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Forum Wissen

Hybride Beratung fürs Forum Wissen

Der Countdown läuft: In gut zwölf Monaten soll das Forum Wissen eröffnet werden. Auf der letzten Bergetappe gilt es noch einige Weichen zu stellen. Daher ist es für die Universität besonders wichtig, den Externen Wissenschaftlichen Beirat zu befragen. Die regulär im Frühjahr des Jahres stattfindende Sitzung hatten wir coronabedingt absagen müssen.

Hybride Beiratssitzung im Alfred-Hessel-Saal der SUB Göttingen.

Der Beirat wurde 2013 gegründet, um unsere Arbeit und insbesondere die Konzeption und Umsetzung des Forum Wissen zu begleiten und zu unterstützen. Ihm gehören 15 Personen aus dem In- und Ausland an: allesamt erfahrene Wissenschaftler*innen, Direktor*innen großer Museen, Expert*innen der Konservierungswissenschaft und leitende Personen aus dem Stiftungssektor. Ihre Erfahrungen, Ideen, Ratschläge und kritischen Anmerkungen sind immer wieder hilfreich und willkommen. Je näher das Eröffnungsdatum des Forum Wissen rückt, desto wichtiger ist es nun, alles rechtzeitig zu bedenken und punktgenau zu realisieren.

Wie in Corona-Zeiten die vielfältige Unterstützung einzuholen?

Ivan Gaskell, Leiter der Focus Gallery am Bard Graduate Center in New York und Michael Conforti, ehemaliger Direktor des Clark Art Institutes in Massachusetts, dürfen aufgrund internationaler Covid-19-Reisebeschränkungen nicht anreisen – ebenso wenig David Gaimster, Direktor des Nationalmuseums in Auckland/Neuseeland und Steph Sholten, Direktor des Hunterian Museums der Universität Glasgow. Auch Marika Hedin, Direktorin der größten schwedischen Stiftung, zieht es aus Infektionsschutzgründen vor, auf Auslandsreisen zu verzichten. Dennoch tagt der Beirat am Montag, 28. September 2020, in Göttingen. Mit dabei: Bernhard Graf, ehemaliger Direktor des Institutes für Museumsforschung, Patricia Rahemipour, Direktorin des Instituts für Museumsforschung, und Anja Schaluschke, Direktorin des Museums für Kommunikation in Berlin. Auch Helmut Trischler, Leiter der Abteilung Forschung am Deutschen Museum in München, und Thomas Thiemeyer, Direktor des Ludwig-Uhland-Instituts für Empirische Kulturwissenschaft an der Universität Tübingen, reisen an.

Hybrid und mit Pioniergeist

Die Beiratssitzung findet als Hybridsitzung statt: Das bedeutet, dass wir im großen Vortragsraum der SUB Göttingen, im Alfred-Hessel-Saal, an weit voneinander entfernt stehenden Tischen sitzen – sechs Beiratsmitglieder, der Präsident der Universität, Reinhard Jahn, sowie das Team der Zentralen Kustodie. Auf der großen Leinwand im Hintergrund schalten sich sechs Beiratsmitglieder hinzu, die aus New York, Washington, Stockholm, Glasgow und Frankfurt und Kassel digital an der Sitzung teilnehmen. Die Fenster stehen während der ganzen Besprechung offen und alle halten wegen der Corona-Pandemie den erforderlichen Abstand. Sobald wir den zugewiesenen Platz eingenommen haben, dürfen wir die Masken abnehmen.

Zugeschaltet aus Stockhom, Dr. Marika Hedin, Chief Executive Officer Riksbankens Jubileumsfond.

Es hat einiges an technischer Vorbereitung dazugehört, um einerseits alle Vorkehrungen zum Infektionsschutz zu treffen und andererseits dafür zu sorgen, dass die Qualität der Diskussion möglichst genauso gut ist wie vor Corona-Zeiten. Damals traf sich der Beirat einmal im Jahr in Göttingen. Die Stimmen der Kolleg*innen, die weit entfernt an ihren Bildschirmen sitzen, sind über Raumlautsprecher zu hören. Die Teilnehmer*innen der Präsenzsitzung sprechen in Mikrofone – so sind ihre Worte in Göttingen ebenso gut zu hören wie in New York. „Die Qualität der Ton- und Bildübertragung war hervorragend. Wir konnten uns ohne technische Unterbrechungen mit den Inhalten auseinandersetzen“, so Anja Schaluschke.

Solange uns die Pandemie im Griff hat, sammeln wir Erfahrungen, wie wir derartige Sitzungen technisch optimieren können. Für den Moment entwickeln die Mitarbeiter*innen der Multimediaabteilung der Universität nicht nur technische Lösungen, sondern auch Pioniergeist.

Prof. Dr. Bernhard Graf, Prof. Dr. Thomas Thiemeyer, Dr. Patricia Rahemipour, Dr. Marie Lusia Allemeyer, Anja Schaluschke auf der Baustelle des Forum Wissen.

Brücke zwischen Universität und Gesellschaft

Einen großen Vorteil hatten diejenigen, die an der Präsenzsitzung teilnahmen: Vorab wurden sie nämlich von der Direktorin des Forum Wissen, Marie Luisa Allemeyer, durch die Baustelle geführt. Sie konnten sehen und ganz physisch erleben, wie weit das Projekt mittlerweile fortgeschritten ist. „Ich bin wirklich sehr beeindruckt. Was hier in Göttingen entsteht, ist einzigartig!“, so Bernhard Graf, Sprecher des Beirats. „Dem Forum Wissen gelingt es, eine Brücke zwischen der universitätsinternen Wissenscommunity und der außeruniversitären Wissensgesellschaft zu bilden. Es ist somit ein Tor zu den diversen Interessen einer sich wandelnden Gesellschaft. Ich freue mich sehr auf die Eröffnung.“ Thomas Thiemeyer ergänzt: „Was hier in Göttingen entsteht, ist genau das richtige Projekt zur richtigen Zeit. Machen Sie es und machen sie es so, wie Sie es geplant haben!”

Der Sprecher des Beirats, Prof. Dr. Bernhard Graf, hebt Bedeutung des Wissensmuseums hervor.

Es hat sich gelohntоформить кредит на покупку квартиры

Nachdem sich die angereisten Gäste schon wieder auf den Weg gemacht haben, löst sich langsam unsere Spannung. Vor Corona-Zeiten waren die Beiratssitzungen auch immer ein Ereignis, das viel Vorbereitung forderte und auf das große Aufmerksamkeit gerichtet war. Die Sorge, ob die Technik auch funktioniert und nicht plötzlich „Funkstille“ zwischen dem Vortragssaal der SUB und den Büros in New York, Stockholm, Glasgow, Frankfurt und Kassel herrscht, war uns anzumerken. Umso erleichterter waren alle, diese Herausforderung gut gemeistert zu haben.

Die Autorin ist Referentin für kulturelle Kooperationen in der Zentralen Kustodie der Universität Göttingen.

 

 

 

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Rede, Buch, Ausstellung und Bühne

Wie Wissenschaftler*innen sich selbst darstellen, beschreibt der neue Band „Gesichter der Wissenschaft. Repräsentanz und Performanz von Gelehrten im Porträt“. Daniela Döring hat – noch vor Corona – die Präsentation des Buches in der Sammlung der Gipsabgüsse antiker Skulpturen besucht.

Katharina Müller in der Sammlung der Gipsabgüsse antiker Skulpturen.

Die Inszenierung

Der Wissenschaftler durchquert in lockerem Schritt den Raum, tritt an das Pult, stützt die Hände auf und wird größer, gewichtiger. Er räuspert sich. Sein Blick schweift über das zahlreich erschienene Publikum, das zu ihm aufsieht. Mit sicherer Stimme hebt er an zu sprechen, er begrüßt seine Zuhörenden und nach einer kleinen, bedeutungsschwangeren Pause, beginnt er seinen Vortrag mit einem Zitat eines allseits bekannten Wissenschaftlers.

Dieses Szenarium ist im Wissenschaftsbetrieb nur allzu bekannt. Wenngleich es in ganz unterschiedlichen Formen auftritt – etwa in Abhängigkeit von Herkunft oder Geschlecht –, gilt es für alle Statusgruppen, diesen traditionell männlich und bildungsbürgerlich konnotierten Habitus einzuüben, um die eigene wissenschaftliche Expertise, Autorität und Souveränität – im wahrsten Sinne des Wortes – zu verkörpern. Unzählige Male konnten wir diesem Schauspiel im universitären Alltag bereits beiwohnen, freilich ohne es genau zu sehen. Denn erst durch die Unsichtbarmachung entfaltet es seine volle Wirksamkeit.

Christian Vogel eröffnet die Veranstaltung.

Die Präsentation

Mit genau dieser Szene beginnt die Präsentation des Buches. Schon während sich Christian Vogel, der gemeinsam mit Sonja Nökel den Band herausgegeben hat, auf den Weg zum Pult macht, um den Eröffnungsvortrag zu halten, beschreibt die Schauspielerin Katharina Müller vom Deutschen Theater Göttingen jede seiner Gesten. Ihr Metakommentar macht aufs unterhaltsamste deutlich, wovon das Buch handelt: der performativen Herstellung von Wissenschaftler*innen im Porträt in seinen historischen wie gegenwärtigen Formen.

Von Gelehrten im Talar, arrangiert als Ahnengalerie, über Kupferstiche, Gemälde, Scherenschnitte, Cartes des Visites und Karikaturen bis hin zu aktuellen Plakaten und Social Media-Kanälen reicht das Spektrum, das in der Ausstellung „Face the Fact. Wissenschaftlichkeit im Porträt“ aufgefächert wurde. Die Ausstellung, die vom 27. September 2018 bis 3. März 2019 in der Kunstsammlung der Universität Göttingen zu sehen war (zur Rezension der Autorin), stellt die Vorarbeit zu diesem Band dar. Sie wurde von einer Vortragsreihe flankiert, die zusammen mit zahlreichen weiteren Essays, Eingang in die Publikation fand.

Wissenschaft und Theater

Weil der wissenschaftliche Auftritt eine enge Nähe zur Bühne aufweist, wurde das Veranstaltungsformat in Kooperation mit dem Deutschen Theater entwickelt und umgesetzt. Für die szenische Einrichtung zeichnete Johanna Schwung verantwortlich, die dafür verschiedene Elemente auf inspirierenden Weise zusammenbrachte. Bereits beim Betreten der Veranstaltungsräume ist die Schauspielerin Katharina Müller auf einem Sockel inmitten der Sammlung zu sehen. Wie eine lebende Gipsfigur setzt sie die weißen Körper der Gipsfiguren und einzelne Gesten in Szene, begleitet von einer Audio-Collage aus Zitaten des Buches und der Projektion von Porträts.

Inszenierte Gelehrsamkeit.

Müller verrät typisch akademische Verhaltens- und Sprechweisen und sensibilisiert das Publikum für die nun folgenden Lesungen. Mit schauspielerischer Qualität und souveräner Betonung werden sie zu einem besonderen Vergnügen. Zwischen jeder Präsentation werden vom Theater produzierte kurze Videoclips gezeigt, in denen Wissenschaftscoach Susanne Maier-Hofer dem Publikum nicht ganz ernst gemeinte Tipps zur Selbstvermarktung gibt. Angesichts der Tatsache, dass diese Formen der Selbstdarstellung für eine erfolgreiche Karriere unabdingbar und für so manche(n) harte und aufwendige Arbeit sind, kommt der Aufruf erfrischend daher. Zumal sich der Appell der Schauspielerin selbst nicht an die Regeln der Kunst hält, sondern vielmehr die – normalerweise entfernten – Versprecher, Ausrutscher und deplatzierten Gesten exponiert. Das Lachen darüber macht gewissermaßen den Weg frei.

Der Kustos der Sammlung, Dr. Daniel Graepler.

Die Reden

Zu hören ist Spannendes, beispielsweise von Ruth Finckh über das 1780 entstandene Porträt der gelehrten Dichterin Philippine Gatterer, in dem die zur damaligen Zeit geltenden Grenzen für das weibliche Geschlecht im Gemälde zunächst überschritten, um im darauffolgenden Stich – welcher aufgrund seiner medialen Eigenschaften weitaus größere Verbreitung erlangte – sorgsam wieder zurückgeholt zu werden. Oder von Daniel Graepler über das Porträt von Karl Otfried Müller, das 1830 entstand und Müller mit den entsprechenden Anleihen und Requisiten kunstvoll als Archäologen inszeniert.

Karsten Heck über den Mathematiker Carl Friedrich Gauß.

Wir erfahren vom Witz in einer Karikatur auf Carl Friedrich Gauß, der sich erst durch die ungemein schlaue wissenschaftliche Rekonstruktion und wortgewandte Lesung seines Autors Karsten Heck erschließt. Und schließlich liest Sonja Nökel – stellvertretend für Mario Schulze – seinen Essay über die Inszenierung des Windkanalingenieurs Carl Wieselsberger, der im Selbstversuch und Kampf gegen den Wind seine Professionalität und Männlichkeit unter Beweis stellt.

Resumee

Die Beiträge machen große Lust auf mehr und der im Wallstein Verlag erschienene Band ist aufs Wärmste zu empfehlen. Besonders aber hat der Abend dazu angeregt, das gängige Vortrags- und Präsentationsformat im akademischen Betrieb zu hinterfragen und vielleicht sogar zu verändern. Denn solch mutige Versuche mit offenem Ende müssen letztlich auch ein Stück Kontrolle sowohl über die Formen der Darstellung als auch über die Inhalte an andere Akteure abgegeben. Das in diesem Fall Inhalt und Form zusammenfielen, war nicht nur eine glückliche Fügung, sondern auch eine überaus gelungene Inszenierung.

Das Buch

Vogel, Christian / Nökel, Sonja (Hg.): Gesichter der Wissenschaft. Repräsentanz und Performanz von Gelehrten, 284 S., 111 z. T. farb. Abb., brosch., 18,5 x 27,0, ISBN 978-3-8353-3553-0, 24,90 €, Göttingen: Wallstein Verlag 2019.

Die Publikation wurde gefördert durch die Stiftung Niedersachsen.

Zur virtuellen Ausstellung „Face the Fact“ in 360°-Ansichten: facethefact.gbv.de

Fotos: Martin Liebetruth

Zur Autorin: Dr. Daniela Döring ist wissenschaftliche Koordinatorin und Postdoktorandin am Forschungskolleg „Wissen | Ausstellenбанки сделать рефинансирование“.

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Engagement

Leidenschaft, Wissen, Erfolg: promintente Frauen im Gespräch

Erfolg bedeutet, sich jeden Tag mit Freude und Leidenschaft für die Arbeit zu engagieren, Ziele zu erreichen und das zu tun, was wichtig ist. So beschreiben fünf erfolgreiche Frauen, deren Leben eng mit der Universitätsstadt Göttingen verknüpft ist, ihre berufliche Motivation.

Geballte Frauenpower – J. Amirfallah, Katrin Adt, Prof. Dr. Nivedita Mani, Dr. Margot Käßmann, und Naima Diesner.
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Ausstellung Sammlung

Der Göttinger Bernsteinschatz

Betritt man die Bernsteinausstellung, scheint es, als betrete man eine andere Welt. In schummrig-wohligem Licht wandelt man über dunkelbraunen Grund, während sich auf einem großen Banner an der Wand Säugetiere und Vögel im Dickicht von grünen Pflanzen und Bäumen tummeln.

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Andrea Ruhstrat will‘s wissen

…, „weil Wissen mich stärkt und beruhigt. Das Forum Wissen wird zugleich Museum und Schaufenster von Wissenschaft und Forschung sein“.

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Engagement Forum Wissen

Junior-Botschafter fürs Forum Wissen

Mittlerweile gibt es schon viele Göttinger Bürgerinnen und Bürger, die sich mit Begeisterung für das Forum Wissen engagieren. Neben den offiziellen Botschaftern, die einem von den Plakaten in der Göttinger Innenstadt entgegenlächeln, gibt es noch viele weitere. Über unsere „großen“ Botschafter haben wir schon viel berichtet, deshalb sind nun die „kleinen“ dran.

Echte Profis

Ein wenig zurückhaltend begrüßen mich die beiden Geschwister Carolina und Solon während unseres Interviewtermins. Die anfängliche Schüchternheit ist aber schnell verflogen und bei der Frage nach ihren Hobbies, reden beide fröhlich los. In ihrer Freizeit gehen sie gerne schwimmen und ins Museum. Dabei kommt heraus, dass sie schon viel Museumserfahrung haben und quasi kleine Profis sind. Am meistern begeistert sie an Museen, dass man dort sehen kann, wie Menschen früher gelebt haben. Geschichte spielt für sie eine große Rolle. Wichtig ist ihnen aber auch, dass es etwas zum Mitmachen gibt und die Ausstellung interaktiv gestaltet ist. „In manchen Museen muss man viel zu viel lesen, da wird einem schnell langweilig“, so Solon. „Ich will ja herausfinden, wie Dinge funktionieren und dafür muss ich sie ja ausprobieren“, ergänzt Carolina. Beide können sich gut vorstellen, als Forscher im künftigen Wissensmuseum auf Entdeckungsjagd zu gehen.

Beim Sichten der Forum-Wissen-Postkarten.

Warum wollt ihr es wissen?

Natürlich bin ich neugierig und möchte wissen, warum sich die beiden schon jetzt aufs Forum Wissen freuen und wie sie überhaupt darauf aufmerksam wurden. Carolina erzählt, dass ihr die Botschafter-Plakate in der Stadt aufgefallen sind. Außerdem war die ganze Familie beim „Anpfiff“ dabei, der offiziellen Feier zum Baubeginn im Oktober 2017. „Besonders toll finde ich, dass es im Forum Wissen nicht nur ein Thema wie zum Beispiel Statuen, sondern viele unterschiedliche Themen zu bestaunen gibt“, betont Carolina. Ein solches Museum fehlt tatsächlich hier in Göttingen und der Region. „Vielleicht gibt es ja auch Wechselausstellungen, sodass immer wieder was Neues gezeigt wird, damit man Lust hat, das Forum Wissen ganz oft zu besuchen“, wirft Carolina ein. Bei meiner Frage, warum das Forum Wissen gut für Göttingen sei, sind sich beide einig: Es gibt in Göttingen nicht viele Museen und besonders kein Museum, das viele Themen anbietet und gleichzeitig einen Blick in die Wissenschaft gibt.

Carolin und Solon erzählen, warum ihnen die Postkarten gefallen.

Kleine Ausstellungsgestalter

Wenn ich schon die Chance habe, zwei so erfahrene Museumsbesucher zu treffen, wollte ich diese natürlich nutzen, um Tipps und Tricks zur spannenden Gestaltung zu erfragen. Herausfinden konnte ich, dass zu viel Text langweilig ist und Mitmachaktionen ausdrücklich erwünscht sind. Aber ich wollte mehr wissen und habe die beiden einfach mal in die Rolle des Museumsmachers schlüpfen lassen. Beide waren sich schnell einig, dass es auf jeden Fall die Möglichkeit von Kindergeburtstagen im Museum und Führungen für Schulklassen geben muss. „Toll wäre es auch, wenn es vielleicht einen Raum extra für Schulklassen gibt, indem wir die Möglichkeit haben, Projekte auszustellen.“, sagt Carolina. Mit dem geplanten FREIraum – der einen spielerischen Ansatz verfolgt und auch Externen die Möglichkeit der Ausstellung gibt – könnte sich dieser Wunsch vielleicht schon bald erfüllen. „Ich würde mich freuen, wenn man vielleicht etwas selbst machen kann, wie zum Beispiel Gipsabgüsse oder Bilder mit Objekten ausmalen“, ergänzt Solon. Auch Stempel sammeln, Rätsel lösen oder Verkleidungsstationen, bei denen man unter anderem in die Rollen der jeweiligen Epochen schlüpfen kann, sind Aktionen, die beide gut finden. Mit einer interaktiven Gestaltung und Mitmachaktionen kann das künftige Wissensmuseum also punkten.

Was könnte hier wohl abgebildet sein?

Bemerkenswert: ein Monatsgehalt fürs Forum Wissen

Am Ende unseres Gesprächs hatten Carolina und Solon dann noch eine besondere Überraschung vorbereitet: Ihre ganz persönliche Spende für das Forum Wissen. Die beiden haben nicht irgendeinen Betrag in unsere Spendenbox geworfen, sondern ihr jeweiliges komplettes Monatstaschengeld. Vor so viel Einsatz und Engagement ziehe ich den Hut. Nicht jeder wäre bereit, auf so viel Geld zu verzichten. Vielen Dank ihr beiden! Aber nicht nur das finanzielle Engagement hat mich beeindruckt, auch die Neugierde gegenüber dem Forum Wissen und ihre kreativen Ideen, wie man Museen für Kinder attraktiv gestalten kann, haben es mir angetan. Wir freuen uns, dass wir mit Carolina und Solon zwei so tolle Junior-Forum-Wissen-Botschafter gewonnen haben!

Die Geschwister Carolina und Solon, 12 und 9 Jahre, besuchen die 6. Klasse des Göttinger Max-Planck-Gymnasiums und die 3. Klasse der Herman-Nohl-Grundschule. Ihr Vater, Dr. Thorsten Witte, ist Alumnus der Universität Göttingen und Förderwandspender des Forum Wissen.

Sie wollen’s auch wissen?

Es gibt unterschiedliche Möglichkeiten, das Forum Wissen zu unterstützen:

  1. Zeigen Sie Ihre Unterstützung im Netz, indem Sie Ihr Foto mit Statement und den Hashtags #wirwollenswissen und #ForumWissen auf Facebook, Instagram oder Twitter posten.
  2. Sagen Sie es weiter, damit auch Freunde, Verwandte und Bekannte das Forum Wissen unterstützen.
  3. Spenden Sie für das Forum Wissen.
  4. Werden Sie Mitglied im Förderkreis Forum Wissen.

 

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Face the Fact – Finissage und digitale Ausstellung

Die Sonderausstellung “Face the Fact. Wissenschaftlichkeit im Portrait” feierte am 3. März 2019 ihre Finissage. Seit dem 27. September 2018 war sie in den Räumen der Kunstsammlung der Universität Göttingen zu sehen. Anna Luise von Campe, Studentin der Kunstgeschichte, war beim feierlichen Abschluss dabei.

Ein Traum von Wissenschaftlichkeit

„Schon als Kind hatte ich voller Stolz meinen Eltern vorgeschwärmt, dass ich ihnen eines Tages in einer Dokumentation im Fernsehen etwas erklären und dabei mein Name eingeblendet sein würde. Dieses Bild hat meinen alten Traum von Neuem entfacht.“ So schreibt Lara Döring, die gemeinsam mit der Schreibwerkstatt der Universität des Dritten Lebensalters die Ausstellung besucht hat, über das Portrait einer Wissenschaftlerin. Ein Bild, das den Traum einer angehenden Wissenschaftlerin neu entfachen kann – diese Inspiration überkam viele Besucherinnen und Besucher der Ausstellung „Face the Fact. Wissenschaftlichkeit im Portrait“.

Das Bildnis der Dorothea von Schlözer. Foto: Christoph Mischk

Schlözer is one of my new heroes!

Christian Vogel, Referent für Wissensforschung der Zentralen Kustodie, leitete durch den Abend und stellte den Erfolg der Ausstellung heraus. Dieser ist auch durch die aktive Teilhabe der Besucherinnen und Besucher zu verzeichnen. „2.710 haben Face the Fact gesehen“, berichtet Isabel Pagalies, wissenschaftliche Volontärin der Zentralen Kustodie, stolz. Anerkennender Beifall vom Publikum folgt. Mit einigen Passagen aus dem Gästebuch bietet die Volontärin einen Rückblick auf die Stimmen des Publikums. Vorrangig wird deutlich, dass die Ausstellung nicht nur als spannend, übersichtlich und gendersensibel wahrgenommen wurde, sondern auch zur Motivation veranlasste: „Schlözer is one of my new heroes!“ – lautet es beispielsweise im Gästebuch. Dorothea von Schlözer (1770–1825) wurde als zweite Frau Deutschlands promoviert und zählt zu den sogenannten „Universitätsmamsellen“, die als Wissenschaftlerinnen an der Geschichte der Emanzipation beteiligt waren.

Kritische Blicke auf die Gelehrten. Foto: Christoph Mischke

Habitat Ausstellung

„Eine Ausstellung ist so eine Art Lebensraum“, erklärt Karsten Heck, Referent für Sammlungsmanagement. In diesem Sinne regte „Face the Fact“ besonders im Göttinger Umfeld Diskussionen um Wissenschaftlichkeit und deren Präsentation an. Bei Führungen von verschiedenen Fachbereichen habe es unter dem Eindruck der fokussierten Forschungsblicke Erkenntnisse und Diskussionen gegeben, berichtet der Referent. Beliebt waren unter anderem die sogenannten Cartes de Visite, die es in vergangenen Zeiten in Buchläden zu kaufen gab. „So konnte man sich seinen Professor kaufen“, beschreibt Heck mit einem leichten Schmunzeln.

Restaurierte Wissenschaftlichkeit

Im Zuge der Ausstellung konnte das Portrait von Johann David Michaelis (1717–1791) restauriert werden. Dr. Anne-Katrin Sors, Kustodin der Kunstsammlung und Dozentin am Kunstgeschichtlichen Seminar, dankte Dr. Martin Reulecke für seine Bildpatenschaft an dem Gemälde. Das Portrait erstrahlt nun in neuem Glanz; die Signatur ist wieder lesbar. Damit ist ein wertvoller Beitrag zur Erhaltung der Gemälde geleistet worden.

Das restaurierte Portrait von Johann David Michaelis. Foto: Anna Luise von Campe

Forum Wissen: Selbstreflexion der Wissenschaftlichkeit

Mit der „Face the Fact“-Ausstellung konnte gezeigt werden, welchen Ansatz das zukünftige Forum Wissen in Göttingen verfolgen wird. „Wir wollen ein Zentrum schaffen, in dem objektbasiert geforscht wird. Gleichzeitig soll es ein Museum werden über das Wissen-Schaffen!“, so Marie Luisa Allemeyer, Direktorin der Zentralen Kustodie. In einem Vortrag stellte sie nachvollziehbar die Planung und den Stand der Realisierung des Projekts dar. Ende 2020 soll eröffnet werden. Es werden Räume des Wissens ausgestellt und erlebbar gemacht: das Labor, die Bibliothek, der Schreibtisch, die Werkstatt, der Salon, der Markt, „…aber auch der Holzweg!“ – wie die Allemeyer berichtet. „Face the Fact“ hat bereits einen wichtigen Aspekt des Forum Wissen geteasert: die Darstellung der Selbstreflexion der Wissenschaftlichkeit.

Marie Luisa Allemeyer über das Forum Wissen. Foto: Anna Luise von Campe

Wie gelehrt dürfen Frauen gezeigt werden?

Ruth Finkh eröffnet während der Finissage eine Innenschau der Portraitierten auf das Portraitieren: In ihrem Vortrag verdeutlicht die Literaturwissenschaftlerin den Einfluss des Gemaltwerdens auf die Portraitierten und deren Umfeld. Die junge Philippine Gatterer (1756–1831) wurde von Johann Heinrich Tischbein d. Ä. (1722–1789) portraitiert und durchlief damit eine soziale Initiation: Sie entsprach nicht dem Schönheitsideal ihrer Zeit, doch der Maler Tischbein verlieh ihr ein geschöntes Antlitz, sodass sich ihre Selbstsicht und die Sicht der Anderen wandelte. Vor allem aber malte Tischbein sie als Dichterin mit Lorbeerkranz und Harfe und verlieh ihr damit eine soziale Rolle, die damals hauptsächlich Männern vorbehalten war. Dies ist eine der vielen Fragen, die während der Finissage zum Ausdruck kommen: „Wie gelehrt dürfen Frauen im 18. Jahrhundert gezeigt werden?“.

Ruth Finkh während ihres Vortrages. Foto: Anna Luise von Campe

Face the Fact – jetzt auch digital

Zum Abschluss der Finissage wurde die digitale Ausstellung eröffnet – so können Besucherinnen und Besucher auf https://facethefact.gbv.de/start/ weiterhin virtuell „face the fact“ in einzelnen Sektionen und als 360° Rundgang erfahren. Der Sehnsucht nach alten Epochen, nach verschiedenen Klischees von Professorinnen und Professoren, nach Wissenschaftlichkeit und nach Portraits aus verschiedenen Zeiten kann nun auch digital nachgegangen werden.

 

Gäste der Finissage. Foto: Anna Luise von Campe

 

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Aufbruch aus der Repräsentation?

Diese Frage führte Daniela Döring in “Face the Fact. Wissenschaftlichkeit im Portrait“. Die Ausstellung ist noch bis zum 3. März in der Kunstsammlung der Universität Göttingen zu sehen. Die Kulturwissenschaftlerin hat sie für uns besucht.

Inszenierte Gelehrsamkeit.

Face the fact!

So der Titel der Ausstellung über Selbstdarstellungen, Bildnisse und Porträts Göttinger Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Er ruft mir zu, der Tatsache ins Auge zu sehen! Welcher Fakt ist gemeint? Es ist eine Tatsache mit vielen Gesichtern, handelt es sich doch um einen Rundgang durch historisch gewachsene und verschiedene Vorstellungen wissenschaftlicher Tugenden und Expertisen. Die Ausstellung fragt danach, welche Selbstverständnisse und Ideale von Gelehrsamkeit, Autorität und Wissenschaftlichkeit im Porträt repräsentiert werden und welche Formen der Teilhabe, Ausgrenzungen und Machtachsen das akademische Feld selbst prägen.

So steckt im Begriff der Repräsentation nicht nur der Modus der Stellvertretung, sondern auch die performative Kraft der Darstellung. Repräsentationen sind nicht allein Abbilder gesellschaftlicher Wirklichkeiten, vielmehr liegen ihnen bestimmte historisch-kulturelle Bedingungen zugrunde. Dass Gelehrsamkeit durch Insignien, Symbole und Inszenierungsweisen überhaupt erst hergestellt wird, macht gleich das erste Bildnis von Abraham Gotthelf Kästner klar, in dem Stift, Lineal und Zirkel diese be- und erzeugen. Eine Notiz im Porträt fordert mit einem Augenzwinkern dazu auf, der Nachwelt ein gutes Bild zu hinterlassen, der Blick der Betrachtenden ist demnach immer schon eingeschrieben. Was also sehe ich, wenn ich sehe? Was soll ich sehen? Und was ist nicht sichtbar?

Face the gap!

Es empfängt mich eine wuchtige Wand voller Professorenporträts im Stil adeliger Ahnengalerien. Die altehrwürdigen Männer sind in Amtstracht und vor dunklem Hintergrund dargestellt, ihre individuellen Züge kommen angesichts der einheitlichen Inszenierung umso mehr zum Vorschein. Doch klaffen Lücken in der Galerie. Die Leerstellen sind sogar beleuchtet und erscheinen als blinde Flecken in der Geschichte: Frauen, die lange Zeit nicht zum Studium zugelassen waren, People of Colour, die nicht vorkommen, Menschen jenseits gehobener Schichten und Klassen.

Im Hintergrund: Professorengalerie mit Leerstellen.

Look at this!

Die daneben ausgestellten Grafiken entsprechen dem klassischen Porträtstil und ergänzen diesen durch das Buch und den Fingerzeig. Die Kupferstiche des in Augsburg verlegten “Bilder-sal heutiges Tages lebender und durch Gelehrtheit berühmter Schriftsteller” fallen mir dadurch auf, dass sie das Zeigen zeigen. Hände umschließen, stützen und Finger verweisen auf das Buch, das Wissen und Erkenntnis enthält, welche generiert, angeeignet und vermittelt werden können. Eine dieser Fingerhaltungen ist – so erfahre ich anhand des gegenüberliegenden Porträts von Johann Georg Roederer – eine typische Haltung der aufkommenden Geburtsmedizin. Mit ausgestrecktem Daumen und Zeigefinger wird die vaginale Untersuchung der Schwangeren durchgeführt und – wie die Abbildung in einem Buch zeigt – mithilfe einer Maßskala vermessen. Gerade diese Aufspaltung in handelndes, denkendes (männliches) Subjekt und zu vermessendes (weibliches) Objekt verdrängt das traditionelle Hebammenwissen und legitimiert die Entstehung der neuen medizinischen Teildisziplin sowie die Professionalisierung von Wissenschaft im Allgemeinen.

Die Fingerhaltung: Repräsentation der Geburtsmedizin.

Take part!

Die Ausstellungssektion über die Silhouetten manifestiert diese beiden Seiten: Typologisierung einerseits und Individualität des Wissenschaftlers anderseits. Das Porträt – und mit ihm die Wissenschaft schlechthin – wird egalisiert, indem der Schattenriss mithilfe eines Storchenschnabels (Pantograph) von jedermann erstellt werden kann. Die Porträts können aber nicht nur reproduziert, sondern auch getauscht, gesammelt und besessen werden. Als Post- und Visitenkarten geraten sie in Umlauf und versprechen die Demokratisierung des Wissenserwerbs, der Ausweisung von Kennerschaft und von kulturellem Kapital.

Professoren zum Sammeln: klein, handlich und begehrt.

Excluded!

Dies entpuppt sich schnell als ein Ver_sprechen, so ist der zentralen Themeninsel zu entnehmen. Unter dem Titel „Inklusion – Exklusion“ sind hier Beispiele von Grenzziehungen und Machtordnungen im akademischen Feld versammelt: Herrschende Geschlechterverhältnisse, die etwa Dorothea von Schlözer versagten, trotz Promotion eine akademische Karriere einzuschlagen, oder Universitätsmamsellen, die sich im Schatten ihrer Ehemänner wissenschaftlich betätigten. Sie sind die Ausnahmeerscheinungen, die die Regel bestätigen. Ihre Arbeit und Zeugnisse, ebenso wie jene der Handwerkerinnen, Technikerinnen oder Laborassistentinnen und schließlich, zur Zeit des National­sozialismus, jene jüdischer Gelehrter, bleiben ausgeschlossen aus der Repräsentation. In der Geschichtsschreibung werden sie marginalisiert. Es ist der Ausstellung hoch anzurechnen, dass es diese Machtmechanismen, die im Repräsen­tations­­modus selbst verankert sind, aufzuzeigen versucht. Weder die Zugänge noch die Inhalte von Wissenschaft können als neutral angesehen werden. Das Herstellen von Expertentum funktioniert aber gerade über die Verobjektivierung und Universalisierung von Erkenntnis. Wie lässt sich dieses Spannungsfeld ausstellen?

Themeninsel mit Blick auf strukturelle Ungleichheiten.

Die auf der Themeninsel ausgelegten Fallbeispiele liegen flach vor mir, ich muss mich über den Tisch beugen und mich gar über sie erheben. Sie erscheinen im Kontrast zu den aufrecht stehenden Porträts, die mir ein dominantes Gegenüber bieten, fast passiv und kleinteilig. Allzu leicht lassen sie sich so in eine historische Epoche verbannen, die wir heute überwunden zu haben glauben. Die Insel – ein gängiges gestalterisches Ausstellungsmittel und Charakteristikum des Museums selbst – betont indessen mehr Grenzen als Möglichkeiten der Überwindung. Vermag sie strukturelle Ungleichheiten zu veranschaulichen?

Fight it out!

Damit gelange ich in die letzten Ausstellungsbereiche, eine schwarze Wand, die mich dazu auffordert, über mein eigenes Porträt etwa auf der Website der Universität nachzudenken, aktuelle Formen der Selbstdarstellung auszumachen und sie auf der Schultafel neu zu sortieren. Dahinter verbirgt sich ein weiterer Raum mit Karikaturen, die sehr unterschiedliche Beispiele dafür zeigen, dass einmal gemachte Hierarchien verhandelbar und kritisierbar sind: der von seinem Schüler Gauß mit Rechenfehler gezeichnete Kästner, Dahlmann als Teufel, Hilberts Büste attackiert, mit rosa Farbe besprüht, vom Sockel geholt – und hier wieder auf den Sockel gebracht. Wie groß sind die Spiel- und Gestaltungsräume? Wie weit reicht Institutionskritik? Wer hat die Definitionsmacht?

Return to representation?

Am Ende der Ausstellung sehe ich auf großen schwarzen Postern aktuelle Fotoaufnahmen von Professorinnen und Professoren, betitelt unter anderem als Götterbotin, Urknaller, Luftretter oder Molekularköchin. Die Anordnung erlaubt mir einen direkten Vergleich mit der Ahnengalerie der Professoren am Eingang.

Modernes Hochschulmarketing in klassischer Repräsentation.

Verblüfft stelle ich eine ähnliche Ästhetik fest. Die Lehrenden sind vor schwarzem Hintergrund, standardisiert und entkontextualisiert abgebildet und mit einer Insignie, einem Objekt ausgestattet, das auf die jeweilige Disziplin verweist. Der Statik der Ahnengalerie ist jedoch eine fast filmisch anmutende Dynamik entgegengesetzt. Die kreative Wortneuschöpfung setzt auf ein Storytelling, deren Ausgestaltung meiner Phantasie überlassen wird. Statt Alter ist nun Jugend(lichkeit) der augenscheinliche Trumpf. Was auf den ersten Blick gendergerecht aussieht, blendet reale soziale Ungleichheiten und Grenzziehungen aus, etwa die schwierigen Bedingungen des überwiegend prekär und befristet angestellten Mittelbaus, Zugangshürden für Nicht-Akademikerinnen und -Akademiker, Barrieren für beeinträchtigte Menschen oder Kämpfe marginalisierter Studierendengruppen. Der Logik der Repräsentation scheinen wir – jedenfalls vorläufig – nicht so schnell zu entkommen.

Daniela Döring ist PostDoc und wissenschaftliche Koordinatorin am Promotionskolleg „Wissen / Ausstellen“, das die Präsentation von Erkenntnissen in Sammlungen und Museen erforscht.

Fotos: Christoph Mischke, Karsten Heck

Kugelpanorama durch die Ausstellung

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Ausstellung Forum Wissen Hinter den Kulissen

Wer sucht, der findet: vom Pitch zum Partner

Das Feinkonzept für die 13 Räume des Wissens steht! Die konzeptionelle Arbeit ist damit abgeschlossen. Nun geht das kuratorische Team daran, die Ideen für die Basisausstellung des Forum Wissen umzusetzen. Ich bin seit Juni 2018 dabei: Michael Fürst, Referent für Ausstellen an der Zentralen Kustodie, Wahlberliner und gebürtiger Göttinger! Daher fasziniert mich das Forum Wissen als neue kulturelle Attraktion der Stadt ganz besonders.

Das bin ich, in der Mitte – im Gespräch mit Britta Nagel und Tanja Zöllner vom Atelier Brückner.

Noch eine Auswahl – noch mehr Expertise

Als ich in die Arbeit an der Ausstellung im zukünftigen Forum Wissen einstieg, lief das Auswahlverfahren für die Gestaltung der Basisausstellung bereits auf Hochtouren. Dabei handelt es sich um einen wichtigen Schritt für die weitere Arbeit an der Ausstellung. Die Gestalterinnen und Gestalter setzen die Ideen des Feinkonzepts in Entwürfe für die Gestaltung der Räume um. Dies geschieht natürlich in enger Abstimmung mit dem kuratorischen Team. Der Austausch ist ausgesprochen wichtig, damit die konzeptionellen Ideen richtig verstanden und entsprechend in Raumbilder umgewandelt werden können. So sieht das Feinkonzept zum Beispiel Räume wie Labor, Feld oder Reise vor. Wer schafft an diesen Orten, unter welchen Bedingungen und zu welchem Zweck Wissen? Wie können wir die Forschung unter kontrollierten Bedingungen, auf einer Grabung oder während der Zugfahrt veranschaulichen? Welche Methoden wollen wir auf welche Weise in den einzelnen Ausstellungsräumen inszenieren? Das alles gilt es mit den Szenografinnen und Szenografen – wie die Gestalter auch genannt werden – zu besprechen.

So sieht es aus, wenn sich das kuratorische Team trifft.

Um den richtigen Partner für die „Räume des Wissens“ zu finden, haben wir die Aufgabe europaweit ausgeschrieben. Von den 16 Gestaltungsbüros, die sich bewarben, haben wir sechs zum Pitch eingeladen. Ein Pitch bedeutet, die Agenturen senden ein Team nach Göttingen, das den eingereichten Entwurf persönlich vor einem Gremium präsentiert. Solch ein Pitch hilft nicht nur, mehr über die Entwurfsidee zu erfahren und Fragen zu klären, sondern eignet sich hervorragend, um einen persönlichen Eindruck von den Menschen zu bekommen, mit denen man möglicherweise zusammenarbeiten wird. Dabei war uns wichtig, dass die Gestalter sich auf unsere Ideen einlassen, diese auf originelle Weise in die Gestaltung der „Räume des Wissens“ einbringen. Ihre Entwurfsskizzen sollten neugierig machen und natürlich auch bezahlbar sein. Wir erstellten eine Matrix, die alle Kriterien festlegt, und die wir veröffentlicht haben. Sie zeigt auch den Schlüssel, nach dem wir die Agenturen bewertet haben. Und damit alles mit rechten Dingen zugeht, gab es eine Vergabeanwältin, die die Vorgänge mit Adleraugen verfolgte.

Kaum vorstellbar: Das werden die Räume des Wissens! Unsere Szenografin Tanja Zöllner auf der Baustelle.

Auf diese Weise fiel unsere Wahl auf das Gestaltungsbüro Atelier Brückner aus Stuttgart. Die Agentur hatte einfach die originellsten Vorschläge, Inszenierungen, die das Wissen-Schaffen in den Ausstellungsräumen wirklich erfahrbar machen. Hinzu kam ihre langjährige, internationale Expertise in der Ausstellungsgestaltung. So hat das Atelier Brückner unter anderem die Dauerausstellung im Rautenstrauch-Joest-Museum Köln, im Filmmuseum Frankfurt am Main und im Staatlichen Museum für Archäologie in Chemnitz gestaltet. Aktuell arbeitet es an der Realisierung des Grand Egyptian Museum in Gizeh. Wir freuen uns sehr, nun mit diesen Profis an unserer Seite das Ausstellungskonzept realisieren zu können.

Vom Suchen und Finden

Die größte Herausforderung, die jetzt vor uns liegt, ist es, bereits bis Ende des Jahres gemeinsam mit den Kustodinnen und Kustoden der Sammlungen erste Objekte festzulegen, die tatsächlich in der Ausstellung gezeigt werden sollen. Die Vielzahl der Göttinger Universitätssammlungen – immerhin über 70 – macht dieses Unterfangen zu einer spannenden Aufgabe. Damit diese gelingt, kommunizieren wir viel, sowohl mit den Sammlungen als auch mit dem Atelier Brücker. Wir organisieren Skype-Konferenzen und Workshops, um uns auf einen gemeinsamen Stand zu bringen.

Objekt, Farbe, Licht … alles soll zusammenpassen.

Gemeinsam mit dem kuratorischen Team suchen wir intensiv nach Objekten und ihren Geschichten: In den vergangenen Wochen haben wir zahlreiche Sammlungen besucht, Gespräche geführt, diskutiert und eine Liste unserer Entdeckungen angelegt. Denn Grundlage für die Gestaltung der Ausstellung sind nicht allein Raumideen, sondern auch Objekte, die dort gezeigt werden. Besucherinnen und Besucher sollen diese in einem faszinierenden Raumeindruck erfahren können. Aus diesem Grund sprechen wir uns thematisch und inhaltlich mit den Mitarbeiterinnen des Atelier Brückner ab. Das Büro plant die genaue Position der einzelnen Objekte und Texte und wird auch den Vorgang des Ausstellungsbaus begleiten. Jede Vitrine und Texttafel, jede Raumgrafik und Medienstation wird von den Gestalterinnen auf die Erfordernisse des einzelnen Raums abgestimmt. Am Ende soll jeder Raum ein Erscheinungsbild bekommen, das unsere Besucherinnen und Besucher überzeugt.

Lassen Sie sich überraschen: ab 2020 für alle, die mehr wissen wollen.

Und wenn Sie jetzt fragen, welche Objekte wir denn nun in der Ausstellung zeigen, dann bitte ich Sie noch um etwas Geduld. Das verrate ich Ihnen gern beim nächsten Mal.

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Engagement Forum Wissen

„Wir wollen’s wissen“ startet in die zweite Runde

Seit dem Beginn unserer Kampagne im Herbst 2017 hat sich einiges getan: Mehr und mehr Göttingerinnen und Göttinger engagieren sich für das Forum Wissen. Sie bringen ihre Ideen im Förderkreis ein, spenden Geld oder erzählen als Botschafter, warum sie das zukünftige Wissensmuseum unterstützen. Dabei immer präsent: die blaue Brille!

Diese tragen nun auch ein Erlebnisführer aus dem Harz, eine Schulleiterin aus Hann. Münden und ein Hotelmanager, der weit über die Region hinaus bekannt ist: Christian Barsch, Heidrun Korsch und Georg Rosentreter sind es, die auf den Billboards in Göttingen und Südniedersachsen für die „Marke Forum Wissen“ stehen. Wir sind neugierig und wollten wissen, was die neuen Botschafter antreibt, sich für das Projekt der Universität Göttingen zu engagieren.

Christian Barsch, Göttinger Alumnus und Harz-Erlebnisführer

Verschmitzt guckt er hinterm Baum hervor. Der Ur-Harzer ist von klein auf mit der Natur verbunden – eine Passion, die er mit dem Studium der Forstwissenschaften an der Universität Göttingen konsequent fortführte. Heute leitet Barsch das Museumsbergwerk Grube Samson in St. Andreasberg, das zum Weltkulturerbe Oberharzer Wasserwirtschaft gehört. In seinen Erlebnisführungen vermittelt der Göttinger Alumnus die Kultur- und Naturgeschichte des Harzes. „Das ist ein historischer Ort, an dem wir zeigen können, was Nachhaltigkeit bedeutet.“ Nachhaltige Bildung, die Leben, Arbeiten und Lernen prägt, möchte Barsch vermitteln. „Nur so können wir das Erbe unserer Kultur und unserer Natur bewahren.“ Aus diesem Grund unterstützt der begeisterte Wanderer auch das Forum Wissen: „Weil es uns die Vergangenheit näherbringt, die Gegenwart beleuchtet und uns inspiriert, unsere Zukunft verantwortungsvoll zu gestalten.“

Georg Rosentreter, Geschäftsführender Gesellschafter FREIGEIST & FRIENDS  und FREIdenker

Als FREIgeist geht Georg Rosentreter gerne ungewöhnliche Wege, um ans Ziel zu kommen. Unter anderem möchte der gelernte Hotelfachmann mit seinen FREIgeist-Hotels viele Menschen an ungewöhnlichen Standorten in Südniedersachsen zum Querdenken anregen.

Der Name FREIgeist ist Programm: Er steht für einen Ort der freien Denker, für Menschen, die sich durch ungewöhnliche Orte inspirieren lassen und urbane Konzepte mögen. Gleiches gilt für das Forum Wissen. Und da sich auch im Hotel FREIgeist Göttingen alles um das Thema Wissen dreht, engagiert sich Rosentreter als Botschafter. Darüber hinaus unterstützt das Hotel seinen Nachbarn mit einer Raumpatenschaft für den Freiraum im zukünftigen Museum. „Wissen geht schließlich jeden etwas an und macht durstig!“, so der Geschäftsmann. Um den Wissensdurst zu stillen, arbeitet sein Team an der HERBARIUM Bar des Hotels Hand in Hand mit dem Team des Alten Botanischen Gartens der Universität Göttingen zusammen. „Um in der Natur neue Zutaten und Inspirationen für die Drinks zu entdecken.“ Was dabei herauskommt? Zum Beispiel VON HALLERS Gin und spannende Signature Drinks.

„Göttingen steht für Wissenschaft und mit dem Forum Wissen als Nachbarn war es klar, dass sich auch in unserem Haus alles um Wissen drehen wird“, so Rosentreter. Die Bücher in der Hotellobby stammen unter anderem aus der Uni-Bibliothek. Mit der Kuratorin der Göttinger Sammlung von Algenkulturen spricht der Küchenchef über essbare Algen. „Wir wollen, dass unsere Besucher sich sofort im Göttinger Wissenschafts-Flair zuhause fühlen.“

Heidrun Korsch, Schulleiterin und neugierige Entdeckerin

„Gerade für die Region ist das Forum Wissen ein Gewinn“, so die engagierte Lehrerin, die in Hann. Münden das Grotefend-Gymnasium leitet. Das zukünftige Wissensmuseum wird ihrer Meinung nach die Neugierde der Schülerinnen und Schüler wecken. Ein Anliegen, das Heidrun Korsch am Herzen liegt: Denken soll Spaß machen! Das versucht die studierte Germanistin und Geografin auch in ihrem Unterricht umzusetzen. Dabei ist sie durchaus für Späße ihrer Schützlinge offen. Die frisch gebackenen Abiturienten verkleideten ihre Direktorin kurzerhand mal als Albus Dumbledore. Hogwarts und Forum Wissen? „Etwas Zauberhaftes haftet beiden an“, so Heidrun Korsch, die mit Freude an den neuen Anziehungsort denkt, der sicher Groß und Klein zum Entdecken einlädt.

Wer jetzt fragt, wo unsere Botschafter zu sehen sind, kann hier fündig werden:

Gerne können Sie ein Foto mit Billboard oder Plakat auf unserer Facebook-Seite Forum Wissen GÖ oder auf Instagram posten. Nicht vergessen: #wirwollenswissen.