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Was das Schreiben angeht…

Autor: Dr. Andreas Effland, M.A. Seminar für Ägyptologie und Koptologie

„Was das Schreiben für den, der es kann, angeht: Nützlicher ist das als jedes Amt!“

aus dem Papyrus Lansing, 20. Dynastie, 11. Jahrhundert. v.Chr.

Das Schreiben erforschen…

Ob in Ägypten oder Mesopotamien das Medium Schrift zuerst genutzt wurde, steht noch in der Diskussion. Beide Regionen haben eine bis in das 4. Jahrtausend v. Chr. zurückreichende Tradition des Schreibens.
Die Schreiber bildeten in der altägyptischen Gesellschaft und Verwaltung ein wichtiges Fundament und die Wertschätzung für diesen Beruf war außerordentlich groß. Eine gute Ausbildung eröffnete ausgezeichnete Karrierechancen.
Der angehende Schreiber erhielt nicht nur Kenntnisse in der Schrift, ihm wurde eine umfassende Allgemeinbildung vermittelt, er lernte die „klassische Literatur“ des Nillandes kennen, übte sich in Spezialkenntnissen wie der Mathematik, die ihn in die Geheimnisse von Projektplanungen und Bauvorhaben einführte. Weiteres Wissen zu Themen wie Astronomie oder Medizin konnte ein Schreiber an „weiterführenden“ Tempelschulen erlangen. Zum Handwerkszeug gehörten sein Schreibmaterial: Papyrus, die Palette mit Farbpasten sowie Wassernapf, Tinte und Schreibbinse. Dies war ein wichtiges Schreibgerät, das wie eine Schreibfeder genutzt wurde und aus einer grasartigen Pflanze, der Binse, gefertigt wurde.

Die Figur des Schreibers

Die im Sammlungsschaufenster im Forum Wissen ausgestellte Figur eines Schreibers aus der Zeit des sogenannten Neuen Reiches (18. Dynastie, 14. Jahrhundert v. Chr.) zeigt eine typische Haltung, bei der er mit untergeschlagenen Beinen auf dem Boden sitzt und eine Papyrusrolle quer vor sich aufrollt. In dieser Stellung lassen sich auch sehr lange Papyri beschreiben. Die längsten bekannten Papyri aus Ägypten messen bis zu 40 Meter!

Die kleine Statuette trägt sogar den Namen des dargestellten Schreibers: Nebmerutef. Und auch wenn die im Sammlungsschaufenster ausgestellte Plastik nur eine Replik ist, also eine Kopie einer Statuette deren Original sich heute im Louvre in Paris befindet, könnte eine solche Schreiberstatuette geradezu ein Ikon für unser wissenschaftliches Fach sein.

Die Ägyptologie gehört zu der geisteswissenschaftlichen Fächergruppe der Alten Sprachen und Kulturen. In Göttingen blicken wir auf eine mehr als 150 Jahre lange Geschichte unseres Faches zurück; das Studium und die Erforschung der Historie, der Kultur und Religion des pharaonischen und auch des christlichen Ägypten und der ägyptisch-koptischen Sprache hat in Göttingen Tradition. 1867 wurde hier die weltweit erst dritte Professur für Ägyptologie eingerichtet.

Traditionell konzentriert sich die Forschung unseres Faches zunächst auf die ägyptische Sprache und ihre Schriften. Auch heute noch ist das Fundament für einen erfolgreichen Studienabschluss in der Ägyptologie eine solide Sprachausbildung. Daneben steht allerdings auch die Erforschung der materiellen Hinterlassenschaften, von Artefakten, wie Gerätschaften, Alltagsgegenständen, Kultobjekten, Grabbeigaben, Ritualrelikten, dazu kommen auch die Baudenkmäler, Bildwerke, Reliefs, Malereien, Statuen, Stelen, Särge oder auch Amulette und die Keramik des Alten Ägypten, materielle Hinterlassenschaften, die meist den Kern von Sammlungen an Museen und Universitäten ausmachen.

Die Figur des Schreibers im Sammlungsschaufenster des Forum Wissen

Die Sammlung am Seminar für Ägyptologie und Koptologie
der Universität Göttingen

Die kleine Sammlung am Seminar für Ägyptologie und Koptologie an der Georgia Augusta besteht aus etwa 100 originalen Objekten und fungiert als Lehrsammlung, die auch im Unterricht genutzt wird. Es handelt sich dabei um kleinformatige Objekte wie Amulette, Skarabäen, und Keramik. Um den Studierenden unseres Faches jedoch auch andere und mitunter größere Objekte und Thematiken zu vermitteln, benutzen wir auch gerne gute Museumsreplikate, wie sie derzeit auch im Sammlungsschaufenster im Forum Wissen zu sehen sind.

Altägyptische Originale finden sich an der Universität Göttingen auch in anderen Sammlungen. Sie wurden zum Teil schon gegen Ende des 18. Jahrhunderts auf Initiative von J.F. Blumenbach für das Akademische Museum erworben und zeugen von einem weit zurückreichenden Interesse an dem alten Ägypten in unserer Stadt.