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Forum Wissen Sammlungsschaufenster

Die Pharmakognostische Sammlung – Einblicke in die Medizingeschichte

Das Sammlungsschaufenster im Forum Wissen bietet Einblicke in die vielfältigen Sammlungen der Universität Göttingen. Zahlreiche Exponate der Sammlungen, die zu Forschungszwecken, als Anschauungsmaterial in der Lehre und wichtiges Material des ‚Wissen-Schaffens‘ gesammelt wurden, sind heute im Forum Wissen zu sehen. Darunter auch Exponate aus der Pharmakognostischen Sammlung. Doch was steckt hinter diesem komplexen Namen?

Foto: Anna Greger

Ein Schatz der Medizingeschichte: 8.500 Exponate

Dahinter steht ein Querschnitt der “materia medica” des 19. Jahrhunderts. So die historische Bezeichnung für Substanzen, die zu Heilzwecken verwendet wurden. Gemeint sind damit medizinisch wirksame Naturstoffe. Sie befinden sich in der Sammlung, die um 1836 durch den Göttinger Pharmazeuten Heinrich August Ludwig Wiggers wurde. Die Sammlung ist deutschlandweit vermutlich die älteste und umfangreichste Sammlung der Pharmakologie [auch „Arzneimittellehre“].
Zum Inventar der Sammlung gehören 8.500 Objekte, darunter größtenteils noch original verpackte Schachteln und Gläser, in denen sich unter anderem eine von Alexander von Humboldt (1769-1859) mitgebrachte Baumrinde aus Südamerika befindet. Im Sammlungsschaufenster ist außerdem in Glasgefäßen gelagertes sogenannter Walrat [auch Spermaceti] zu sehen, eine fett- und wachshaltige Substanz aus einem Organ von Pottwalen. Walrat wurde unter anderem zur Herstellung medizinischer Salben verwendet.

Vom Dachboden zurück in den Fokus der Wissenschaft: Neuentdeckung der Sammlung

Im Jahr 1935 wurde die Pharmazeutische Abteilung an der Universität Göttingen eingestellt. Die Objekte der Sammlung wurden in Kisten eingelagert und die Sammlung geriet schließlich in Vergessenheit. Auf dem Dachboden des Botanischen Instituts der Georg-August-Universität Göttingen lagerte in diversen Kisten über sechzig Jahre lang ein verborgener Schatz…
Schließlich wurde die Sammlung um das Jahr 2000 von Dr. Volker Wissemann auf dem Dachboden der Göttinger Botanik wiederentdeckt und wissenschaftlich aufbereitet.

Die Wiederentdeckung und Erforschung der Pharmakognostischen Sammlung ist von großem Wert für die Medizingeschichte und die Pharmazie. Sie vermittelt nicht nur ein lebendiges Bild des Wissens und der Arzneimittelpraxis vergangener Jahrhunderte, sondern auch die Bedeutung und Vielfalt der Naturstoffe, die in der Medizin eingesetzt wurden. Parallel zur Katalogisierung der Objekte wurde die Geschichte der Göttinger Sammlung nach ihrer Neuentdeckung rekonstruiert und natur- sowie kulturwissenschaftliche Studien an Teilbeständen durchgeführt. Auch heute noch sind die Objekte der Sammlung für die Medizin-, Pharmazie- und Wissenschaftsgeschichte interessant.

Noch mehr Wissen….

Mehr zur Pharmakognostischen Sammlung gibt es im Sammlungsführer der Universität Göttingen und hier: https://discovery.sub.uni-goettingen.de/id%7Bcolon%7D1024718816.

Prof. Dr. Volker Wissemann und Prof. Dr. Kärin Nickelsen haben einen besonderen Beitrag zur Wiederentdeckung und Erforschung dieser bedeutenden Sammlung geleistet. Ihre wissenschaftliche Perspektive auf die Pharmakognostische Sammlung aus Göttingen ist hier einsehbar: https://discovery.sub.uni-goettingen.de/id%7Bcolon%7D1018488782.

Foto: Anna Greger

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Forum Wissen Hinter den Kulissen

Was macht eigentlich…? – unsere Restauratorin

Von Materialeigenschaften über historischen Techniken bis zu Maßnahmen zur Schädlingsprophylaxe – in all diesen Bereichen kennt sich unsere Restauratorin Viola Tiltsch aus und lernt immer noch dazu, wie sie selbst sagt. Ihre Aufgabe ist es, die Objekte in der Ausstellung und in den Sammlungen der Zentralen Kustodie zu bewahren und zu schützen.

Einblick in die Werkstatt der Restauratorin.
Kleiner Einblick in die Restaurierungswerkstatt. Foto: Lena Heykes

Ein vielseitiger Beruf

Die Arbeit von Viola Tiltsch ist so vielseitig wie die Objekte, die im Forum Wissen zu sehen sind – von der Zentrifuge bis zur lebenden Alge. Aber was macht eine Restauratorin eigentlich genau? Die Antwort auf diese Frage ist komplex. Zu den drei grundlegenden Aufgaben gehören die präventive Konservierung, die Konservierung und die Restaurierung.

Präventive Konservierung

„Die präventive Konservierung umfasst vorbeugende Maßnahmen, um Schäden an Objekten durch äußere Einflüsse zu verhindern“, sagt Viola Tiltsch. „Die präventive Konservierung spielt eine große Rolle und ist unerlässlich für Sammlungen, die zum Teil auch  in der Lehre verwendet werden.“

Hierzu zählen Sauberkeit und Hygiene im Sammlungs- und Ausstellungsbereich. Außerdem der konservatorisch korrekte Umgang mit Objekten, die Verwendung von geeigneten Verpackungs- und Lagerungsmaterialien in Vitrinen, Depots und beim Transport, um Wechselwirkungen zu vermeiden. Hinzukommt die Überwachung von Klima, Licht, Staubbelastung und Museumsschädlingen.

Dazu zählt der Aufbau von Monitoringsystemen für das Klima, also Raumlufttemperatur und relativer Luftfeuchtigkeit. Außerdem werden regelmäßig Insektenfallen im Gebäude aufgestellt und überprüft. Alle drei Monate macht sich unsere Restauratorin mit Unterstützung einer studentischen Hilfskraft auf den Weg in die Dauerausstellung, um die Insektenfallen zu überprüfen.

Im Forum Wissen sind ganz unterschiedliche Insektenfallen im Einsatz – meist gut versteckt, damit sie den Besucher*innen gar nicht auffallen. Es gibt einfache Klebefallen, die mit Rosinenduft als Lockstoff ausgestattet sind, und Photolumineszenz-Fallen, die tagsüber Sonnenlicht sammeln und in der Dunkelheit leuchten, um Insekten anzulocken.

Insekt unter dem Mikroskop der Restauratorin.
Larve eines Wollkrautblütenkäfer unter dem Mikroskop. Foto: Viola Tiltsch

Der Anblick der festgeklebten Tiere ist manchmal unangenehm, doch unter dem Mikroskop faszinierend. Neben den üblichen Verdächtigen , wie Spinnen und Fliegen, liegt das Hauptaugenmerk auf möglichen Museumsschädlingen. Die winzigen Wesen sind in der Lage, Objekte aus der Ausstellung ernsthaft zu beschädigen, indem sie sich z. B. von den Materialien ernähren. Zu erkennen ist dies z. B. durch Fraßspuren und Ausflugslöcher.

Natürlich versucht unsere Restauratorin alles, damit Museumsschädlinge gar nicht erst ins Gebäude kommen. Daher wurde und wird jedes Objekt, das in das Museum kommt, zuvor bis zu sechs Wochen in einer Stickstoffkammer behandelt. Darin sterben jegliche Schädlinge, die zuvor am Objekt oder im Verpackungsmaterial des Objektes versteckt waren.

Konservierung und Restaurierung

Eine weitere wichtige Aufgabe von Viola Tiltsch ist die Konservierung. Hier geht es vor allem um die Erhaltung von Objekten und darum, Schäden zu verhindern oder zu minimieren. Dazu zählt auch die Reinigung von Exponaten – ein wichtiger Schritt, um die Objekte in einem gepflegten Zustand zu präsentieren. Die Reinigung ist auch deshalb so wichtig, da Staub zusammen mit Feuchtigkeit schnell Schimmel bilden und dieser die Ausstellungsstücke dann angreifen kann.

Die Planung und Umsetzung von Konservierungs- und Restaurierungsmaßnahmen und die damit verbundene praktische Arbeit mit den Objekten machen unserer Restauratorin am meisten Freude. „Der Umgang mit den verschiedenen Objekten erfordert viel Fingerspitzengefühl und Erfahrung. Jedes Objekt ist anders, und nicht jede Oberfläche reagiert gleich auf Behandlungen. Besonders spannend sind Kompositobjekte, bei denen verschiedene Materialien aufeinandertreffen“, sagt sie.

Objekte die von der Restauratorin bearbeitet werden.
Kompositobjekte: Blumenmodelle bestehend aus Holz, Pflanzenfaser, Gips, z.T. Textil, Metall und Farbe.
Foto: Lena Heykes

Zur Konservierung und Restaurierung zählt allerdings auch ein ordentlicher Batzen Papierkram. Die Objekte müssen in ihrem Zustand schriftlich und fotografisch dokumentiert werden, Beschädigungen vermerkt, und durchgeführte Maßnahmen sowie die verwendeten Materialien in einem Protokoll festgehalten werden.

Gegenwärtige Aufgaben in der Restaurierungswerkstatt

Aktuell wird in der Werkstatt der Restauratorin neben den beschädigten Objekten aus der Ausstellung vor allem an den botanischen Nasspräparaten gearbeitet, die nun nach und nach in das Depot im Forum Wissen einziehen. Hierbei handelt es sich um Pflanzen, die in Glasgefäßen mit Ethanol oder Formaldehyd konserviert wurden. Letzteres ist sogar krebserregend.

Um sich vor den Gefahren des Formaldehyds zu schützen, sind strenge Sicherheitsvorkehrungen notwendig. Bei der Reinigung der Glasgefäße muss unsere Restauratorin Handschuhe, Masken und Kittel tragen. Die Arbeit erfolgt unter einem Abzug, der die giftigen Dämpfe direkt absaugt und somit die Atemwege der Restauratorin schützt. Die Arbeit mit gefährlichen Stoffen gehört nicht unbedingt zu den Aufgaben, die unsere Restauratorin am liebsten macht: „Besonders anspruchsvoll wird es, wenn an stark schadstoffbelasteten Objekten gearbeitet werden muss. Der Eigenschutz ist dabei von größter Bedeutung, und das Tragen von Schutzanzügen kann sehr unangenehm sein, da es sehr warm werden kann.“

Botanisches Nasspräperat das in der Werkstatt der Restauratorin gereinigt wird.
Reinigung eines botanischen Nasspräparats. Foto: Lena Heykes

Eine Welt voller Vielfalt und Herausforderungen

Trotz der Herausforderungen, die der Beruf der Restauratorin mit sich bringt, bleibt ihre Motivation unerschütterlich.

Viola Tiltsch ist „fasziniert von authentischen Oberflächen mit Spuren der Vergangenheit sowie der vergangenen Handwerkskunst“. Nicht nur den Objekten mit hohen monetären Werten sollte Beachtung geschenkt werden, findet die Restauratorin. Auch die Objekte der Alltagskultur sind von Bedeutung und ziehen eine Brücke in die Vergangenheit. Restaurator *innen schaffen es, dass durch ihr Fachwissen und der Arbeit mit ihren Händen, Objekten eine größere Bedeutung eingeräumt wird.

Die Leidenschaft von Viola Tiltsch und in ihrem Engagement trägt dazu bei, dass unser kulturelles Erbe in sicheren Händen ist.

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Forum Wissen Sammlungsschaufenster

Biodiversität: Vielfalt in Gefahr

Die zoologische Sammlung des Biodiversitätsmuseums geht bis auf die Anfänge des Königlich Akademischen Museums Göttingen 1773 zurück. Sie besitzt mittlerweile über 100.000 Objekte. Damit ist sie eine der größten Sammlungen der Universität Göttingen. Im Forum Wissen soll im zweiten Obergeschoss eine eigene Ausstellung entstehen, in der die Sammlung umfangreich entdeckt werden kann. Da die Vorbereitung und der Aufbau noch einige Zeit in Anspruch nehmen werden, gibt es im Sammlungsschaufenster bereits einen kleinen Einblick in die Biodiversität der Tiere.

Schmetterlinge und Falter aus der zoologischen Sammlung. Foto: Uni Göttingen

Was ist eigentlich Biodiversität?

Mit dem im ersten Moment vielleicht etwas hochgestochenen Begriff „Biodiversität“ sind alle lebenden Organismen (wie zum Beispiel Tiere, Pflanzen, Einzeller und Bakterien) und ihre Interaktionen gemeint. Diese Organismen leben zusammen in komplexen Ökosystemen, Lebensgemeinschaften, die natürlich auch von der nicht belebten Umwelt beeinflusst werden. Diese Ökosysteme können sich ändern und anpassen. Es sind vor allem wir Menschen, die durch unsere Einflüsse auf die Umwelt (beispielsweise durch Plastikmüll, Abgase oder Giftstoffe) die Ökosysteme drastisch verändern. Das kann so weit gehen, dass sich die Systeme nicht mehr anpassen können und schließlich verschwinden. So gibt es zum Beispiel den Verlust vieler Korallenriffe oder Regenwaldbereiche zu verzeichnen. Wesentlicher Grund dafür ist die veränderte Land- und Meernutzung durch den Menschen. Mit den Ökosystemen verschwinden auch die von ihnen beheimateten Arten. Wissenschaftler*innen wie die Professorin Maria Teresa Aguado, die auch Leiterin und Kuratorin des Biodiversitätsmuseums ist, sprechen bereits vom sechsten großen Massenaussterben der Arten, das man als solches bezeichnen könnte.

Buntwaran aus der zoologischen Sammlung. Foto: Uni Göttingen

Was sagen uns die Objekte im Schaufenster?

Umso wichtiger ist es also, die Arten zu sehen, zu verstehen und zu schützen. Das Sammlungsschaufenster im Forum Wissen zeigt ganz unten für alle gut sichtbar einen Kasten mit Schmetterlingen und Faltern aus verschiedenen Regionen der Welt. Sie sind sehr fragil und dennoch beeindruckende Wesen, die in ihrer Entwicklung eine Metamorphose durchlaufen. Sie verändern dabei ihre Lebensweise und Gestalt komplett von einer einfachen Raupe hin zum schönen Schmetterling. Diese Metamorphose und Anpassungsfähigkeit können wir als Metapher sehen, dass auch wir etwas verändern können.

Eine Ebene höher können wir einen Buntwaran entdecken. Ein Reptil, das ähnlich wie Schlangen mit seiner gespaltenen Zunge riechen kann. Geschöpfe seiner Art sind auch vom Aussterben bedroht, daher wurde das Tier so lebensecht wie möglich präpariert. Sein Aussehen soll uns dazu bringen, stehen zu bleiben und in uns den Wunsch zu entwickeln, den Buntwaran und seine Verwandten zu schützen.

Wie Biolog*innen mit den Objekten der Sammlung arbeiten, können und sollen uns die Schädel von Wildkatzen zeigen. Die vier Köpfe stammen von einem Löwen, einem Leoparden, einem Lux und einer Goldkatze. Sie können als nah verwandte, katzenartige Tiere gut miteinander verglichen werden. Die Wissenschaftler*innen untersuchen die unterschiedlichen Schädelgrößen, die Zähne, aber auch die Hohlräume zwischen Schädelknochen und Wangenknochen, die Platz für große Kiefermuskeln bieten. Dies ist ein notwendiges Utensil gerade bei Wildkatzen, die ihre Beute selbst jagen und genug Kieferkraft aufbringen müssen, um auch Knochen brechen zu können.

Ganz oben im Regal können wir Nasspräparate von Tieren entdecken. Darunter sind allgemein bekannte Arten wie der Seestern oder ein Seepferdchen. Aber auch eher unbekannte Tiere wie das Moostierchen Electra pilosa. Sie leben in Kolonien meistens auf Korallen oder Algen. Arten wie diese sollen uns verdeutlichen, dass wir eigentlich nur 10 bis 20 Prozent der Biodiversität kennen. Die meisten lebenden Organismen sind unbekannt. Es fällt uns gar nicht auf, wenn diese aussterben. Aber auch ein Großteil der weithin bekannten Arten derzeit vom Aussterben bedroht.

Moostierchen aus der zoologischen Sammlung. Foto: Uni Göttingen

Wie machen wir auf das Thema aufmerksam?

Die Biolog*innen der Universität Göttingen bieten unter anderem Kurse zur Wissenschaftskommunikation an. Dabei können Student*innen Projekte entwickeln, komplexe Themen wie Biodiversität bearbeiten und für Besucher*innen verständlich machen. Auch zum Wal, der im Atrium des Forum Wissen hängt, gab es verschiedene Projekte. Eines davon ist ein Buch, das mit Bildern aus der Aktion „Mal den Wal“ entstanden ist und Leser*innen die Welt der Wale näherbringen soll.

Und wie können wir die Biodiversität und all das Leben um uns herum schützen? Zuerst sollten wir ein Bewusstsein dafür entwickeln, dass die Biodiversität in Gefahr ist. Die Objekte unterstützen uns dabei. Sie zeigen die Vielfalt und welche Bereiche in Gefahr sind. Danach können wir anfangen, im Rahmen unserer Möglichkeiten zu handeln.

Studierendenprojekt zur Wissenschaftskommunikation. Foto: Lena Heykes