatmotive, die sehr unterschiedliche Personen abbilden. Der Mitarbeiter der Stadtwerke und die Schauspielerinnen aus dem Deutschen Theater sind da genauso präsent wie der Oberbürgermeister oder der Professor. Für mich zeigt diese Vielfalt, dass das Forum Wissen offen ist für unterschiedliche Menschen und ihre persönlichen Sichtweisen. Jeder kann sich einbringen: „Teamarbeit für unsere Stadt“ – wie es auf unseren Plakaten steht.

 

Maik Hammerschmidt, Professor für Marketing und Innovationsmanagement

In meiner Forschung beschäftige ich mich unter anderem mit der Frage, wie man Menschen dazu anregen kann, sich sozial zu engagieren. Die Forum Wissen-Kampagne “wir wollen’s wissen” ist mir daher sofort aufgefallen. Ich verfolge das Projekt seither genau. Auch wenn es an meiner Fakultät, der Fakultät für Wirtschaftswissenschaft, keine akademische Sammlung gibt, denke ich, dass wir sehr vom Forum Wissen profitieren werden. Es ist wichtig, dass sich die Universität gegenüber den Bürgerinnen und Bürgern öffnet und ihren Beitrag für die Gesellschaft leistet.

Maik Hammerschmidt mit Forum Wissen Brille
Maik Hammerschmidt mit Forum Wissen Brille, Foto: Christoph Mischke.

 

Meine Rolle sehe ich vor allem darin, andere für das Forum Wissen zu begeistern. Meiner Meinung nach ist soziales Engagement nicht nur wichtig, sondern auch clever. Der Mensch ist nämlich kein homo oeconomicus. Wir haben nicht nur unseren eigenen Nutzen im Sinn, sondern den Nutzen der ganzen Gesellschaft.

Diese Idee versuche ich auch an meine Studierenden weiterzugeben. So kam es, dass eine Studentin, deren Masterarbeit ich im letzten Semester betreut habe, untersucht hat, warum sich Studierende an der Universität Göttingen für das Forum Wissen engagieren würden. Die Ergebnisse zeigen: Viele sind stolz auf dieses Leuchtturmprojekt ihrer Stadt und können sich vorstellen, das Forum Wissen ehrenamtlich zu unterstützen. Es gab auch schon einige Ideen, wie das aussehen könnte. Einige der Befragten würden gerne Führungen durch die Ausstellung geben oder ihre Studienarbeiten im Forum Wissen vorstellen. Andere sehen sich vor allem als Botschafter. Sie wollen Freunde und Kommilitonen für dieses Projekt begeistern. Und was könnte es Besseres geben als solche „Mund-zu-Mund-Werbung“, wie es in der Marketing-Sprache heißt.

Ich hoffe, dass die Ergebnisse unserer empirischen Untersuchung dem Forum Wissen nutzen werden. So leisten wir auch als Wirtschaftswissenschaftler und Marketing-Experten unseren Beitrag für das Projekt.

 

Wir wollen’s wissen: Göttinger Bürgerinnen und Bürger erzählen von ihrem Engagement

Im Forum Wissen steht die Vielfalt der Perspektiven im Mittelpunkt. Jedes Ereignis, Thema und Objekt und jede Form des “Wissen-Schaffens” kann aus verschiednenen Blickwinkeln betrachtet werden – „den Perspektiven der verschiedenen Disziplinen, der Perspektiven von früher und heute, der Perspektive aus Göttingen und von ganz woanders. Ebenso gibt es viele unterschiedliche Gründe, sich für das Forum Wissen stark zu machen. Einige haben wir hier zusammen gefasst.

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Sie wollen’s auch wissen?

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Es gibt unterschiedliche Möglichkeiten, das Forum Wissen zu unterstützen:
– Werden Sie Mitglied im Förderkreis Forum Wissen
Spenden Sie für das Forum Wissen
– Sagen Sie es weiter, damit auch Freunde, Verwandte und Bekannte das Forum Wissen unterstützen
– Zeige Sie Ihre Unterstützung im Netz: #wirwollenswissen
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Fotos der Unterstützer (Slideshow): Peter Heller und Christoph Mischke.

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Hinter den Kulissen Sammlung

Von Pferdeskeletten und Datenbanken – Das Praktikumsprogramm „Wissensdinge online“

Wie inszeniert man Vogelexponate, so dass sie wirken, als ob sie im nächsten Moment davon flattern? Wie rückt man sie ins richtige Licht und wie muss die Kamera eingestellt werden? Wie findet man Informationen zu diesen Objekten und wie veröffentlicht man sie anschließend auf dem Sammlungsportal? Und: Wie kommt das Pferdeskelett wohl zur Kamera, wenn die Kamera nicht zu ihm kommen kann? –  Mit solchen kleinen und großen Herausforderungen haben wir, zwölf Studierende der Universität Göttingen, uns im Rahmen des Praktikumsprogramms „Wissensdinge online“ vier Wochen lang intensiv beschäftigt. Dabei haben wir spannende Einblicke in so manch neues Gebiet gewonnen und viel über „unsere“ Sammlungen gelernt.

Objekte kennenlernen und richtig behandeln

Im Fokus des Praktikums stand, sich in sieben universitären Sammlungen mit den Beständen vertraut zu machen und einzelne Objekte zu erschließen – das heißt, sie über das Sammlungsportal einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Schnell wurde deutlich, dass uns dabei nicht nur allerlei Kuriositäten in den Sammlungsbeständen, sondern auch kleinteilige Arbeitsschritte und so manch ungeahnte Herausforderung erwarten.

Als Studierende verschiedener Fachrichtungen konzentrierten wir uns jeweils auf eine der Sammlungen und nahmen uns dort einer Auswahl von unerschlossenen beziehungsweise unvollständig erfassten Objekten an. Mit von der Partie waren die Sammlungen der Zoologie, Ägyptologie, Ur- und Frühgeschichte, Ethnologie, Musikwissenschaft, die Nutztiersammlung sowie die Exlibris-Sammlung (gestempelte oder geklebte Besitzanzeigen in Büchern) in den Beständen der Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen.

Was man beim Umgang mit den teils empfindlichen und wertvollen Objekten beachten muss, wurde uns gleich zu Beginn des Praktikums in der Zoologischen Sammlung erklärt – und das ist eine ganze Menge! Denn der Schnabel des Storchs aus dem 19. Jahrhundert beispielsweise kann nicht nur abbrechen, sondern bei falschem Handling ernsthafte gesundheitliche Schäden nach sich ziehen, da seine Präparation Pestizide enthält.

Person mit Sammlungsobjekt
Bei dem Umgang mit den empfindlichen Objekten ist Fingerspitzengefühl gefragt

Über die Tücken der Fotografie

Auch der Umgang mit dem professionellen fotografischen Equipment war anfangs eine Herausforderung. Manche Gegenstände waren so klein, dass ihre Details nur allzu gern ungesehen blieben. Die Vogelschaukästen aus dem 19. Jahrhundert erschwerten das Fotografieren beispielsweise durch spiegelnde Scheiben. Andere Objekte wiederum waren so sperrig und fragil, dass sie nur in einer Gemeinschaftsaktion fotografiert werden konnten. Da wurde das Skelett des Pferdes – auf dem angeblich schon Georg August durch die Wälder ritt – schon mal auf Rollen bewegt, um es vor die Linse zu bekommen.

Pferdeskelett auf Rollen
Pferd auf Rollen: Beim Fotografieren mancher Objekte muss man erfinderisch werden!

Mit Recherche die Datenbanken füllen

Doch mit Fotos allein füllt man noch keine Datenbank. Daher wurden wir ausgiebig mit den Instrumenten der wissenschaftlichen Sammlungserschließung vertraut gemacht, damit die von uns bearbeiteten Objekte nicht nur für alle anzusehen sind, sondern auch alle wichtigen Kerndaten und Kontextinformationen zu den Objekten online zugänglich sind.

Warum die Digitalisierung der Sammlungsbestände eine so wichtige Aufgabe ist, wurde vor allem während der gemeinsamen Besuche in den unterschiedlichen Sammlungen deutlich: „Ich war überrascht davon, wie divers die Göttinger Sammlungslandschaft ist!“, stellte Praktikantin Johanna Andres fest. Viele Personen wissen schlicht nicht um die große Anzahl an Objekten, die sich hinter den Türen der Universität verbirgt. Nicht nur, dass es insgesamt über 70 Sammlungen an der Universität gibt, viele der Bestände bleiben den Besucherinnen und Besuchern verschlossen.

Möglichst viele der Objekte online zugänglich zu machen, ermöglicht hingegen einen ungehinderteren Informationsfluss und somit auch einen breiteren wissenschaftlichen Diskurs. Wie wir die Informationen über die Objekte finden und einpflegen, war in jeder Sammlung individuell – angefangen damit, dass es zwei grobe Objekt-Kategorien und analog dazu auch zwei Datenbanken gibt. So werden Bücher und archäologische Artefakte, also von Menschen Erschaffenes, in die Datenbank Kuniweb eingepflegt. Tierpräparate und andere natürlich entstandene Objekte hingegen werden in Naniweb organisiert. Nach und nach arbeiteten wir uns in die Gegenstandsbereiche und das dazugehörige Vokabular ein und füllten die Datenbanken während des Praktikums mit immer mehr Informationen.

Mehr Informationen zum Thema Digitalisierung findet ihr auch in dem Blogbeitrag zum Königlich Academischen Museum.

Arbeit mit der Sammlungsdatenbank
In mehreren Workshops machten wir uns mit den Kniffen der Sammlungsdatenbanken vertraut

Den eigenen Horizont erweitern

Während des Praktikums konnten wir unser Wissen über Digitalisierungsprozesse immer weiter ausbauen. Einige können sich vorstellen, auch nach dem Studium im Bereich des Sammlungs- und Museumsmanagements zu arbeiten. „Daher wollte ich Einblicke in die Welt der Digitalisierungsarbeiten erhalten“, so Friederike Röpke. Aufgrund dieses Interesses war es auch kein Problem, mit Gegenständen zu arbeiten, mit denen wir als Fachfremde im Studium sonst nicht in Berührung kommen. Schließlich ging es vor allem darum, sich mit den Instrumenten der Digitalisierung vertraut zu machen. Trotzdem wurde die eine oder andere bisher unentdeckte Begeisterung für manche Objekte zutage gefördert, zum Beispiel bei der Arbeit mit den Exlibris aus dem 18. Jahrhundert. „Beim Umgang mit den Büchern entwickelt sich schon eine gewisse Faszination“, so Erich* Gier.

Digitalisierung von Büchern
Bei der Fotografie und Recherche der Objekte entstanden nicht nur Datensätze, sondern mitunter auch neue Interessensgebiete.

Im Abschlussgespräch waren sich alle einig: Das Praktikum hat uns nicht nur jede Menge Wissen vermittelt, sondern auch jede Menge Spaß bereitet!

Amelie May war  Praktikanntin  im zweiten Praktikumsprogramm der Zentralen Kustodie “Wissensdinge Online” zum Thema Digitalisierung.