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Ausstellung Forum Wissen Hinter den Kulissen

Die Anderen Räume – eine Ausstellung von Studierenden

Die Sonderausstellung “Die Anderen Räume” zeigt studentische Perspektiven auf den Universitätsalltag und studentische Räume, die darin eine Rolle spielen. Die Ausstellung ist noch bis 18.02.2024 auf verschiedene Freiflächen in den “Räumen des Wissens” zu sehen.

Besucher*innen der Sonderausstellung betrachten bei der Vernissage eine der von den Studierenden gestalteten Vitrinen.
Vernissage, Foto: Martin Liebetruth

Mit unserer Sonderausstellung „Die Anderen Räume. Studentische Perspektiven im Forum Wissen“ werfen wir einen Blick hinter die Kulissen unseres Universitätsalltags. Zwei Semester lang haben wir als Seminargruppe an diesem Projekt gearbeitet, das uns die Möglichkeit gab, studentische Räume jenseits der traditionellen „Räume des Wissens“ zu erkunden.

Der Entstehungsprozess

Im Wintersemester 2022/23 haben wir uns mit wissenschaftlichen Räumen auseinandergesetzt und auf dem Göttinger Campus erforscht, wie das, was Wissenschaftler*innen tun, durch universitäre Räume bedingt wird. Hier haben wir die Räume vor allem aus der Perspektive der Wissenschaftler*innen kennengelernt. Beispielsweise durften wir in der Algensammlung nicht nur die akribischen Hygienemaßnahmen beobachten, sondern auch die faszinierende Arbeit mit den Algenkulturen. So durften wir dabei zuschauen, wie eine Mitarbeiterin eine Algenkultur unter Einhaltung zahlreicher Sicherheitsmaßnahmen vervielfältigt hat. Wir hatten auch die Möglichkeit uns einige Algen unter dem Mikroskop oder im Dunkeln leuchtende, biolumineszierende Algen anzuschauen.

Nach diesen spannenden Einblicken ging es im Sommersemester dieses Jahres daran, ein Ausstellungsformat zu erarbeiten. Ursprünglich war geplant, einen Rundgang durch die Universitätssammlungen zu gestalten, doch irgendwie konnte uns diese Idee nicht vollends begeistern – uns fehlten die studentischen Perspektiven. Schließlich wurde klar: Wir wollten unsere eigene Sichtweise und die Räume, die unseren Alltag prägen, in den Mittelpunkt stellen. Denn Studierende und ihre Räume sind genauso wesentliche Bestandteile der Universität und deren Räumen des Wissens! So entstand die Idee, eine Ausstellung in den Freiflächen des Forum Wissen zu realisieren.

Auf einer Karte haben die studentischen Kurator*innen die für sie wichtigen Räume in der Stadt Göttingen vermerkt.
Karte von studentischen Räumen in Göttingen, Foto: Martin Liebetruth

Planänderung

Zum Glück konnten wir unsere Dozentinnen von unserer Idee überzeugen und auch das Forum Wissen mit ins Boot holen. Während der Umsetzung der Ausstellung konnten wir viel über die Arbeit im Museum lernen und praktische Erfahrungen sammeln. Unter anderem haben wir gelernt, ein eigenes Konzept, für die gesamte Sonderausstellung sowie für einzelne Vitrinen zu erarbeiten und auch wie man Ausstellungstexte schreibt. Der Kurationsprozess verlief nicht immer wie geplant, auch die Umsetzung war viel langwieriger als wir es erwartet hatten. Unsere Objekte wurden beispielsweise sechs Wochen lang in einer Stickstoffkammer von möglichen Schädlingen befreit. Diesen Prozess kannten wir vorher nicht. Wir hätten wohl auch nicht damit gerechnet, wie viele Gedanken man sich zur Anordnung der Objekte in einer Vitrine machen sollte. Aber nun freuen wir uns umso mehr, das Ergebnis präsentieren zu können.

Auch im Raum Bibliothek gibt es Freiflächen, die von den Studierenden gestaltet wurden.
Auch im Raum Bibliothek gibt es Freiflächen, die von den Studierenden gestaltet wurden. Foto: Martin Liebetruth

Die Anderen Räume

Ergänzend zur Basisausstellung, die die Entstehung von Wissen anhand ‚typischer‘ wissenschaftlicher Räume wie z. B. des Hörsaals erzählt, bringen wir Räume ein, die unseren Universitätsalltag prägen. Wir zeigen in den Freiflächen der Räume Schreibtisch, Labor, Feld und Bibliothek bisher wenig sichtbare Perspektiven auf heutige studentische Räume des Lernens, Wohnens, Ausprobierens oder Erholens.

Göttingens Grünflächen sind bei Studierenden beliebt, einfach um dort zu chillen, aber auch weil auf dem Campus Räume für sozialen Austausch fehlen, wenn die Mensa geschlossen ist. In Göttingen fehlt es auch an bezahlbarem Wohnraum für Studierende. Das belastet viele mental und finanziell stark, kann aber auch dazu führen, dass Häuser besetzt werden. Einige Studierende pendeln auch in die Stadt, weil sie vor Ort kein Zimmer finden.

Während der Corona-Pandemie fanden viele Lehrveranstaltungen online statt. Dafür steht die Vitrine im Raum Schreibtisch.
Während der Corona-Pandemie fanden viele Lehrveranstaltungen online statt. Foto: Martin Liebetruth

Seit Corona hat sich auch die Lehre verändert: Im digitalen Raum von Videokonferenzen ist Universität von jedem Ort aus möglich. Es entsteht aber auch eine allgemeine Zoom-Müdigkeit, wenn die Vorlesung plötzlich im eigenen WG-Zimmer stattfindet. Gleichzeitig schaffen Studierende seit jeher lebendige Räume in der Stadt oder eignen sich akademische Orte kreativ an: Auf der Bühne des Theaters im OP (ThOP) beispielsweise erfinden sich Studierende spielend neu und experimentieren mit den Elementen der Theaterproduktion.

Maske aus der Vitrine über das studentische Theater im OP, Foto: Martin Liebetruth

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Ausstellung Forum Wissen

Interview mit Alexander Knohl

Der Bioklimatologe Alexander Knohl von der Universität Göttingen leitet das Forschungsprojekt „Digital Forest“. Das Projekt ist Thema der Sonderausstellung „Digitaler Wald. Eine virtuelle Reise in die Klimaforschung“. Vor dem Hintergrund des Dürresommers im Jahr 2018 erforscht er mit seinem Team, wie man den Wald der Zukunft klimaresistent machen kann. Im Interview spricht er darüber, wie das Forschungsprojekt zustande kam, welche Erkenntnisse zum Klimawandel erzielt wurden und was es für ihn als Wissenschaftler bedeutet, dass die Forschung seines Teams durch die Ausstellung der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird.

Der Bioklimatologe Alexander Knohl
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Ausstellung Forum Wissen Hinter den Kulissen

Wie eine Ausstellung entsteht

Hinter den Kulissen der Ausstellung “Digitaler Wald” im Forum Wissen

Ausstellungsmanagerin Ramona Dölling und Sammlungsmanager Karsten Heck kuratierten die aktuelle Sonderausstellung “Digitaler Wald” im Forum Wissen. Sie haben u. a. das Konzept inhaltlich ausgearbeitet, Objekte ausgewählt, Texte für die Ausstellung geschrieben und die Zusammenarbeit mit externen Partnern wie Gestaltungsbüros koordiniert.

Bei der Entwicklung einer Ausstellung entstehen viele Skizzen und Notizen, wie diese von Karsten Heck zum “Digitalen Wald”

Von der Idee zur Ausstellung

Die Idee für die Ausstellung “Digitaler Wald” wurde bereits 2019 mit der Antragstellung für ein dreijähriges Forschungsprojekt im Nationalpark Hainich geboren. Karsten Heck war damals bereits involviert und begleitete das Projekt vom ersten Antrag bis zur Fertigstellung der Ausstellung.

Die Planung der Ausstellung erfolgte parallel zu den laufenden Forschungen. Das Besondere sei dabei, dass die Ausstellungen direkt aus dem laufenden Forschungsprojekt gespeist wurde. “ Und da sei es das ideale Modell, wenn man schon gemeinsam mit den Wissenschaftler*innen den Antrag für ein Forschungsprojekt stellt und darin den von vielen Mittelgebern geforderten Anteil an Wissenschaftskommunikation in Form einer Ausstellung plant”, erklärt Kasten Heck. Üblicherweise steht am Ende eines wissenschaftlichen Projektes eine Buchveröffentlichung, eine Posterausstellung bei einer Tagung oder etwas Vergleichbares. “Dass wir öffentliche Ausstellungen machen, das ist schon neu,“ so Karsten Heck. Dies ist ein wichtiger Teil des Konzepts des Forum Wissen.

Kasten Heck (links), Ramona Dölling (rechts) und Prof. Dr. Alexander Knohl (Mitte), Leiter der Abteilung Bioklimatologie der Universität Göttingen, bei der Eröffnung der Ausstellung “Digitaler Wald” am 25.10.2023 im Forum Wissen
Foto: Peter Heller

Parallel zu dem Forschungsprojekt im Hainich lief in den letzten zwei Jahren die Planung und Entwicklung der Ausstellung. Von Anfang an bestand die Absicht, eine Virtual Reality (VR) in Verbindung mit einer physischen Ausstellung zu schaffen. Die Ausstellung wurde dabei bewusst klein gehalten, da sie nicht nur in Göttingen, sondern ab März 2024 auch in einem kleineren Raum im Besucherzentrum des Nationalparks im Hainich (Thüringen) gezeigt werden soll.

Mit Hilfe der VR können die Wissenschaftler*innen die Ausstellungsbesucher*innen an ihren Arbeitsplatz im Wald einladen
Foto: Peter Heller

So begann das Team zusammen mit einem externen Auftragnehmer, zuerst die Virtual Reality zu entwickeln, da die Story- und Softwareentwicklung aufwendig ist. Die VR-Brille ermöglicht den Besucher*innen, virtuell die Forschungsstation der Bioklimatolog*innen im Nationalpark Hainich zu erkunden. Darauf folgte die Konzeption der physischen Ausstellung mit Exponaten wie historischen und modernen Messgeräten und Texten. In Zusammenarbeit mit einem Kassler Ausstellungsgestaltungsbüro wurde das inhaltliche Konzept dann gestalterisch in den Raum übersetzt, erklärt Karsten Heck. Dazu gehört auch die Planung der Möbel für die Ausstellung. “Wir haben fast alles wiederverwendet, was vorher schon in anderen Ausstellungen verwendet worden war, also Vitrinen aus unserer Ausstellung “Stimmen”, die Röhren haben wir aus der Ausstellung “Moving Things” recycelt und es sind nur wenige Dinge von Grund auf neu hergestellt worden,” erzählt Ramona Dölling.

Ramona Dölling mit einigen Exponaten, die für die Ausstellung hergestellt wurden.
Foto: Peter Heller

Die Zusammenarbeit mit Forschenden

Die enge Kooperation mit Wissenschaftler*innen spielt eine entscheidende Rolle bei der Entstehung solcher Ausstellungen. Die Ausstellungsentwicklung geschieht im engen Austausch mit den Forschenden. “Die Forschenden wissen viele inhaltliche Dinge viel besser als wir,” sagt Ramona Dölling. “Dafür wissen wir, wie wir Dinge für ein breites Publikum verständlich machen.”

Recherche ist das A und O

Apropos verständlich machen. Die Ausstellungstexte sind eine essenzielle Aufgabe des Teams „Ausstellen“, erklärt Ramona Dölling.“Die Texte für „Digitaler Wald“ haben wir ganz intensiv zusammen mit der Bioklimatologin Franziska Köbsch aus dem Forschungsprojekt geschrieben. Zu den speziellen Messgeräten schrieb Franziska Köbsch, wie dieses Instrument funktioniert”. Die Aufgabe der Kurator*innen ist es dann zu überlegen, was man in dem Text weglassen könnte und was vielleicht noch genauer erklärt werden müsste, damit, am Ende ein Text entsteht, der sachlich richtig, aber auch einfach zu verstehen ist.

Karsten Heck erklärt die Keeling-Kurve in der Ausstellung, die den menschengemachten CO2-Ausstoß über viele hundert Jahre zeigt
Foto: Peter Heller

Eine gelungene Ausstellung

Für eine gute Balance zwischen Exponaten und Inhalten ist es laut Ramona Dölling entscheidend, sich immer wieder die Zielgruppe vor Augen zu führen. Bei der Arbeit an einer neuen Ausstellung fragt sie sich daher: “Für wen mache ich das eigentlich, was sind die Kernaussagen, die Besucher*innen mitnehmen sollen, und welche Erwartungen hat das Publikum?”

Die Ausstellung „Digitaler Wald“ wurde z. B. auch für eine jugendliche Zielgruppe entwickelt. Ein besonderer Erfolg von “Digitaler Wald” ist für Ramona Dölling die Vielfalt an Medien: Hörstationen, Videos und insbesondere die Virtual Reality bieten den Besuchern ganz unterschiedliche Zugänge zum Thema.

In der Ausstellung gibt es auch ein Spiel, das das Team entwickelte, um klimatische Kipppunkte auch für Kinder und Jugendliche erfahrbar zu machen.
Foto: Peter Heller

Ausstellungen wie der “Digitale Wald” bieten eine tolle Chance für Wissenstransfer und für Kommunikation zwischen Forschung und Öffentlichkeit. So können wichtige Themen, wie zum Beispiel die Klimakrise, an einem neuen Ort und mit innovativen Mitteln im Forum Wissen dargestellt und diskutiert werden. Ramona Dölling und Karsten Heck helfen dabei mit ihrer Expertise, Forschung und Wissenschaft für ein breites Publikum erfahrbar zu machen.

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Ausstellung Uncategorized

Digitaler Wald. Eine virtuelle Reise in die Klimaforschung.

Unsere aktuelle Sonderausstellung “Digitaler Wald” bietet einen faszinierenden Einblick in die Folgen des Klimawandels für die ursprünglichen Wälder Mitteleuropas. Auf 80 Quadratmetern zeigt das interdisziplinäre Ausstellungsprojekt, wie Wissenschaftler*innen der Universitäten Göttingen und Leipzig beispielsweise den Einfluss von langer Trockenheit auf den Wald erforschen. Der Freiraum im Forum Wissen wird zum Raum für Klimaforschung, Waldschutz und Klima-Aktivismus!

Virtual Reality

Wie arbeiten eigentlich Klimaforscher*innen?

Modernste Technologien ermöglichen es beispielsweise, den Wassertransport eines Baumes von den Wurzeln bis zu den Blättern zu messen und davon eine digitale Kopie zu erstellen. So werden unter anderem Dürreschäden erforscht, um die Auswirkungen von Klimaextremen vorherzusagen. Details zur Arbeit der Forschenden könnt ihr auf einem Expertenrundgang mit Prof. Dr. Dominik Seidel und Prof. Dr. Alexander Knohl [Georg-August-Universität Göttingen] erfahren!

Die Ausstellung führt durch verschiedene Themenbereiche, zeigt historische Perspektiven auf Klimaforschung, die “Funktion des Waldes” und modernste ‘Technologien. Über eine Virtual-Reality-Brille können unsere Besucher*innen hautnah Einblicke in die Arbeit der Wissenschaftler*innen erhalten. Das Tool führt direkt in die Forschungsstation im streng gesicherten Schutzgebiet des Nationalpark Hainich.

Vom Wissen zum Handeln!

“Digitaler Wald” lädt auch dazu ein, sich aktiv mit dem eigenen Handeln auseinanderzusetzen. Ein Teamspiel namens “Kipppunkt” ermöglicht es, spielerisch das Klima im Gleichgewicht zu halten und regt zum Nachdenken über die Klimakrise an. Verschiedene Initiativen bekommen in der Ausstellung Raum.

Workshops, Führungen und mehr…

Während der Laufzeit der Ausstellung wird unser Haus zum Treffpunkt für Diskussionen und Events zum Thema Nachhaltigkeit. Neben Führungen stehen weihnachtliche Upcycling-Workshops, ein Weihnachtsmarkt und eine Weihnachtsschmuck-Tauschbörse auf dem Programm. Das gesamte Rahmenprogramm gibt es auf unserer Webseite: www.forum-wissen.de

DIGITALER WALD
Eine Virtuelle Reise in die Klimaforschung
Sonderausstellung | Freiraum Forum Wissen
25.10.2023 – 04.02.2024

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Ausstellung Engagement Forum Wissen Hinter den Kulissen

Rückschau Malwettbewerb und Spendenkampagne „Walheimat“

Das Projekt Walheimat Göttingen

Als einer der Publikums-Lieblinge aus dem ehemaligen Zoologischen Museum ist das Skelett des 17 Meter langen ‚Göttinger‘ Pottwals nach einer umfassenden Restaurierung seit Anfang März wieder zurück an seinem früheren Platz. Das Skelett wurde lange auf seine Rückkehr vorbereitet, indem die 123 Einzelknochen und der 500 Kilogramm schwere Schädel von Präparator Carsten Wortmann gereinigt und mit Hilfe eines Stahlkonstrukts naturgetreu und sicher montiert wurden.

Ein Malwettbewerb für alle

Zur Finanzierung der aufwändigen Hängung des Pottwalskeletts im Atrium des Forum Wissen haben die Universität Göttingen, der Förderkreis Forum Wissen e.V. und der Alumni Göttingen e.V. einen Malwettbewerb ausgelobt. Unter dem Motto „Walheimat Göttingen“ gingen zwischen November 2022 und März 2023 ganze 532 Bilder ein. Die jüngste Teilnehmerin war zwei, die älteste 71 Jahre alt. Sogar aus Schweden und Spanien haben uns Bilder erreicht.

In einer eigenen Ausstellung wurden die Bilder im Forum Wissen zwischen März und April 2023 gezeigt und fanden reges Interesse bei den großen und kleinen Besuchern. Eine unabhängige Jury wählte aus den vielen Bild-Beiträgen je nach Altersstufe aus vier Kategorien jeweils vier Gewinner aus. Diese 16 Gewinner konnten ihre Preise im Rahmen der feierlichen Eröffnung des Walskeletts am 19.03.2023 im Atrium des Forum Wissen entgegennehmen.

Die Auktion der anderen Art

Den Großteil der Bilder haben die Teilnehmenden zudem für eine stille Spenden-Auktion freigegeben. 150 Personen nahmen mit einer individuellen Spende daran teil, was ein Spendenergebnis von 6.650 Euro erbrachte. Es konnte sowohl online als auch analog per Wahl-Urne auf die zur Auktion freigegebenen Bilder geboten werden. Zum Ende der Spenden-Auktion am 14.04.2023 um 23:59 Uhr gab es wahre Kopf-an-Kopf-Rennen unter den Bietern, was das Geschehen aufregend und dynamisch machte. Auch fortlaufend sind Spenden zugunsten der Hängung des Walskeletts auf der Homepage des Alumni Vereins möglich.

Der Höchstbietende (der anonym bleiben möchte) verrät uns, dass er den Hype um den Göttinger Wal zunächst eher lustig fand, sich dann in der Ausstellung aber in sein Favoriten-Bild „verguckt“ hat und zum Ende der Spenden-Auktion in einen wahren Auktions-Rausch gekommen ist, um mit Timer und unter Spannung bis um 23:59 Uhr mitzuspenden.

Malwettbewerb „Walheimat Göttingen“, Bild Nr. 20 von Annika Becker (24)

Das höchstgebotene Bild

Auch die Wettbewerbs-Teilnehmende Annika Becker (24 Jahre), deren Bild-Spende den höchsten Betrag von 240 Euro erbracht hat, ist begeistert von der Möglichkeit, sich persönlich für die Hängung des Walskeletts zu engagieren. Sie hat aus den Uni-News vom Malwettbewerb erfahren und einen ganzen Monat an ihrem Kunstwerk gearbeitet. Zuletzt musste sie sich sogar etwas Mut ansammeln, um mit einer neuartigen Technik per Airbrush die Wolken auf die Leinwand zu sprühen. Ihr Herzenswunsch ist, dass das Pottwalskelett im Forum Wissen die Besucher auch daran erinnert, einen verantwortungsvollen Umgang mit dem Meer und seinen Lebewesen zu ermöglichen.

Wir bedanken uns bei allen, die uns mit Bildern, Spenden und motivierenden Worten in dieser Walkampagne unterstützt haben! Und wer mehr über den Wal und seinen Einzug ins Forum Wissen erfahren möchte, kann sich dazu auch unsere Videos anschauen.

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Ausstellung Forum Wissen Hinter den Kulissen

„Forum Handeln“ – konstruktiver Klimaprotest im Forum Wissen

“Forum Handeln” – eine Intervention von Endfossil:Occupy! Göttingen | © Martin Liebetruth

Am vergangenen Wochenende haben Klimaaktivist*innen von „EndFossil:Occupy! Göttingen“ das Forum Wissen gekapert. Die „Räume des Wissens“ verwandelten sie durch eine eigens konzipierte Ausstellung in „Räume des Handelns“. Sie gingen der Frage nach, wie mit Blick auf die gegenwärtige Klimakrise Wissen in konkretes Handeln umgesetzt werden kann. Da sich schnell zeigte, dass die Aktion verantwortungsvoll ablief, ließ das Forum Wissen die Aktivist*innen gewähren und unterstützte die Aktion.

Von Freitagmittag bis Sonntagabend war das Forum Wissen von den Klimaktivist*innen gekaptert | © Martin Liebetruth

„Am Freitag um 13:58 Uhr kam eine Mail, in der das Vorhaben angekündigt wurde“, sagt die Leiterin des Wissensmuseums Sandra Potsch, die zu dem Zeitpunkt zufällig vor Ort war. Nur zwei Minuten später trafen dann auch schon 35 Aktivist*innen im Forum Wissen ein. Ein Kommunikationsteam von EndFossil informierte die Leitung des Hauses, dass die Aktion friedlich verlaufen werde und keinerlei zerstörerische Handlungen geplant seien. In Windeseile bauten die jungen Leute von der Klimaprotestbewegung die Ausstellung auf, die aus Stellwänden, Plakaten, Infotafeln und Objekten bestand. Inhaltlich ging es um konkrete Auswege aus der Klimakrise wie etwa fahrradfreundlichere Städte, aber auch um die Frage, welchen Beitrag jede*r einzelne von uns leisten kann und wie man es schafft, seine eigene Komfortzone zu verlassen und ins Handeln kommt.

Intervention Forum Handeln im Salon | © Martin Liebetruth

„Wir fühlten uns zunächst schon überrumpelt“, so Museumsleiterin Sandra Potsch, „stellten dann aber rasch fest, dass die Aktivistinnen und Aktivisten sehr verantwortungsvoll mit unseren Objekten umgegangen sind.“ Auch die Kommunikation mit dem Museumsteam und den Besucher*innen sei sehr respektvoll verlaufen. Es wurden auch Führungen und Workshops für die Besucher*innen angeboten, in denen u. a. Demo-Schilder gebastelt wurden.

Intervention Forum Handeln | © Martin Liebetruth

Es ist wohl das erste Mal, dass eine aktivistische Gruppe hierzulande auf eine solch friedvolle Weise ein Museum gekapert hat. In der Vergangenheit wurden z. B. Bilder durch Ketchup oder Kartoffelbrei beschädigt. Auch der wissenschaftliche Leiter des Forum Wissen Christoph Bleidorn ist beeindruckt von der Professionalität der Aktion. Im Nachgespräch mit den Aktivist*innen sagt er über die Haltung des Hauses, „ein Museum sollte dynamisch sein.“ Gleichzeitig wies er auf das geplante Biodiversitätsmuseum hin, in dessen Ausstellung die Klimakrise thematisiert werde. Allerdings wird es bis zur Eröffnung noch eine ganze Zeit dauern.

Der Klimawandel schreitet rasant voran | © Martin Liebetruth

„Zeit, die wir nicht haben, die Klimakrise wartet nicht“, entgegnet die Aktivistin Judith Stier. Sie und ihr Team wollten mit der Aktion auf eines der drängendsten Themen unserer Zeit aufmerksam machen. „Da schien uns das Forum Wissen als Ort mit seiner großen Reichweite und seinem Bildungsauftrag genau der richtige Ort zu sein.“ Ihr Ziel ist es, etwas in den Köpfen der Menschen zu verändern, sie zu informieren und dann auch zum Handeln zu bringen, um die Klimakrise aufzuhalten. Aktivist*innen und Museumsteam wollen weiterhin in Kontakt bleiben, um gemeinsam zu überlegen, was das Forum Wissen tun kann, um das Thema Klimakrise stärker als bisher in die Öffentlichkeit zu tragen.

Auch das Treppenhaus wird zur Ausstellungsfläche | © Martin Liebetruth

Unter dem Strich sind Judith Stier und ihr Kollege Jonathan Groß sehr zufrieden mit der Aktion: 1.500 Besucher*innen haben am Wochenende die spontane Ausstellung besucht, viele von ihnen Menschen über 40, die nicht zur Generation der Millennials gehören. Zahlreiche Besucher*innen waren überrascht, etliche zunächst auch durchaus skeptisch. Doch es gab viele Gespräche zwischen Besucher*innen, Aktivist*innen und dem Museumsteam. Die Rückmeldungen waren durchweg positiv. Zum einen, was die Inhalte, zum anderen was die friedliche Form des Protests betrifft.

Der Raum Werkstatt wird zum Raum der Utopien | © Martin Liebetruth

Äußerst frustrierend ist aus Sicht der Aktivist*innen allerdings, dass die Medien kaum berichtet haben. Tatsächlich waren auf ihre Initiative zwei Fernsehteams vor Ort. Als diese jedoch feststellten, dass die Aktion komplett friedlich verlief, zogen sie unverrichteter Dinge ab. „Es ist frustrierend“, sagt Jonathan Groß, „dass wir mit dieser sehr aufwendig vorbereiteten Ausstellung für die Medien nicht interessant sind. Wenn wir Kartoffelbrei geworfen hätten, hätten wir die gewünschte Reichweite bekommen.“ Das ist eine bittere Erkenntnis für das Team von „EndFossil“, das sich ein halbes Jahr lang intensiv auf die Ausstellung vorbereitet hatte. Die Redaktionen müssen sich fragen, ob ihr Verhalten nicht auch zu einer Radikalisierung der Protestbewegungen beiträgt.

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Ausstellung Baustelle Forum Wissen Hinter den Kulissen

Jahresrückblick Forum Wissen – immer in Bewegung

Prolog-Raum am Eröffnungswochenende

Nichts bleibt, wie es ist. Alles verändert sich. So lässt sich beschreiben, was sich in den vergangenen zwölf Monaten im neu eröffneten Forum Wissen abgespielt hat: Im Januar war hier noch weitgehend Baustelle.

Eingangsportal im Januar 2022

Dennoch begann das Team schon in dieser Zeit mit dem Aufbau der Basisausstellung „Räume des Wissens“. Ab März zogen die ersten Exponate in die Vitrinen ein. Pünktlich zur feierlichen Einweihung am 31. Mai waren dann auch die Ausstellungsgrafiken fertiggestellt und die rund 1.300 Objekte eingeleuchtet. An diesem Tag erkundeten 500 geladene Gäste aus Politik, Wissenschaft und Kultur die „Räume des Wissens“, unter ihnen Ministerpräsident Stephan Weil. Am langen Pfingstwochenende standen die Türen erstmals für die Allgemeinheit offen – 3.200 Menschen füllten das Forum Wissen an diesen drei Tagen endlich mit Leben.

Offizielle Einweihung mit geladenen Gästen

Die Resonanz der Besucher*innen ist auch weiterhin groß. Seit der Eröffnung haben fast 33.000 Kinder, Jugendliche und Erwachsene ihren Weg ins Forum Wissen gefunden. Die allermeisten von ihnen sind auf eigene Faust gekommen, nicht im Rahmen organisierter Führungen. Doch auch das Team der Kommunikator*innen, das sich aus knapp 20 Studierenden unterschiedlicher Fachrichtungen und Nationalitäten zusammensetzt, hat gut zu tun: Insgesamt führten sie bislang 377 Gruppen durch das Forum Wissen, die meisten von ihnen Erwachsene, darunter viele auf Betriebsausflug, aber auch zahlreiche Studierende und Schulklassen.

Blick in den Raum “Schreibtisch”

Die Rückmeldungen der Schüler*innen sind positiv: Zum Beispiel kommentiert Lisa von der Montessori-Schule im Besucherbuch „Ich freue mich, dass man hier Schönes und Nützliches verbinden kann: Wissen und Spaß“. Tatsächlich lädt der Raum Schreibtisch mit dem überdimensionalen Laptop Menschen jeden Alters zum Herumhüpfen auf der Tastatur ein. Die digitalen Angebote wie die Forum Wissen App und die Medientische werden gut angenommen, gerade von älteren Besucher*innen. Auch das Mini-Mathematikum erfreut sich großer Beliebtheit. Hier sind Kinder zwischen 3 und 9 Jahren eingeladen, Zahlen, Formen und Muster spielerisch zu entdecken.

Die Stationen im Mini Mathematikum werden regelmäßig durch neue Knobeleien ausgetauscht.

Das Forum Wissen steht allen offen. Das Team Bildung und Vermittlung arbeitet ständig daran, Angebote für die unterschiedlichsten Zielgruppen zu schaffen, um möglichst viele Menschen zu erreichen: So sind die Ausstellungstexte in deutscher und englischer Sprache sowie in weiten Teilen in Gebärdensprache und Leichter Sprache verfügbar. Das Forum Wissen bietet auch Führungen auf Deutsch, Englisch, Französisch und in weiteren Sprachen an. Demnächst ist auch der Katalog zur Basisausstellung “Räume des Wissens” in englischer Sprache erhältlich – sowohl in unserem Shop, als auch beim Wallstein Verlag.

Hands on-Station im Raum “Werkstatt”

Wir arbeiten auch daran, unser barrierefreies Angebot stetig auszubauen. Alle Gebäudeteile sind schwellenfrei und über Fahrstühle zugänglich. In den Ausstellungen laden verschiedene Hands-on-Stationen zum Tasten, Sehen, Hören und Riechen ein. Einige Stationen sind auch mit Rollstühlen unterfahrbar. Für Menschen mit Demenz wurde gerade ein spezielles Angebot entwickelt.

Schon im April 2022 hatte das Forum Wissen das Museumsgütesiegel 2022 bis 2028 des Museumsverbandes für Niedersachsen und Bremen erhalten. Das Konzept sei „beispielhaft vorbereitet“, heißt es in der Begründung der Jury. Besonders beeindruckend seien der wissenschaftskritische Ansatz und die Räume zur Selbstreflexion.

Unerwartete Nachbarschaften – Objekte im neu eröffneten Sammlungsschaufenster

Allein von Juni bis Dezember konnten Besucher*innen fünf Sonderausstellungen zu verschiedenen gesellschaftsrelevanten Themen besuchen. Und vor ein paar Tagen erst wurde das Sammlungsschaufenster im Atrium des Forum Wissen eröffnet. Es handelt sich um einen gläsernen Kubus mit 164 einzelnen Vitrinen, die mit Objekten aus den verschiedenen Sammlungen der Universität bestückt sind. Auf diese Weise werden hier die an den Fakultäten und Instituten angesiedelten Sammlungen exemplarisch an einem Ort zusammengeführt. Dabei trifft Gewöhnliches auf Seltenes, unerwartete Querverbindungen ermöglichen überraschende Assoziationen.

Café und Shop im Atrium haben sich dank des lichten Ambientes zu einem Raum entwickelt, in dem sich unsere Besucher*innen gerne aufhalten. Dort wird ab dem Frühjahr 2023 sogar „Whale Watching“ möglich sein, wenn das 15 Meter lange Pottwalskelett über den Köpfen der Besucher*innen schwebt.

Visualisierung des Pottwalskeletts im Atrium

Im nächsten Jahr freuen wir uns nicht nur auf den Einzug des Wals, sondern auch auf neue Sonderausstellungen, darunter „Voices“ über Sprachforschung an Kriegsgefangenen während des Ersten Weltkriegs mit einem Theaterstück, das das BoatPeopleProjekt eigens zum Thema konzipiert hat, und auf die Zusammenarbeit mit unseren Projektpartner*innen. Vor allem aber freuen wir uns auf die Begegnungen mit unseren Besucher*innen, mit denen, die zum ersten Mal hier sind und mit denen, die ein zweites oder drittes Mal kommen. Schließlich gibt es immer wieder Neues zu entdecken. Denn: Nichts bleibt, wie es ist.

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Ausstellung Forum Wissen

Moving Things – bewegte und bewegende Dinge rund um Flucht und Migration

Von Louisa Marie Hartmann und Eva Völker –

Foto: Martin Liebetruth

Welche Geschichten erzählt ein Smartphone? Welche Hoffnungen sind mit einem Paar abgelaufener Schuhe verbunden? Was bedeuten solche und andere Dinge für Menschen auf der Flucht? Wie kommt es, dass alltägliche Dinge so eine besondere Bedeutung bekommen? Unsere Sonderausstellung MOVING THINGS nähert sich den Themen Flucht und Migration, in dem sie einfache Dinge in den Fokus rückt.

Foto: Martin Liebetruth

Ein zentrales Objekt, das die Sonderausstellung untersucht, sind Schuhe. Diese unscheinbaren Alltagsgegenstände sind intime Zeugnisse von Flucht und Migration. Sind sie doch eng mit den Menschen verknüpft, die sie zum Schutz ihrer Füße trugen, während sie über Grenzen hinweg ihren Weg gegangen sind – oft trugen sie auch nicht nur die Menschen selbst, sondern auch ihre Hoffnung auf ein neues Leben, auf eine bessere Zukunft. Drei Fotografen haben ihren Blick auf die Schuhe von Geflüchteten und die ihnen eingeschriebenen Geschichten gelenkt.

Foto: Martin Liebetruth

Die Ausstellung widmet sich auch dem sinnlichen Thema Essen. Essen kann Verbindung schaffen zwischen Menschen, zum Beispiel wenn man zusammen kocht oder gemeinsam isst. Es kann aber auch zum Spannungsfeld werden, etwa wenn man sich an ungewohnte Kost und an festgelegte Essenszeiten gewöhnen muss. In Geflüchtetenunterkünften bewegen sich Migrant*innen zwischen Schutz und Fremdbestimmung – in kaum einem anderen Bereich wird das deutlicher als beim Thema Essen. Essen kann Menschen ausgrenzen, aber auch eine Brücke in die Heimat darstellen.

Foto: Martin Liebetruth

So etwas wie eine Brücke in die Heimat ist für viele Migrant*innen auch das Smartphone. Es ist häufig viel mehr als ein Kommunikationsmittel, verbindet es die Menschen, die unterwegs sind, doch mit allen und allem, was sie zurückgelassen haben – mit Familie und Freunden, mit der oft gehörten Lieblingsmusik. Das Smartphone wird so gewissermaßen zu einem Zuhause in der Hosentasche. MOVING THINGS wirft einen ganz neuen Blick auf diesen täglichen Begleiter.

Foto: Martin Liebetruth

Berührend ist auch das raumfüllende Schlauchboot, das so gezeigt wird, wie es 2017 von der Hilfsorganisation Sea Eye auf dem offenen Meer aufgefunden wurde – als graue, schlaffe Hülle, ohne Luft, ohne Leben, trieb es auf dem Mittelmeer. Wie viele Menschen an Bord waren, was aus ihnen geworden ist, darüber ist nichts bekannt. Das Boot ist Teil einer Kampagne der Seenotrettungsorganisation Seebrücke, die für sichere Fluchtwege, die Entkriminalisierung der Seenotrettung und eine humanitäre Aufnahme für Geflüchtete wirbt. In diesem Zusammenhang ist das Boot zum Ausstellungsobjekt geworden.

Foto: Martin Liebetruth

Einen sehr passenden Epilog zu MOVING THINGS bildet die künstlerische Arbeit HELPERS CHANGING HOMES von Yuka Oyama aus Berlin. Sie geht der Frage nach, wie man die Leere ausfüllt, die dadurch entsteht, dass man sein Zuhause verlassen hat. Dazu hat Yuka Oyama Menschen befragt, die wie sie selbst ein nomadisches Leben führen. Die Künstlerin kommt zu dem Ergebnis, dass es in erster Linie materielle Dinge sind, viel mehr als Kultur, ethnische Communities, Geschlechterrollen oder Traditionen, die den Menschen, die unterwegs sind, Stabilität und Identität schenken.

Die Ausstellung ist das Ergebnis des Forschungsprojektes „Zur Materialität von Flucht und Migration“, das von drei Verbundpartnern getragen wurde: dem Institut für Ethnologie der Georg-August-Universität Göttingen, dem Museum Friedland und dem Berliner Ausstellungsbüro Die Exponauten. Ausstellungen et cetera. Ausgangspunkt für das Projekt waren ethnografische Forschungen im Grenzdurchgangslager Friedland bei Göttingen. Die Wege der Recherche, die Gespräche und Begegnungen führten nach Moria und in die Türkei, nach Syrien und zu afghanischen Communities im Iran. In Göttingen laufen nun die Fäden zusammen. MOVING THINGS läuft noch bis zum 15.01.2023.

Foto: Martin Liebetruth

Unter dem Titel MOVING THINGS ist auch eine Publikation erschienen, die die Themen der Ausstellung zum Teil vertieft, zum Teil ergänzt. Das Buch ist online beim Wallstein Verlag erhältlich und in unserem Shop, direkt im Forum Wissen. Die Autor*innen schreiben über bewegte und bewegende Dinge im Kontext von Flucht und Migration und liefern Hintergrundinformationen zu den Ausstellungsthemen.

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Ausstellung

Unsichtbares sichtbar machen – die Ausstellung “Vorsicht Glas!” in der Kunstsammlung

Reflexe und Reflexionen

Glas ist überall um uns herum. Nicht wegzudenken aus dem Alltag, macht es für uns – zum Beispiel als Fensterscheibe, Trinkglas oder Smartphone-Screen – Dinge sichtbar und fasziniert uns in kunstvoll gestalteten Skulpturen und Gebäuden. Doch für seinen Nutzen bezahlt das Material einen hohen Preis. Oft nehmen wir das Allrounder-Material nämlich gar nicht wahr. Selten hat man Anlass, über die bekanntesten Erscheinungsformen von Glas zu reflektieren.

Eine Gelegenheit dazu bietet nun die Ausstellung „Vorsicht! Glas! Perspektiven auf ein (un)sichtbares Material“, die ich gemeinsam mit elf weiteren Studierenden der Philosophischen Fakultät über zwei Semester erarbeiten konnte. Wir wollten einen Raum schaffen, in dem allein Glas den Fokus bildet. Dabei stehen nicht nur typische Glasdinge wie Trinkgläser oder Flaschen im Mittelpunkt, sondern gläserne Objekte aus verschiedensten Disziplinen und Sammlungen der Universität Göttingen.

Großer Andrang zur Vernissage

Aktualität eines alten Materials

Obwohl auch ich Glas im Alltag oft nicht wahrgenommen habe, ist es besonders in Nachhaltigkeitsdiskussionen schon lange ein großes Thema. Die UN haben 2022 offiziell zum „Internationalen Jahr des Glases“ ausgerufen, um das Material zu feiern, das uns bereits seit 9000 Jahren begleitet. Fähig, aus wenigen Ausgangsstoffen hergestellt und danach endlos recycelt zu werden, gilt Glas als ein Musterbeispiel für nachhaltige Ressourcen. Ungeachtet bleibt aber oft, dass der Energieaufwand und die Umweltbelastung für die Einschmelzung erheblich sind. Zudem ist die Glasproduktion von den steigenden Energiepreisen und der Sandknappheit betroffen, so dass Glas bald deutlich kostspieliger werden könnte. Gerade diese aktuelle Dimension war uns als kuratorischem Team in der Auseinandersetzung mit dem Material wichtig. Auch haben wir uns gefragt, welche Verwendungen findet der Stoff, woraus besteht er, was leistet er für uns?

Eine Welt aus Glas

Als unser Ausstellungsseminar begann, konnte ich beobachten, wie ambivalent meine eigene Haltung gegenüber dem Material Glas war. Ich dachte zuerst an ein massengefertigtes Produkt, das jede*r besitzt; etwas Glattes, Kaltes, Farbloses ohne besonderen Charme. Doch während des Seminars und unseren Recherchen wurde mir die hohe Funktionalität, der gesellschaftliche Wert und die vielfältige Ästhetik von Glas immer deutlicher. Längst ermöglicht uns das Material Schutz vor Hitze und Kälte, lässt unsere Lampen leuchten und sorgt in Glasfaserkabeln für schnelleres Internet.

Im Alltag begegnet uns Glas überall.

Auch in unserem Studierendenalltag, zum Beispiel beim Abend mit Freunden, ist Glas nicht wegzudenken, hellen sich doch beim Anblick von Bierflasche, Weinglas und Co. alle Mienen auf. Als Studierende der Kunstgeschichte faszinieren mich besonders Glasarchitekturen und Glasskulpturen mit ihrem Potential, verschiedenste Formen und Anmutungen anzunehmen. Mit der Erarbeitung der Ausstellung wurde uns (glas)klar: Unsere moderne Gesellschaft besteht gewissermaßen aus Glas.  

Glas in den Naturwissenschaften

In den Naturwissenschaften ist Glas unter anderem für die Erforschung von chemischen und physikalischen Phänomenen wichtig. Mithilfe von Glas können Chemiker*innen beispielsweise in der Spektralanalyse weißes Licht in seine unterschiedlichen Farben zerlegen und so eine Elementprobe auf ihre chemische Zusammensetzung untersuchen, da jedes chemische Element ein charakteristisches Lichtspektrum aufweist.  In der Ausstellung kann das dafür eingesetzte Bunsen-Spektroskop aus dem Museum der Göttinger Chemie ausprobiert werden.

Einblicke in die Wissenschaften

Im Themenraum „Glas als optisches Medium“ werden deshalb die sonst unsichtbaren Bestandteile vieler wissenschaftlicher Instrumente sichtbar gemacht. Für die Ausstellung aus ihrer gewöhnlichen Forschungs- oder Sammlungsumgebung herausgelöst, können Mikroskope und Ferngläser im Querschnitt sowie Linsen betrachtet und verglichen werden. Wir wollten zeigen, wie Licht dank Glas gebündelt und gebrochen sowie kleine und weit entfernte Dinge vergrößert werden können.

Ein zuverlässiges Material, das die Zeit überwindet

Glas und die vielen Formen seiner Herstellung und Bearbeitung gehören zu den ältesten Kulturtechniken. Seit 9000 Jahren wird das Material vom Menschen verwendet – ob als transparentes Flachglas, wie wir es in unseren modernen Fensterscheiben kennen, ob farbig wie in Buntglas-Kirchenfenstern oder als hauchdünne Schicht wie in der grünblauen Glasur eines altägyptischen Uschebtis. Diese über 2000 Jahre alte keramische Kleinplastik aus der Göttinger Sammlung der Ägyptologie ist ein Beispiel für Glas als Massenware schon im Alten Ägypten, denn sie sollte die Toten als Grabbeigabe vor der Feldarbeit im Jenseits schützen.

Das älteste Objekt der Ausstellung

Meine Co-Kurator*innen und ich hoffen, dass wir den Besucher*innen neue Perspektiven auf diesen faszinierenden Stoff eröffnen können. Noch bis zum 11. Dezember 2022 steht die Ausstellung „Vorsicht! Glas! Perspektiven auf ein (un)sichtbares Material“ in der Kunstsammlung des Auditoriums in der Weender Landstr. 2 in Göttingen immer sonntags allen offen, die sich für die vielen Fragen rund um Glas interessieren. Am 11. Dezember 2022 um 14 Uhr wird Dr. Michael Schwerdtfeger vom Alten Botanischen Garten der Universität Göttingen den Vortrag „Paradiese unter Glas – Botanische Gärten und ihre Gewächshäuser“ im Hörsaal Audi 11 des Auditoriums halten und die Finissage zur Ausstellung einleiten.

Fotos: Katharina Haase

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Medicine and Ethics Go Viral – ein Rückblick

Videoinstallation mit Kurzinterviews mit Medizinethiker*innen aus der ganzen Welt

Kaum ein Thema hat die Weltöffentlichkeit in den letzten drei Jahren so sehr beschäftigt, zum Teil auch polarisiert, wie die Corona-Pandemie. Dabei wurden auch viele medizinethische Fragen aufgeworfen, die in den Videointerviews der Sonderausstellung „Medicine and Ethics Go Viral“ mit mehr als 20 Expert*innen aus der ganzen Welt aufgegriffen wurden. Dass in der Öffentlichkeit noch immer ein großer Gesprächsbedarf in Sachen Covid besteht, ist während der Laufzeit der Sonderausstellung deutlich geworden.

Gespräche am Rande der Eröffnung

Sei es in Gesprächen im Rahmen der zahlreichen Veranstaltungen oder bei der Mitmachwand der Ausstellung – es herrscht eine große Bereitschaft seitens der Besucher*innen sich einzubringen, mitzudiskutieren, Probleme zu adressieren, aber auch Lösungsansätze sichtbar zu machen. „Das ermutigt uns“, so Projektleiterin Prof. Dr. Silke Schicktanz vom Institut für Ethik und Geschichte der Medizin, „, solche Formate des Austausches auch in Zukunft weiter zu erproben und noch besser zu machen.“

Die Mitmachwand füllt sich

Für den Erfolg der Präsenzausstellung sind vor allem die Besucher*innen selbst verantwortlich, die ihre Fragen, ihre Sorgen und persönlichen Botschaften über die Mitmachwand zu einem Teil der Ausstellung haben werden lassen und die bereit waren, sich auf das Thema einzulassen.

„Es war uns von Anfang an wichtig, dass die Präsenzausstellung nicht bloß die Online-Ausstellung ins Analoge übersetzt, sondern etwas Eigenständiges darstellt“, erklärt Prof. Dr. Sabine Wöhlke von der Hochschule für angewandte Wissenschaften Hamburg. Der analoge Raum verändert zunächst die Rezeption der Kurzinterviews. Die großen Monitorwände des Kubus geben den Stimmen und Gesichtern der Interviewten nochmal eine ganz andere Präsenz und Authentizität und damit den vermittelten Inhalten eine neue Dringlichkeit. So werden die von ihnen adressierten Problemfelder gewissermaßen „unübersehbar“.

Hinzu kommt die Objektsammlung von Schüler*innen des THG Göttingen, die mit ihren kreativen Arbeiten etwas so Abstraktes wie das Corona-Virus und die individuellen Folgen der Pandemie plastisch anschaulich machten. Sie haben die Ausstellung wunderbar ergänzt.

Die Sonderausstellung im Forum Wissen ist zwar vorbei, aber sie kann nach wie vor online besucht werden: https://www.ethicsgoviral.com/

Fotos: Forum Wissen/Peter Heller