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Baustelle Forum Wissen

Auf dem Weg zum Forum Wissen

Kelle, Helm und Mörtel stehen bereit. Die Sonne scheint und immer mehr Gäste aus Politik und Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur kommen, um gemeinsam die Grundsteinlegung für das Forum Wissen zu feiern: Es ist Montag, der 24. September 2018.

Stein auf Stein: 2020 soll es fertig sein

„Das ist ein entscheidender Schritt: Wir beginnen jetzt mit dem Umbau, um das Forum Wissen 2020 eröffnen zu können“, so Universitätspräsidentin Ulrike Beisiegel. Seit Oktober 2017 wurde das Zoologische Institut an der Berliner Straße saniert und auf seine originalen Strukturen von 1877 zurückgebaut; damals war es das Naturhistorische Museum der Universität Göttingen.

Rainer Bolli und Sonja Kastrup vom Gebäudemanagement der Universität Göttingen füllen die Zeitkapsel.

„Auf diesen alten Strukturen bauen wir auf und schaffen ein Museum auf neuestem Stand“, erklärt Rainer Bolli. Sein Blick schweift durch die großen, hellen Räume, die zukünftige Ausstellungen erahnen lassen. Dann greift der Leiter des Gebäudemanagements zur kupfernen Röhre: Das aktuelle Göttinger Tageblatt, die Unizeitung uni|inform, die neue Broschüre über die Sammlungen der Uni, Pläne und Projektskizzen vom Forum Wissen und natürlich Münzen kommen hinein Zeitzeugen, die später im Foyer des Forum Wissen ihren Platz finden, heute immerhin symbolisch im Grundstein auf dem Innenhof versenkt werden.

Projektleiterin Marie Luisa Allemeyer als Bauarbeiterin.

„Ich freue mich jetzt schon auf die Eröffnung“, sagt Rolf-Georg Köhler, Oberbürgermeister der Stadt Göttingen, und greift beherzt zur Kelle. Er gehört zu den ersten Unterstützern des Projektes und klopft daher besonders gern den Ziegel auf dem Mörtel fest. Dreimaliges Klopfen auf den Grundstein soll böse Geister abhalten. Den Beteiligten scheint aber mehr daran zu liegen, dass die Basis gut gesetzt ist: Zumindest fällt auf, dass die Projektleiterin des Forum Wissen, Marie Luisa Allemeyer, gar nicht mehr aufhört, den Stein zu bearbeiten.

Was Hochschule und Museum verbindet

„Das Besondere am Forum Wissen ist, dass wir zwei Dinge miteinander kombinieren: Wir bauen ein Haus für die Wissenschaft, das interdisziplinäres Forschen und Lehren mit Objekten ermöglicht. Zugleich ist es ein Museum für die Öffentlichkeit“, beschreibt Allemeyer. Es sind zwei Aufgaben, die normalerweise getrennt, im neuen Wissensmuseum aber miteinander verknüpft werden. Ausstellungsmacher Joachim Baur nickt. Er konzipiert gemeinsam mit dem kuratorischen Team die Basisausstellung für das Forum Wissen: „Wir wollen die gesellschaftliche Rolle von Wissenschaft nicht nur anschaulich machen, sondern auch diskutieren, kritisch reflektieren.“ Und das nicht nur mit Experten, sondern mit einem breiten Publikum.

Besucherinnen und Besucher der Grundsteinlegung.

Deshalb ist es auch für den Vizepräsidenten des Deutschen Bundestages, Thomas Oppermann, genau das richtige Projekt zur richtigen Zeit: „Wissen ist die Basis unseres Wohlstandes und Voraussetzung für Demokratie.“

Warum es sich lohnt, das Forum Wissen zu unterstützen

Aus diesem Grund fördert der Bund das Projekt mit 10 Millionen Euro. Insgesamt betragen die Kosten für Sanierung und Umbau des Gebäudes sowie für die Ausstellungseinrichtung 28,8 Millionen Euro. Zwei Drittel davon sind gesichert. Die restlichen Mittel sollen durch private und öffentliche Stiftungen und Spenden eingeworben werden.

Mittendrin: Mitglieder des Förderkreises Forum Wissen.

Dafür setzen sich unter anderem die Mitglieder des Förderkreises Forum Wissen ein. Sie sind auch heute an der blauen Brille zu erkennen, dem Markenzeichen der Kampagne „wir wollen’s wissen“. Seit Monaten engagieren sie sich wie viele andere für das Projekt der Uni Göttingen, das längst eine Angelegenheit von Stadt und Land geworden ist. Björn Thümler holt sogar noch weiter aus: „Die Wissenschaftsfreiheit dürfen wir nicht Leuten überlassen, die damit nicht umgehen können. Deshalb ist das Forum Wissen einmalig, wichtig nicht nur für Niedersachsen, sondern weltweit.“

Jetzt kommt Leben ins Haus

Die Worte des niedersächsischen Ministers für Wissenschaft und Kultur hören an diesem Tag alle gern, besonders aber jene, die seit Monaten hinter den Kulissen konzipieren, planen, werkeln und jetzt freudig das Glas erheben, um auf den Neubeginn anzustoßen.

Dazu gehören auch die beiden leitenden Architekten Felix Flechtner und Alexander Pfohl, die den mit Plakaten, Modellen und blauen Brillen ausgestatteten Ort nun wieder zu ihrer Baustelle machen können. „Jetzt wollen wir das Forum Wissen mit Leben, mit Feinheiten und Denkmalsubstanz füllen und 2020 dann ein tolles Ergebnis abliefern.“

Wir freuen uns darauf und wünschen gutes Gelingen!

 

 

 

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Engagement

Schaufenster fürs Forum Wissen

Ein Storch im Café Cortés? Seit einigen Tagen hängt das farbenfrohe Bild in der kleinen, gemütlichen Oase Göttingens, ausgewählt hat es Rahel Winterstein. „Es passt einfach zu unserem süßen Repertoire“, so die Inhaberin des Cafés. Denn hinter dem Storch, der ein Wickelkind im Schnabel trägt, verbirgt sich die Form für ein Hochzeitsgebäck aus dem 19. Jahrhundert. Das Objekt aus der Sammlung „Symbole des Weiblichen“ spiegelt die Wünsche an das einstige Brautpaar. „Das ist eine schöne Idee, genauso wie das Forum Wissen“, fügt die Göttingerin hinzu.

Was bringt die Zukunft? Storch mit Wickelkind im Café Cortés.

Auf dem Weg zum Forum Wissen

Gemeinsam mit acht weiteren Geschäften und dem Deutschen Theater unterstützt Rahel Winterstein die Kampagne „wir wollen’s wissen“: Sie alle haben in ihren Schaufenstern oder Räumen Fotoleinwände aufgestellt, die Objekte aus den Sammlungen der Uni Göttingen vorstellen. „Welchen Bezug diese zu den jeweils angebotenen Waren haben, kann jetzt jeder bei einem Stadtbummel erkunden“, so Isabel Pagalies. Die wissenschaftliche Volontärin der Zentralen Kustodie hat die Objekte, ihre Herkunft und Besonderheiten recherchiert. „Rast vor der Schenke“ aus der Mitte des 17. Jahrhunderts gehört zu ihren Lieblingsstücken: Die ländliche Wirtshauszene hat der niederländische Künstler Jan Victor gemalt. Ein Genrebild, das nun vorübergehend Bremers Repertoire erweitert.

Erfrischend! Das Schaufenster der Weinhandlung Bremer.

Stichhaltig und unbeschreiblich

Im Piercingstudio Groovy hängt dagegen das Fragment einer geschmückten Tonfigur aus präkolumbianischer Zeit. Das heißt, es wurde wohl zwischen 700 vor bis 350 nach Christus geschaffen. Der Kopf ist an den Ohren durchstochen, links ist ein vergoldeter Ring erhalten geblieben. Nach Isabel Pagalies verweist das Objekt in idealer Weise auf das geplante Forum Wissen: „Auch hier wollen wir zu Diskussionen anregen, die stichhaltig und reich an Argumenten sind“.

Stichhaltig! Kopf mit Hals-und Ohrenschmuck im Piercingstudio Groovy.
Unbeschreiblich! Tintenfass und Spitzfeder aus dem 18. Jahrhundert bei Wiederholdt.

Daher heißt es im Schaufenster von Wiederholdt auch „Unbeschreiblich! Ab 2020 – für alle, die mehr wissen wollen: Forum Wissen Göttingen”. Das hier zu sehende Tintenfass mit Spitzfeder gehörte einst dem Göttinger Historiker und Staatsrechtler August Ludwig von Schlözer; heute bewahrt es die Schlözer-Stiftung in der SUB Göttingen auf. Neben Kunst- und Alltagsgegenständen finden sich hier auch viele Bücher und Handschriften aus dem Nachlass der Familie. „Auf diese Weise können wir zugleich auf die reichhaltigen Bestände in den Sammlungen der Universität aufmerksam machen”, so die studierte Ethnologin, Kunsthistorikerin und Kulturanthropologin.

Einblicke in die Welt des Wissens

Einblicke! Isabel Pagalies und das Modell eines menschlichen Auges in der Brillen Galerie.

Die abgebildeten Objekte stammen aus unterschiedlichen Fachbereichen: Die Zentrifuge beim Elektrofachhändler GEMOG kommt aus dem Museum der Göttinger Chemie, der Kupferstich von Stempel Bergen aus der Kunstsammlung und das vergrößerte Modell eines menschlichen Auges in der Brillen Galerie aus dem „Physicalischen Cabinet“. „Georg Christoph Lichtenberg hat damit physikalische Zusammenhänge erklärt”, betont Isabel Pagalies stolz. Gemeint ist zum Beispiel der Abbildungsvorgang im Auge. Es sind Einblicke in die Welt des Wissens, die nun auch auf zehn verschiedenen Postkarten in den Geschäften, den Sammlungen und in der Zentralen Kustodie zu erhalten sind.

Noch bis Juli sind die Objekte zu entdecken, unter ihnen auch ein Regenhemd der Inuit, die in Form eines Hundes geschnitzte Kopfbank oder indonesische Schattenspielfiguren. Wo? Das verraten wir nicht, wünschen aber viel Spaß beim Suchen!

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Sammlung

Blick in die Schatzkammern der Universität

Wie atmen Insekten unter Wasser? Warum läuft ein Doppelkegel bergauf? Was verraten Skelette über Krankheiten und Urkunden über das Mittelalter? Am Internationalen Museumstag können Sie es erfahren: Am Sonntag, 13. Mai 2018, haben Sie die Chance, von 10 bis 18 Uhr einen Blick hinter die Kulissen zu werfen und die Schatzkammern der Universität Göttingen kennenzulernen. Die Sammlungen, Museen und Gärten heißen Sie in Göttingen herzlich willkommen!

Von der Mechanik bis zur Quantenphysik: historische Instrumente im Physicalischen Cabinet entdecken.

Ein Programm für die ganze Familie

„Wir haben zusammen mit den Kustodinnen und Kustoden der Sammlungen ein vielfältiges und spannendes Programm auf die Beine gestellt, das für alle etwas bietet“, so Marie Luisa Allemeyer. Die Direktorin der Zentralen Kustodie hebt die verschiedenen Sammlungen vom Filmarchiv bis zur Ägyptologie hervor, die ansonsten nicht öffentlich zu sehen sind und sich nur an diesem Tag im Auditorium vorstellen. Hier begrüßt die Unipräsidentin um 11 Uhr alle Gäste. Der Förderkreis Forum Wissen informiert über das zukünftige Wissensmuseum und das „boat people projekt“ präsentiert eine szenische Collage, inspiriert von den Bildern der Kunstsammlung. Auch Mitmachaktionen, Führungen, Kurzvorträge, viel Musik und leckere Waffeln gibt es.

„Wir freuen uns über alle großen und kleinen Bücherwürmer,“ erklärt Hartmut Hombrecher von der Sammlung historischer Kinder- und Jugendliteratur und lädt alle zum Stöbern, Malen und Entdecken ein. Auch in der Paulinerkirche geht es um Bücher und Bibliotheken, Karten und Handschriften. Wenn Sie sich für ihre Erhaltung interessieren, schauen Sie am besten den Restauratorinnen und Restauratoren der SUB Göttingen über die Schulter.

Im Herbarium können Sie Pflanzen entdecken, die Georg Forster während der zweiten Südseereise von James Cook sammelte.

Durch die Erdgeschichte reisen

Wie leben Algen mit anderen Lebewesen zusammen? Welche Erkenntnisse gewinnen Forschende aus getrockneten Pflanzen des 18. Jahrhunderts? Warum läuft ohne Wasser nichts? Entdecken Sie mit uns die Katakomben des Alten Botanischen Gartens und die Buntheit der Antike. Das Angebot reicht vom Schmuckbasteln über den 3D-Druck bis hin zur Versteigerung von Gemälden, deren Erlös ghanaischen Künstlerinnen und Künstlern zugutekommt.

„Mit uns können Sie durch die Erdgeschichte reisen, die Vielfalt der Gesteine kennenlernen und einen exklusiven Blick hinter die Kulissen unserer derzeit entstehenden mineralogischen Ausstellung werfen“, so Kustos Alexander Gehler, der damit nur auf einige Highlights im Geowissenschaftlichen Museum verweist. Werkstattbesuche und Flohmärkte, Entdeckungen am Sternenhimmel, Gartenspaziergänge und Schatzsuchen runden das Programm der Sammlungen am Nordcampus ab.

Auch für Kaffee, Crêpes und einen herzhaften Imbiss ist gesorgt. Wer gern selbst Objekte sammelt, kann in allen geöffneten Sammlungen das Sticker-Album „Göttinger Sammelsurium“ und die Aufkleber erhalten.

Doppelte Aufkleber? Kein Problem: Große Tauschbörse in der Zentralen Kustodie.

Musik liegt in der Luft …

Erstmals schließt sich auch die Erdbebenwarte Göttingen e.V. mit einer Führung auf dem Hainberg unseren Aktionen an. Mit dabei sind zudem viele Musikerinnen und Musiker: das Duo Corda e Ventor, die Sängerin Beray Dincay, die Hornets von der IGS Geismar sowie Katharina Trabert und Michael Frey mit ihrem Programm „Eben lacht es, bums da weint es“. Italienische Arien und barocke Sonaten, Alt-Berliner Chansons und Ohrwürmer des modernen Pop – überzeugen Sie sich am besten selbst vom besonderen Klang des #IMT18 an der Uni Göttingen.

Noch Fragen? Schauen Sie auf unsere Website www.uni-goettingen.de/museumstag oder in unsere Programmhefte, die wir in Stadt und Region verteilen.

Wir freuen uns auf Ihren Besuch!

 

 

 

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Baustelle

Das Forum Wissen und seine Architekten

“Wir haben hier ein altes Haus, das vollkommen verbaut ist“, betont Felix Flechtner. Deshalb wollen er und sein Kollege das Gebäude wieder zum Atmen bringen. Das heißt, all die Verbauungen aus den letzten Jahrzehnten sollen wieder herausgenommen werden: nach dem Krieg eingezogene Wände, Türen, Decken. „Ich sehe diese riesengroßen Säle vor mir“, schwärmt Alexander Pfohl. Wer heute über die Baustelle streift, kann diese nur erahnen. Die Abrissarbeiten beginnen in den nächsten Wochen; dann werden die Strukturen des Baus aus dem 19. Jahrhundert deutlicher zu erkennen sein.

Spuren historischer Wandmalereien, die bei der Überprüfung der Farbschichten gefunden wurden.

Damals war es das Naturhistorische Museum der Universität Göttingen, gegründet 1877. Den Göttingerinnen und Göttingern ist das Haus an der Berliner Straße 28 eher als Zoologisches Institut bekannt, dessen Museum bis vor kurzem ein 17 Meter langes Walskelett beherbergte. Jetzt soll hier ein modernes Wissensmuseum errichtet werden. Flechtner und Pfohl gehören zu seinen Architekten. Hinter ihnen stehen die Weimarer Architekturbüros „gildehaus.partner architekten“ und „Dr. Krause & Pfohl“. Was alle vereint ist der Wunsch, das Alte geschickt mit dem Neuen zu verbinden. Das Forum Wissen ist daher ein willkommenes Projekt.

Von der historischen Wandmalerei bis zum gläsernen Neubau

„Wir ringen täglich um die richtige Lösung“, betont Flechtner. Gefragt ist ein Bau mit Ausstellungsräumen und Café, Hörsaal und Labor, Depot und Werkstatt. Das neue Museum soll modern, nachhaltig, funktional sein – aber seinen historischen Charme nicht verlieren. „Wir haben Stuckreste und historische Wandgestaltungen gefunden“ – nicht viel für Pfohl, aber immerhin einiges, das erhalten werden soll. Die Architekten verstehen sich nicht nur als Erneuerer, sondern auch als Denkmalpfleger. Ihr Ziel ist es, die Großzügigkeit des alten Hauses wieder zu gewinnen.

Darüber hinaus planen sie einen gläsernen Neubau: ein lichtdurchflutetes, großes Atrium, das wie im antiken Rom die Besucherinnen und Besucher empfängt und zum Verweilen einlädt. Durch dieses Foyer werden sie in die Ausstellungen, zum Objektlabor oder zur nächsten Veranstaltung geleitet. Eine Herausforderung sind zudem die Fenster, denn die zukünftig im Forum Wissen ausgestellten Objekte müssen vor intensivem Licht geschützt werden. „Sie bekommen daher eine Art Sonnenbrille, die zurzeit entwickelt wird“, so Flechtner.

Entwurfsskizze: Vorderansicht des zukünftigen Forum Wissen.
In Planung: Innenhof mit gläsernem Atrium.

Was verbindet die beiden?

Der Niedersachse Flechtner ist gern wieder in Göttingen. Wöchentlich kommen er und Pfohl an die Leine, um den Bau zu begleiten. Beide zog es zum Studium in die Bauhaus-Stadt Weimar, während der „Wende“ eine aufregende Zeit. „Denkmalpflege war in der in der DDR von untergeordneter Bedeutung“, so Pfohl. Ab Anfang der 90er-Jahre aber konnte er sich auf diesem Gebiet ausprobieren. Eines seiner ersten Projekte war die „Rettung“ des Neuen Museums in Weimar. Die Modernisierung der Handweberei in Besenhausen geht unter anderem auf Flechtner zurück. Nun heißt ihr gemeinsames Ziel: das Forum Wissen. „Der Zeitplan ist sportlich“, bestätigt Flechtner. Ende 2019 soll das neue Wissenshaus eröffnet werden.

Die Architekten im Video: Ein Rundgang durch die Forum Wissen-Baustelle

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Forum Wissen Hinter den Kulissen

Badisches Landschwein oder großes Löwenmaul? Unser Sammlungsportal geht online

Egal ob Tiermodell, botanisches Nasspräparat oder physikalisches Messgerät – unter sammlungen.uni-goettingen.de finden Sie ab jetzt über 20.000 Objekte aus mehr als 25 Sammlungen der Universität Göttingen. Ein kurzer Klick genügt und Sie erhalten hochwertige Bilder und Informationen zu allen digitalisierten Instrumenten, Präparaten oder Kunstwerken und: Sie können diese frei verwenden!

Aus dem Portal: verschiedene Varietäten des Großen Löwenmaules, Sammlung Botanischer Nassspräparate

„Wir teilen die wissenschaftlichen Quellen und digitalen Informationen über die materiellen Dinge aus Kultur und Natur, Medizin und Technik mit der ganzen Welt“, betont Karsten Heck von der Zentralen Kustodie. Er hebt das gemeinnützige Ziel des neuen Sammlungsportals hervor, denn die Objekte sollen immer wieder neu in Forschung und Lehre, Bildung und Wissenskommunikation eingesetzt werden. Auf diese Weise wird immer wieder neues Wissen entstehen und weitergegeben. Deshalb veröffentlichen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Projektes die Metadaten konsequent gemeinfrei. Das heißt, alle Interessierten können die Bilder über Creative-Commons-Lizenzen aktiv nutzen und die Daten in der Deutschen Digitalen Bibliothek und der Europeana abrufen.

Wie kommen die Daten und Bilder ins Portal?

Dahinter stecken die Göttinger Sammlungsdatenbank und zahlreiche Forschende und Studierende der universitären Sammlungen und des Göttingen Campus. Sie erschließen und erforschen die Objekte, kuratieren die Daten und bereiten diese zur Publikation vor. Die Anzahl der frei zugänglichen Digitalisate und Sammlungen wird daher kontinuierlich steigen. Wir gehören damit deutschlandweit zu den Vorreitern.

Aus dem Portal: Ingrid – Sau des Badischen Landschweins, Sammlung Nutztierwissenschaften

Von den Sammlungen zum Forum Wissen

Bereits heute können Sie ein breites Spektrum an Dingen zum Beispiel im Rahmen der Sonntagsspaziergänge sehen. Die Vielfalt der Sammlungslandschaft wird sich auch im zukünftigen Forum Wissen widerspiegeln. Das vor kurzem gegründete kuratorische Team entwirft darauf aufbauend die Basisausstellung für das Wissensmuseum. „Denn die Schätze des akademischen Erbes“, so die Direktorin der Zentralen Kustodie Marie Luisa Allemeyer, „sind ein Kosmos des Wissens und ein echtes virtuelles Museum der Wissenschaften“.

Hinter den Kulissen

Wer das Sammlungsportal und die Datenbank entwickelt hat und nun kontinuierlich betreibt? Die Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen, die Zentrale Kustodie und die Verbundzentrale des Gemeinsamen Bibliotheksverbunds.

Wenn Sie sich jetzt fragen, wíe die Digitalisierung eigentlich funktioniert, dann lesen Sie am besten unseren Beitrag zum Academischen Museum.

Aus dem Portal: Sextant zur Messung und Beobachtung, um 1800, Sammlung Astrophysik
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Hinter den Kulissen Sammlung

Von Pferdeskeletten und Datenbanken – Das Praktikumsprogramm „Wissensdinge online“

Wie inszeniert man Vogelexponate, so dass sie wirken, als ob sie im nächsten Moment davon flattern? Wie rückt man sie ins richtige Licht und wie muss die Kamera eingestellt werden? Wie findet man Informationen zu diesen Objekten und wie veröffentlicht man sie anschließend auf dem Sammlungsportal? Und: Wie kommt das Pferdeskelett wohl zur Kamera, wenn die Kamera nicht zu ihm kommen kann? –  Mit solchen kleinen und großen Herausforderungen haben wir, zwölf Studierende der Universität Göttingen, uns im Rahmen des Praktikumsprogramms „Wissensdinge online“ vier Wochen lang intensiv beschäftigt. Dabei haben wir spannende Einblicke in so manch neues Gebiet gewonnen und viel über „unsere“ Sammlungen gelernt.

Objekte kennenlernen und richtig behandeln

Im Fokus des Praktikums stand, sich in sieben universitären Sammlungen mit den Beständen vertraut zu machen und einzelne Objekte zu erschließen – das heißt, sie über das Sammlungsportal einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Schnell wurde deutlich, dass uns dabei nicht nur allerlei Kuriositäten in den Sammlungsbeständen, sondern auch kleinteilige Arbeitsschritte und so manch ungeahnte Herausforderung erwarten.

Als Studierende verschiedener Fachrichtungen konzentrierten wir uns jeweils auf eine der Sammlungen und nahmen uns dort einer Auswahl von unerschlossenen beziehungsweise unvollständig erfassten Objekten an. Mit von der Partie waren die Sammlungen der Zoologie, Ägyptologie, Ur- und Frühgeschichte, Ethnologie, Musikwissenschaft, die Nutztiersammlung sowie die Exlibris-Sammlung (gestempelte oder geklebte Besitzanzeigen in Büchern) in den Beständen der Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen.

Was man beim Umgang mit den teils empfindlichen und wertvollen Objekten beachten muss, wurde uns gleich zu Beginn des Praktikums in der Zoologischen Sammlung erklärt – und das ist eine ganze Menge! Denn der Schnabel des Storchs aus dem 19. Jahrhundert beispielsweise kann nicht nur abbrechen, sondern bei falschem Handling ernsthafte gesundheitliche Schäden nach sich ziehen, da seine Präparation Pestizide enthält.

Person mit Sammlungsobjekt
Bei dem Umgang mit den empfindlichen Objekten ist Fingerspitzengefühl gefragt

Über die Tücken der Fotografie

Auch der Umgang mit dem professionellen fotografischen Equipment war anfangs eine Herausforderung. Manche Gegenstände waren so klein, dass ihre Details nur allzu gern ungesehen blieben. Die Vogelschaukästen aus dem 19. Jahrhundert erschwerten das Fotografieren beispielsweise durch spiegelnde Scheiben. Andere Objekte wiederum waren so sperrig und fragil, dass sie nur in einer Gemeinschaftsaktion fotografiert werden konnten. Da wurde das Skelett des Pferdes – auf dem angeblich schon Georg August durch die Wälder ritt – schon mal auf Rollen bewegt, um es vor die Linse zu bekommen.

Pferdeskelett auf Rollen
Pferd auf Rollen: Beim Fotografieren mancher Objekte muss man erfinderisch werden!

Mit Recherche die Datenbanken füllen

Doch mit Fotos allein füllt man noch keine Datenbank. Daher wurden wir ausgiebig mit den Instrumenten der wissenschaftlichen Sammlungserschließung vertraut gemacht, damit die von uns bearbeiteten Objekte nicht nur für alle anzusehen sind, sondern auch alle wichtigen Kerndaten und Kontextinformationen zu den Objekten online zugänglich sind.

Warum die Digitalisierung der Sammlungsbestände eine so wichtige Aufgabe ist, wurde vor allem während der gemeinsamen Besuche in den unterschiedlichen Sammlungen deutlich: „Ich war überrascht davon, wie divers die Göttinger Sammlungslandschaft ist!“, stellte Praktikantin Johanna Andres fest. Viele Personen wissen schlicht nicht um die große Anzahl an Objekten, die sich hinter den Türen der Universität verbirgt. Nicht nur, dass es insgesamt über 70 Sammlungen an der Universität gibt, viele der Bestände bleiben den Besucherinnen und Besuchern verschlossen.

Möglichst viele der Objekte online zugänglich zu machen, ermöglicht hingegen einen ungehinderteren Informationsfluss und somit auch einen breiteren wissenschaftlichen Diskurs. Wie wir die Informationen über die Objekte finden und einpflegen, war in jeder Sammlung individuell – angefangen damit, dass es zwei grobe Objekt-Kategorien und analog dazu auch zwei Datenbanken gibt. So werden Bücher und archäologische Artefakte, also von Menschen Erschaffenes, in die Datenbank Kuniweb eingepflegt. Tierpräparate und andere natürlich entstandene Objekte hingegen werden in Naniweb organisiert. Nach und nach arbeiteten wir uns in die Gegenstandsbereiche und das dazugehörige Vokabular ein und füllten die Datenbanken während des Praktikums mit immer mehr Informationen.

Mehr Informationen zum Thema Digitalisierung findet ihr auch in dem Blogbeitrag zum Königlich Academischen Museum.

Arbeit mit der Sammlungsdatenbank
In mehreren Workshops machten wir uns mit den Kniffen der Sammlungsdatenbanken vertraut

Den eigenen Horizont erweitern

Während des Praktikums konnten wir unser Wissen über Digitalisierungsprozesse immer weiter ausbauen. Einige können sich vorstellen, auch nach dem Studium im Bereich des Sammlungs- und Museumsmanagements zu arbeiten. „Daher wollte ich Einblicke in die Welt der Digitalisierungsarbeiten erhalten“, so Friederike Röpke. Aufgrund dieses Interesses war es auch kein Problem, mit Gegenständen zu arbeiten, mit denen wir als Fachfremde im Studium sonst nicht in Berührung kommen. Schließlich ging es vor allem darum, sich mit den Instrumenten der Digitalisierung vertraut zu machen. Trotzdem wurde die eine oder andere bisher unentdeckte Begeisterung für manche Objekte zutage gefördert, zum Beispiel bei der Arbeit mit den Exlibris aus dem 18. Jahrhundert. „Beim Umgang mit den Büchern entwickelt sich schon eine gewisse Faszination“, so Erich* Gier.

Digitalisierung von Büchern
Bei der Fotografie und Recherche der Objekte entstanden nicht nur Datensätze, sondern mitunter auch neue Interessensgebiete.

Im Abschlussgespräch waren sich alle einig: Das Praktikum hat uns nicht nur jede Menge Wissen vermittelt, sondern auch jede Menge Spaß bereitet!

Amelie May war  Praktikanntin  im zweiten Praktikumsprogramm der Zentralen Kustodie “Wissensdinge Online” zum Thema Digitalisierung.

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Baustelle Engagement Forum Wissen

Nun geht’s los: Göttingen will’s wissen

Ein herzliches Dankeschön an alle, die unser Baustellenfest unterstützt haben! Es war eine tolle Stimmung und wir freuen uns über die vielen Großen und Kleinen, die sich für das Forum Wissen engagieren – und nun unsere Brille tragen!

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Gaby Dey und Dorothée Neff vom Deutschen Theater führten durch das Programm. Die Freunde vom Förderkreis Forum Wissen e.V. – zu erkennen an den Bauwesten – sorgten für gute Laune und unsere zukünftigen Nachbarn, die Freigeister, für leckere Cupcakes. Auch Buttons, Rätselraten oder Fotoaktionen kamen gut an. Etliche Besucherinnen und Besucher nutzten die Chance, noch einmal einen Blick in die Räume zu werfen, die nun bis Ende 2019 umgebaut werden. Bis dahin suchen wir weitere Unterstützer, die es wissen und mit uns das Forum Wissen eröffnen wollen. Denn das Baustellenfest war der Auftakt der Kampagne wir wollen’s wissen, mit der Göttingen sich auf das Forum Wissen einstimmt.

Weitere Bilder vom Anpfiff gibt es hier.

Fotos: Peter Heller