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Forum Wissen Hinter den Kulissen

Digitale Zeitreise: Die virtuelle Rekonstruktion des Königlich Academischen Museums

Die Idee, in Göttingen ein öffentliches Wissenschaftsmuseum einzurichten, ist nicht neu. Sie ist sogar ziemlich alt. Denn so etwas wie das Forum Wissen gab es schon einmal: das Könglich Academische Museum, das 1773, kurz nach der Universitätsgründung, seine Türen öffnete. Mehrere tausende Objekte des einstigen Museums liegen heute noch in den Depots der Georgia Augusta – verteilt auf die einzelnen Institute der Universität. Mit digitalen Mitteln wird es nun möglich, den Bestand des Academischen Museum virtuell wieder zusammenzuführen.

Karsten Heck digitalisiert ein historisches Mikroskop aus der Physikalischen Sammlung
Bei der Arbeit: Foto-Station zur Herstellung von Objekt-Digitalisaten

Das erste Wissenschaftsmuseum im 18. Jahrhundert

Eine der zahlreichen Neuerungen der frisch gegründeten Georg-August-Universität war es, dass – neben der Einrichtung einer zentralen Universitätsbibliothek – auch „Artificialien“ und „Naturalien“, also materielle Forschungsobjekte, zentral aufbewahrt wurden. Ganz im Sinne der Aufklärung sollte Wissen durch das genaue Betrachten, Handhaben und Vermessen von Dingen überprüft werden. Diese Dinge wurden dann katalogisiert und archiviert und immer wieder in Forschung und Lehre eingesetzt.

Gleichzeitig war es den Gründervätern der Universität wichtig, die so gewonnenen wissenschaftlichen Erkenntnisse auch der Öffentlichkeit zugänglich zu machen und zur Diskussion zu stellen. Direkt neben der Bibliothek am Papendiek betreute Johann Friedrich Blumenbach, der erste Aufseher des Academischen Museums, die von seinem Zeitgenossen Georg Christoph Lichtenberg sogenannten „akademischen Kabinette“ der Universität – die Keimzelle der heute über den Campus verteilten, über 70 akademischen Sammlungen. Eine erstaunliche Vielfalt an Dingen war dort zu sehen: Gesteine, Mineralien und Fossilien, Gipsabgüsse antiker Skulpturen und archäologische Fundstücke, Tierpräparate, Münzen und Medaillen, botanische Herbarien, Gemälde und Grafiken, historische Messinstrumente, Schädel, Mumien, anatomische Präparate.

Ansicht des Acadmischen Museums. Lithographie von Friedrich Besemann, ca. 1830.
Ansicht des Acadmischen Museums. Lithographie von Friedrich Besemann, ca. 1830.

Aus einem zentralen Museum werden viele spezialiserte Sammlungen

Im 19. Jahrhundert brachte die Ausdifferenzierung der Fachdisziplinen ein enormes Wachstum der Sammlungsbestände mit sich, an der oftmals die Geschichte ganzer Disziplinen nachvollziehbar ist. 1840 führte dies zur Aufspaltung des zentralen Academischen Museums. Bis heute sind die Sammlungen auf über dreißig Standorte in der Stadt verteilt. Von Kriegszerstörung weitgehend verschont geblieben, ist das akademische Erbe in den Göttinger Sammlungen – im deutschlandweiten Vergleich – in ungewöhnlich vollständiger Form erhalten geblieben.

Heute versteckt sich der Grundstock des Academischen Museums in der Objektfülle des modernen Sammlungsbestandes. Deshalb besteht der erste Schritt der digitalen Rekonstruktion im Durchforsten alter Inventare und Schriftquellen wie dem „Catalogus Musei Academici“. Welche Objekte gehörten zum Kernbestand der Ursprungssammlungen? Was verraten uns die Reiseberichte europäischer Gelehrte, die das Museum besuchten? Und wie beschreiben die damaligen Professoren den Einsatz der Objekte in ihrer Lehre?

 

Digitaliserung: Das Academische Museum entsteht virtuell von Neuem

Die so identifizierten Objekte werden derzeit von den Kustodinnen und Kustoden in Zusammenarbeit mit einem Team aus wissenschaftlichen und studentischen Mitarbeitern in den jeweiligen Sammlungen ausfindig gemacht. Das Team erfasst grundlegende Informationen über das Objekt (z. B. Größe, Material, Datierung, Quellen etc.) und trägt sie in eine zentrale Sammlungsdatenbank ein, die allen Sammlungen am Campus zur Verfügung steht. Für die fotografische Reproduktion baut das Digitalisierungsteam die mobile Ausrüstung an den jeweiligen Standorten auf. Die Objekte werden vor farbneutraler Hohlkehle individuell ausgeleuchtet und inszeniert. Die Fotografen erstellen isolierte Ansichten der Objekte aus mehreren Perspektiven.

Digitalisierung einer "Naturalie" aus dem Bestand des Academischen Museums
Digitalisierung einer “Naturalie” aus dem Bestand des Academischen Museums

 

 

Die in die Breite der Bestände zielende fotografische Digitalisierung und Basiserschließung der Altbestände der Göttinger Sammlungen dient als Grundlage für die weitergehende Bearbeitung und Tiefenerschließung der Bestände im Rahmen verschiedener Forschungsvorhaben. So widmet sich z.B. das Editionsprojekt „Johann Friedrich Blumenbach – Online“ der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen speziell dessen Schriften (mehr als 1.025 Texte, mit ca. 80.000 Seiten) sowie den mit Blumenbach und seiner Forschung verbundenen, noch erhaltenen Objekten aus seinen naturkundlichen Sammlungen (mehr als 4.500 Objekte). Diese werden in Auswahl zusätzlich durch stereoskopische Aufnahmen dreidimensional erfasst und en Detail wissenschaftshistorisch und hinsichtlich ihrer Provenienzen tiefenerschlossen, um Objekte und Schriften gemeinsam und verknüpft in digitaler Form zugänglich machen.

Auch das Projekt „Sammeln erforschen – Geschichte und wissenschaftliche Aktualisierung der Göttinger Universitätssammlungen im Kontext museumstheoretischer und ethnologischer Diskurse“ setzt an der derzeitigen Basiserschließung an und nimmt die Altbestände insbesondere der Ethnologischen Sammlung dahingehend unter die Lupe, die Bedeutung wissenschaftlicher Sammlungspraxis für die Entwicklung des Faches Völkerkunde/Ethnologie/Ethnographie zu beleuchten und diese materialbasiert wissenshistorische Perspektive in aktuelle Theoriediskurse der Ethnologie, Museumswissenschaft und der Material Culture Studies einzubringen.

Die wissenschaftliche Zeitreise in die historische Sammlungspraxis und vielschichtige Göttinger Sammlungslandschaft des 18. und 19. Jahrhunderts beginnt mit der digitalen Öffnung der historischen Sammlungen. Stück für Stück erschlossen, um sodann in kollaborativer Forschung mit digitalen Methoden ausgeleuchtet zu werden, wird das einstige Academische Museum der Georgia-Augusta künftig virtuell wiederentstehen und erfahrbar werden.

[grey_box] Die digitale Rekonstruktion der Göttinger Altbestände bildet einen Schwerpunkt der laufenden Digitalisierungsarbeit der Zentralen Kustodie und der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen. Die technische und personelle Ausstattung des Projekts wird durch die finanzielle Unterstützung des Landes Niedersachsen möglich gemacht. Die Ergebnisse werden im Sammlungsportal der Universität veröffentlicht, das im Herbst 2017 freigeschaltet werden wird (zur Beta-Version).[/grey_box]

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Ausstellung Sammlung

Ausstellung “DingeDenkenLichtenberg” eröffnet

Am 30. Juni ist  die Ausstellung “DingeDenkenLichtenberg” in der Paulinerkirche der SUB Göttingen eröffnet worden. Sie ist nach “on/off. Vom Nobelpreis und den Grenzen der Wissenschaft” die nächste Teaser-Ausstellung auf dem Weg zum Forum Wissen. Bis zum 3. Oktober wird die Ausstellung dienstags bis sonntags von 11 bis 18 Uhr in der Paulinerkirche zu sehen sein. Bereits am Eröffnungswochenende zog die Lichtenberg-Schau rund 500 Besucherinnen und Besucher an. Die Eröffnung am Freitag war so gut besucht, dass zwischenzeitlich sogar ein Einlassstopp ausgesprochen werden musste. Wir haben ein paar bildliche Impressionen von der Ausstellungseröffnung gesammelt – viel Spaß damit!

Los ging die Veranstaltung um 18 Uhr im Alfred-Hessel-Saal…
… und der Saal war bis zum letzten Platz und darüber hinaus mit Besucherinnen und Besuchern gefüllt.
Zwischen den Grußworten sorgte ein Trio der Akademischen Orchestervereinigung Göttingen für musikalische Zerstreuung.
Dr. Marie-Lusia Allemeyer zeigt es an: Es geht um Georg Christoph Lichtenberg! Die Lichtenberg-Büste, die Allemeyer in der Hand hält, sollte später beim Überraschungsexperiment noch einen zweiten Auftritt bekommen.
Nach den Grußworten und einer Stärkung beim Sektempfang strömten die Besucherinnen und Besucher langsam in den Ausstellungsraum.
Vor allem die physikalischen Instrumente aus dem „Physicalischen Cabinet“ der Fakultät für Physik beeindruckten die Gäste.
Begleitend zur Ausstellung ist auch ein Katalog erschienen, der direkt in der Paulinerkirche oder im Univerlag erworben werden kann.
In der Ausstellung findet sich auch die historische Luftpumpe wieder, die die Werbeplakate für die Ausstellung ziert.
Während die einen noch durch die Ausstellung schlenderten, machten sich andere schon daran, an dem Gewinnspiel beim Luftballon-Experiment mitzumachen.
Durchgeführt wurde das Experiment vom Göttinger Physiker Dr. Daniel Steil, der allerlei Interessantes über Lichtenberg und seine Gedanken über das Fliegen zu berichten wusste.
Um zu gewinnen, musste auf die kleinste Ballonkugel gesetzt werden, die die am Ballon befestigte Lichtenberg-Büste zum Fliegen bringt.
Während die Lichtenbergbüste am zweitgrößten Ballon nur kurz vom Tisch abhob, um auf dem Boden zu landen…
… schnellte der Lichtenberg am größten Ballon rasant in die Höhe.
Am Ende durften sich diejenigen, die mit ihrem Tipp richtig lagen, über verschiedene Gewinne freuen.

DingeDenkenLichtenberg ist Teil einer ganzen Reihe von Ausstellungen und Veranstaltungen in Göttingen. Denn 2017 ist Lichtenberg-Jahr: Der Geburtstag des Physikers, Aphoristikers und Lokalhelds jährt sich zum 275. Mal.

Alle Bilder: Peter Heller

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Ausstellung Forum Wissen

“on/off. Vom Nobelpreis und den Grenzen der Wissenschaft” – Ein Rückblick in Bildern

Gut einen Monat ist es her, dass die Ausstellung “on/off. Vom Nobelpreis und den Grenzen der Wissenschaft” ihren feierlichen Abschluss fand. Vom 11. Dezember 2016 bis 28. Mai 2017 war die Teaser-Ausstellung für das Forum Wissen in der Alten Mensa am Wilhelmsplatz zu sehen. Wir wollen noch einmal zurückblicken und die Etappen der Ausstellung Revue passieren lassen.

Aufbau

Anfang Dezember 2016 begann der Aufbau der Ausstellung: Die Ausstellungsmöbel wurden angeliefert.
Hier wird mit Feingefühl die Schutzfolie von einer Ausstellungswand abgezogen.
Im Vordergrund wird das STED-Mikroskop aufgebaut, im Hintergrund wartet noch Arbeit auf das Ausstellungsteam.
Geschafft: Die Ausstellung steht und wartet auf die ersten Besucherinnen und Besucher. Bild: Jan Vetter

Das “making of” der Ausstellung haben wir übrigens auch filmisch festgehalten, hier gehts zum Video.

Eröffnung

Am 11. Dezember wurde die Ausstellung dann durch die Präsidentin der Universität Göttingen, Prof. Dr. Ulrike Beisiegel, eröffnet. Zuvor hatten die Gäste des Jahresabschlussempfangs und Alumni der Universität Göttingen bereits Gelegenheit, an einer Führung mit Ausstellungsmacher Joachim Baur teilzunehmen und einen Blick in die Ausstellung zu werfen.

Gäste des Alumni-Tages am 10. Dezember 2016 erhalten eine “Sneak-Preview” der Ausstellung. Bild: Peter Heller
Besucher an der Vitrine mit den historischen Mikroskopen aus den universitären Sammlungen. Foto: Jan Vetter

Besucher

on/off war die erste große Teaser-Ausstellung auf dem Weg zum Forum Wissen. Rund 6.500 Besucherinnen und Besucher haben die Ausstellung besucht und uns viel positives Feedback beschert. Vor allem die Ausstellungsführungen durch unsere wissenschaftliche Hilfskraft Jessica Korschanowski erhielten großes Lob.

Im Besucherbuch der Ausstellung finden sich viele nette Komentare zur Ausstellung.
Jessica Korschanowski während einer Führung durch die Ausstellung bei der 3. Nacht des Wissens am 23. Januar 2017. Foto: Peter Heller

Rahmenprogramm

Die Ausstellung wurde zudem über ihre gesamte Laufzeit von einem vielfältigen Programm begleitet: eine Vortragsreihe, Filmvorführungen, ein Theaterstück, Stadtführungen, ein Science Slam sowie verschiedene Mitmachangebote für Schülerinnen und Schüler knüpften thematisch an die Ausstellung an. Ein Highlight des Begleitprogramms waren die vom Y-LAB angebotenen Schülerführungen durch die Ausstellung.

Ein Schülerscout führt Schülerinnen und Schüler durch die Ausstellung. Bild: Peter Heller

Finissage

Nach knapp sechsmonatiger Laufzeit feierte die Ausstellung am 28. Mai 2017 Finissage. Nach einem Grußwort von Frau Beisiegel und einem kurzen Vortrag von Dr. Marie-Luisa Allemeyer, Direktorin der Zentralen Kustodie der Universität Göttingen, erhielten die Besucherinnen und Besucher ein letztes Mal die Gelegenheit, durch die Ausstellung zu schreiten.

Frau Allemeyer begrüßt die Besucherinnen und Besucher am letzten Ausstellungstag. Foto: Peter Heller
In lockerer Atmosphäre und bei einem Glas Sekt hatten die Gäste ein letztes Mal Gelegenheit, sich die Ausstellung anzuschauen. Bild: Peter Heller

Nächste Schritte: Virtuelle Ausstellung

Zurzeit wird daran gearbeitet, die Ausstellung noch einmal virtuell zum Leben zu erwecken: Vor dem Abbau der Ausstellung wurde der gesamte Ausstellungsraum mit Kugelpanoramen fotografiert. Diese Fotos werden nun, angereichert mit Ausstellungstexten, Videos und Bildern, zu einem virtuellen Rundgang durch die Ausstellung zusammengefügt. Sobald die Ausstellung online ist, erfahrt ihr es hier auf unserem Blog!

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Baustelle

Richtfest bei unseren Nachbarn am Groner Tor

Wer in den vergangenen Wochen am Groner Tor unterwegs war, kann es nicht übersehen haben: Die Rohbauten der Sparkasse Göttingen und des Freigeist Hotels wachsen rapide in die Höhe. Gestern haben unsere zukünftigen Nachbarn Richtfest gefeiert. Wir gratulieren!

Blick auf die Baustelle am Groner Tor neben dem geplanten Forum Wissen. Foto: EBR Projektentwicklung

Beim Richtfest ging es vor allem darum, den Handwerkern für die geleistete Arbeit zu danken. Beide Bauvorhaben werden vom Unternehmen EBR Projektentwicklung durchgeführt.

Dankesrede von EBR-Geschäftsführer Borzou Rafie Elizei. Foto: Katharina Kastendieck

Viele Jahre lag das zugewachsene Areal am Groner Tor brach. Durch die Entscheidung von Universität und Stadt, das Gelände gemeinsam zu gestalten, wurde der Grundstein für eine integrative und gemeinschaftliche Nutzung gelegt. Im Innennhof zwischen Hotel, Sparkasse und Museum entstehen in Zukunft öffentlich zugängliche Grünflächen.

Links unten im Bild ist das Sparkassengebäude zu sehen, dahinter, links oben, das zukünftige Freigeist Hotel. Auf der rechten Seite: Blick auf das zukünftige Forum Wissen (ehemaliges Zoologisches Institut). Foto: EBR Projektentwicklung

Auch beim Forum Wissen geht es bei der Bauplanung voran. Der Förderkreis Forum Wissen hat sich das Universitätsgebäude neben den Neubauten vor Beginn der Sanierung noch einmal angeschaut und sich erklären lassen, welche Maßnahmen geplant sind. Unseren Blog-Beitrag dazu findet ihr hier.

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Ausstellung Forum Wissen

Rückblick: Internationaler Museumstag am 21. Mai 2017

Was für ein herrlicher Tag! Bei bestem Wetter begrüßten die Sammlungen, Museen und Gärten der Universität Göttingen viele neugierige Besucherinnen und Besucher zum Internationalen Museumstag. Neben den permanenten Ausstellungen wurde ein umfangreiches Begleitprogramm mit Führungen, Vorträgen und Mitmachaktionen für Groß und Klein geboten. Wir haben ein paar bildliche Impressionen vom Museumstag zusammengetragen und freuen uns schon jetzt auf das nächste Mal!

Die Öffnung der Universität in die Gesellschaft ist eines der Hauptanliegen des geplanten Forum Wissen. Zu zeigen, was an der Universität passiert, woran gearbeitet und geforscht wird, welche Schätze sich hier verbergen und wie Erkenntnisse und Wissen überhaupt entstehen – das wird die zentrale Aufgabe des Forum Wissen sein. Das Präsentieren der Sammlungsschätze und das vielseitige Zusatzprogramm am Museumstag waren somit ein Vorgeschmack auf das, was im Forum Wissen gesehen und erlebt werden kann.

 

Im Geologischen Museum gab es allerlei Mitmachangebote für Kinder…
… zudem lernten Groß und Klein Spannendes über die Erdgeschichte und Fossilien.
In der Musikinstrumentensammlung konnten Workshops zum balinesischen Gongspielorchester “Gamelan Beleganjur” besucht werden.
Die sammlungsübergreifende Führung “Forscher auf Reisen” startete im Alten Botanischen Garten.
Die Ethnologische Sammlung bot ihren jungen Gästen ein spielerisches Programm zum Thema “Südsee” an.
In der Kunstsammlung wurden spannende Erkenntnisse über die Entwicklung der Fotografie und die Geschichte der Orientbilder in der frühen Fotografie präsentiert.
Im Rechnermuseum der GWDG wurde den Besucherinnen und Besuchern die Entwicklung der Computertechnik nahegebracht.

Alle Bilder: Peter Heller

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Baustelle Engagement

Bald ist hier Baustelle: Der Förderkreis im zukünftigen Forum Wissen

Bevor in wenigen Wochen die Entkernung beginnt, hat der Förderkreis Forum Wissen sich das zukünftige Museumsgebäude noch einmal angeschaut. Das Fazit: Die Sanierung wird sich lohnen!

 

Rainer Bolli mit Mitgliedern des Förderkreis Forum Wissen und anderen Besuchern

Das repräsentative Gebäude an der Berliner Straße 28, direkt neben dem Bahnhof, ist den meisten Göttingerinnen und Göttingern als Zoologisches Institut bekannt. Wenige wissen, dass 1877 hier das Naturhistorische Museum der Universität eröffnet wurde. Seitdem durchlebte der Bau eine wechselhafte Geschichte: Im zweiten Weltkrieg durch einen Bombeneinschlag beschädigt, wurde der ehemals großzügige Innenraum in der Nachkriegszeit durch den Einbau von kleinen Büros, Laboren und Lehrräumen stark überformt.

Die niedrigen Decken und engen Flure, die nachträglich hinzugefügt wurden, erschweren die Orientierung im Gebäude und vermitteln einen dunklen, etwas trostlosen Eindruck. Dieser Eindruck wird noch verstärkt durch die Überbleibsel, die wir beim Herumstöbern in den verlassenen Laborräumen entdecken. Kaputte Büromöbel und ein Durcheinander aus biologischen Proben, Glaskolben und Atemschutzmasken warten hier auf den Abtransport.

 

Ehemaliges Labor

 

Im Foyer, das in ein breites Treppenhaus mündet, lässt sich die Substanz des Gründerzeit-Hauses schon eher erahnen. Rainer Bolli, Leiter des Baumanagements der Universität, weist auf eine Stelle an der Decke, an der der Putz abgeschabt wurde. Hier hat eine Restauratorin unter vielen Schichten Farbe, Spuren der ursprünglichen Bemalung gefunden. Diese soll nun wiederhergestellt werden.

Neben der Entkernung und Restaurierung des Gebäudes sind auch Erweiterungen und Anbauten geplant: Unter anderem soll der nördliche Innenhof durch einen Wintergarten überdeckt werden, sodass mehr Platz für den Eingangsbereich, das Café und den Museumsshop entsteht. Die Stufen, die zum Eingangsportal führen, werden im mittleren Bereich abgetragen. Auf diese Weise können Rollstuhlfahrer und Eltern mit Kinderwagen bequem und ganz zentral passieren. Zudem wird die Klimatechnik so ausgebaut, dass Objekte aus den Göttinger Sammlungen und Leihgaben in Sonderausstellungen problemlos ausgestellt werden können.

 

Auch die Nachbarn bauen: Ausblick auf das zukünftige Hotel der Hardenberg-Gruppe

 

Doch bevor diese Pläne umgesetzt werden können, ist noch ein wenig Vorbereitungsarbeit nötig. Bis Herbst 2017 wird die Bausubstanz des Gebäudes untersucht. Darüber hinaus beginnt demnächst der Rückbau der Einbauten aus dem 20. Jahrhundert. Über die nächsten Schritte auf der Baustelle informieren wir hier auf dem Forum Wissen Blog.

Falls Sie sich für Veranstaltungen des Förderkreises Forum Wissen interessieren oder Mitglied werden wollen, schreiben Sie uns, oder besuchen Sie die Seite www.foerderkreis-forum-wissen.de.

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Ausstellung Forum Wissen

ON/OFF. Interview mit Ausstellungsmacher Joachim Baur

Noch bis zum 28. Mai 2017 ist die Ausstellung „on/off. Vom Nobelpreis und den Grenzen der Wissenschaft” im Tagungs- und Veranstaltungshaus Alte Mensa zu sehen. Der Historiker und Kulturwissenschaftler Dr. Joachim Baur war maßgeblich an der Konzeption der Ausstellung beteiligt. Mit ihm haben wir uns getroffen und darüber gesprochen, was es in der Ausstellung zu entdecken gibt.

Joachim Baur (Mitte) im Gespräch mit Stefan Hell und Marie Luisa Allemeyer

Herr Baur, worum geht es in der aktuellen Ausstellung?

Es geht um die Geschichte, wie der Göttinger Physiker Stefan Hell im Jahr 2014 den Nobelpreis erhielt. Und dabei streifen wir ganz unterschiedliche Themenfelder: Die Frage etwa, wie jemand zum Spitzenforscher wird – mit allen Hochs und Tiefs. Aber natürlich auch Hells wissenschaftliche Leistung: die Erfindung einer neuen, superscharfen Mikroskopie-Technik. Schließlich diskutieren wir auch die Möglichkeiten und Grenzen von Wissenschaft in unserer Gesellschaft.

Was gibt es in der Ausstellung zu sehen?

Viel und ganz Unterschiedliches! Wir starten mit einer raumgreifenden Videoprojektion, die die Besucher direkt am Ereignis der Nobelpreisverleihung teilhaben lässt. Neben persönlichen Objekten zur Karriere Stefan Hells und erklärenden Filmen zu seiner bahnbrechenden Forschung zeigen wir eine Auswahl sehr schöner alter Mikroskope aus den Göttinger Sammlungen – im direkten Kontrast zu einem supermodernen STED-Mikroskop von Stefan Hell. Wer will, kann hier auch selbst Hand anlegen. Hinzu kommen Interviews mit zahlreichen Göttinger Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, die einen kritischen Einblick in die Bedingungen und Grenzen wissenschaftlicher Arbeit geben.

Was macht einen Ausstellungsbesuch in Ihren Augen lohnenswert?

Ich denke, in der Ausstellung finden sich sehr facettenreiche Fragen: Wie funktioniert das System Wissenschaft? Wie sieht es darin aus mit Konkurrenz und Anerkennung? Wie lassen sich scheinbar unüberwindliche Grenzen überschreiten? Das sind wichtige Debatten, weit über einzelne Disziplinen hinaus. Zudem ist die Ausstellung recht kreativ gestaltet, hoffentlich ganz unterhaltsam – und noch dazu kostenlos!

 

ON/OFF. VOM NOBELPREIS UND DEN GRENZEN DER WISSENSCHAFT

bis 28. Mai 2017

Tagungs- und Veranstaltungshaus Alte Mensa, Wilhelmsplatz 3, Erdgeschoss

Dienstags bis sonntags, 12 bis 19 Uhr

 

Die Ausstellung wird von einem vielfältigen Programm begleitet. Mehr Informationen dazu finden Sie auf: www.uni-goettingen.de/on-off

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Engagement

Der Förderkreis Forum Wissen stellt sich vor

Am Dienstag, 25. April 2017, um 19 Uhr stellt sich der neu gegeründete Förderkreis Forum Wissen in der Alten Mensa am Wilhelmsplatz der Öffentlichkeit vor. Nobelpreisträger Prof. Stefan Hell wird als Gastredner einen kurzen Vortrag über seine neuesten Forschungserfolge halten. Auch die Präsidentin der Universität Göttingen, Prof. Dr. Ulrike Beisiegel, hält ein Grußwort.

Der Förderkreis Forum Wissen wurde Anfang des Jahres von Göttinger Bürgerinnen und Bürgern sowie Alumni der Universität gegründet. Hier treffen sich Gleichgesinnte, die überzeugt sind, dass das Forum Wissen für die Stadt Göttingen und Südniedersachsen ein großer Gewinn sein wird. Der Förderkreis unterstützt die Georg-August-Universität und organisiert eigene Aktivitäten. So trägt er dazu bei, dass das Forum Wissen optimal umgesetzt werden kann und als Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Gesellschaft funktioniert.

Bei der konstituierenden Sitzung im Februar wurde der ehemalige Göttinger Oberbürgermeister Wolfgang Meyer zum Vorstandsvorsitzenden gewählt. Stellvertretende Vorsitzende sind die Untenehmerinnen Andrea Ruhstrat und Sigrid Lüttge. Wenn Sie an einer Mitgliedschaft interessiert sind, schreiben Sie gerne an: foerderkreis@forum-wissen.de.

Weitere Informationen zum Verein erhalten Sie demnächst hier: www.foerderkreis-forum-wissen.de.

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Engagement

Wertvolles Geschenk: Alumnus übergibt Inuit-Kunstwerke

Mit der großzügigen Schenkung des Göttinger Alumnus Dr. Norbert Wiezcorek erhält die Ethnologische Sammlung mehr als 150 Objekte von überwiegend aus Kanada stammenden Inuit-Künstlern. Die Sammlung setzt sich aus 139 zumeist aus Speckstein gefertigten Skulpturen, dreizehn Grafiken bestehend aus Stein- und Schablonendrucken sowie Handzeichnungen zusammen.

„Die Schenkung wird den Bestand der Ethnologischen Sammlung, die bereits eine kleine, aber historisch bedeutende, überwiegend aus dem 18. und 19. Jahrhundert stammende Sammlung aus Alaska und der östlichen Arktis besitzt, wesentlich ergänzen“, so Dr. Michael Kraus, Kustos der Ethnologischen Sammlung.

Schenker ist Dr. Norbert Wieczorek, der in Göttingen studierte und der Universität bis heute als Alumnus verbunden ist. Er trug zwischen 1975 und 2000 mehr als 150 Werke der neben Grönland vor allem im nordöstlichen Kanada beheimateten Inuit zusammen. Dr. Wieczorek erwarb die Arbeiten in Galerien in Deutschland, Kanada, den USA und Dänemark.


„Die wertvolle Sammlung bietet einen interessanten Querschnitt des Kunstschaffens der kanadischen Inuit im späten 20. Jahrhundert“, so Dr. Kraus. Ergänzt wird diese Übersicht durch Werke aus Alaska und Grönland. Die über Jahre liebevoll angelegte Sammlung verdeutlicht das künstlerische Schaffen ihrer Hersteller und spiegelt zugleich in zahlreichen Beispielen die Auseinandersetzung mit mythologischen Wesen wie der Meeresgöttin Sedna wider. Darüber hinaus ist sie ein Dokument der Prozesse kultureller Veränderungen in der Region im letzten Viertel des 20. Jahrhunderts.

 

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Alter Meister in neuem Glanz

Eine Spende hat die Restaurierung eines Gemäldes des niederländischen Malers Jan Victors (1619 bis 1679) in der Kunstsammlung der Universität Göttingen ermöglicht. Das signierte Gemälde „Rast vor der Schenke“ stammt aus der Zeit um 1650 und war erheblich beschädigt. Dank der großzügigen Unterstützung durch die Göttinger Familie Reinshagen konnte es nun restauriert werden. Der Freundeskreis Kunstsammlung der Universität Göttingen e.V. und die Zentrale Kustodie ergänzten den fehlenden Betrag. Die gesamte Restaurierung dauerte etwa anderthalb Jahre.

Von Links: Tilman Reinshagen, Heide Reinshagen, Viola Bothmann (Restauratorin), Dietrich Meyerhöfer (Freundeskreis Kunstsammlung), Wulf Reinshagen

„Wir sind der Familie, dem Freundeskreis und der Zentralen Kustodie sehr dankbar, dass wir mit ihrer Hilfe das Gemälde wiederherstellen konnten“, erklärt die Kustodin der Kunstsammlung Dr. Anne-Katrin Sors. Die Göttinger Diplom-Restauratorin Viola Bothmann musste unter anderem den stark gebräunten Firnis des Gemäldes entfernen, Farbschollen fixieren, Risse und Löcher in der Leinwand schließen und retuschieren sowie den geschnitzten und vergoldeten Zierrahmen des Bildes restaurieren. Das größte Problem stellte der originale Blind- oder Spannrahmen dar, der aufgrund seines schlechten Zustands nicht mehr verwendet werden konnte. Daher wurde ein Keilrahmen gebaut und der originale Spannrahmen auf der Rückseite des Zierrahmens mithilfe einer Rahmenaufdopplung fixiert.

Das Gemälde wird ab Anfang April während der Sonntagsspaziergänge in der Dauerausstellung der Kunstsammlung zu sehen sein. Weitere Informationen über die Kunstsammlung sind im Internet unter der Adresse www.uni-goettingen.de/de/kunstsammlung/304930.html zu finden.