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Forum Wissen Sammlung

Ein Füllhorn von Geschichten

Die Lehrsammlung für Ur- und Frühgeschichte enthält Exponate, sowohl Originale als auch Kopien, von der Urgeschichte bis hin zur Neuzeit. Sie spielt noch heute eine wichtige Rolle für Forschung und Lehre. Vielleicht ist die Sammlung gerade deswegen mit gleich zwei Vitrinenreihen im neuen Sammlungsschaufenster des Forum Wissen vertreten. So haben neben Student*innen nun auch Besucher*innen die Möglichkeit, einige Objekte aus der Nähe zu sehen. „Die ausgewählten Objekte, die im Moment ausgestellt sind, können dabei unterschiedlich betrachtet werden, einzeln für sich oder in einem zusammenhängenden Kontext“, so Dr. Immo Heske, Kustos der Lehrsammlung für Ur- und Frühgeschichte.

Steinzeitliche Feuersteinklingen im Sammlungsschaufenster im Forum Wissen. Foto: Martin Liebetruth.

Von der Sesshaftwerdung des Menschen

Die erste Geschichte, die erzählt wird, ist die Veränderung der Lebensweise durch die Sesshaftwerdung des Menschen im Jungneolithikum, eine der grundlegenden Erkenntnisse der ur- und frühgeschichtlichen Archäologie. Dies wird anhand der ersten der beiden Schaufenster nähergebracht, in denen die landwirtschaftliche Vielfalt gezeigt wird: der erste Ackerbau und die Viehzucht in Deutschland zuerst auf den Lößböden und die spätere Weiterentwicklung zu den Großsteingräber-Kulturen wie der Trichterbecherkultur. Diese Kulturen legten ihre Toten in monumentalen Grabanlagen zur Ruhe und begannen auch auf kargen Sandböden mit dem Ackerbau.

Die Ausstellung im Sammlungsschaufenster verdeutlicht diese Veränderungen durch zahlreiche Fundstücke aus dieser Epoche der Menschheitsgeschichte. Hierzu zählen unter anderem Steinwerkzeuge und Waffen sowie Gefäße aus Keramik.

Trichterbecher aus Keramik im Sammlungsschaufenster im Forum Wissen. Foto: Martin Liebetruth.

Hebt man den Blick etwas, geht die Geschichte weiter und erzählt vom Übergang zur Bronzezeit, in der die Metallverarbeitung eine zunehmend wichtige Rolle spielt. Die Waffen, Werkzeuge und der Schmuck aus Bronze werden in Gräbern gefunden und lassen Rekonstruktionen sowie die Unterscheidung von männlicher und weiblicher Tracht zu. So werden Frauen eher Schmuckgegenstände zugesprochen und Männern Waffen wie die Bronzeklingen.

Vom Übergang zur Bronzezeit

Reskonstruktionvorschlag einer bronzezeitlichen Frau im Sammlungsschaufenster im Forum Wissen. Foto: Lena Heykes.

Neben den großen gesellschaftlichen Veränderungen werden auch kleinere Details des alltäglichen Lebens durch Fundstücke veranschaulicht. Sie sind im Sammlungsschaufenster über das Scannen des QR-Codes zugänglich. Doch nicht nur Sesshaftwerdung und Bestattungssitten im Jungneolithikum und der Bronzezeit werden als Geschichten erzählt, sondern auch die Entwicklung von Gesellschaften und Kulturen, die sich in den Epochen bilden und weiterentwickeln.

Bedeutung der Exponate im Studium

Damit beschäftigen sich die Student*innen der Ur- und Frühgeschichte tiefergehend. Anhand der Exponate lernen sie die unterschiedlichen Merkmale der verschiedenen Kulturen näher kennen. Und natürlich arbeiten sie dafür auch eng mit den Exponaten aus der Lehrsammlung.

Schwerter der Älteren Bronzezeit aus Männergräbern. Foto: Martin Liebetruth.

Dort gibt es auch einige Objekte, die noch nicht wirklich aufgearbeitet sind, die sie dann in Seminaren behandeln und bearbeiten. Andere Objekte werden für Ausstellungsprojekte wie dem Sammlungsschaufenster genutzt, um den Student*innen das Planen der Ausstellungskonzepte näherzubringen. Ebenso spielen das Zeichnen und die Recherche zur kulturhistorischen Einordnung der Artefakte eine wichtige Rolle. Mit diesen Techniken können sich die Student*innen nämlich auf ihre Abschlussarbeiten vorbereiten.

Zeichnung der Schwerter aus dem Sammlungsschaufenster. Foto: Lena Heykes.

Insgesamt ist die Sammlung für Ur- und Frühgeschichte wichtig für die wissenschaftliche Arbeit und die Vermittlung der menschlichen Geschichte. Diese möchten Immo Heske und die Student*innen den Besucher*innen durch das Sammlungsschaufenster näherbringen. So können sie sich schlaglichtartig ein Bild von der Entwicklung der Menschheit machen.

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Forum Wissen Uncategorized

Was das Schreiben angeht…

Autor: Dr. Andreas Effland, M.A. Seminar für Ägyptologie und Koptologie

„Was das Schreiben für den, der es kann, angeht: Nützlicher ist das als jedes Amt!“

aus dem Papyrus Lansing, 20. Dynastie, 11. Jahrhundert. v.Chr.

Das Schreiben erforschen…

Ob in Ägypten oder Mesopotamien das Medium Schrift zuerst genutzt wurde, steht noch in der Diskussion. Beide Regionen haben eine bis in das 4. Jahrtausend v. Chr. zurückreichende Tradition des Schreibens.
Die Schreiber bildeten in der altägyptischen Gesellschaft und Verwaltung ein wichtiges Fundament und die Wertschätzung für diesen Beruf war außerordentlich groß. Eine gute Ausbildung eröffnete ausgezeichnete Karrierechancen.
Der angehende Schreiber erhielt nicht nur Kenntnisse in der Schrift, ihm wurde eine umfassende Allgemeinbildung vermittelt, er lernte die „klassische Literatur“ des Nillandes kennen, übte sich in Spezialkenntnissen wie der Mathematik, die ihn in die Geheimnisse von Projektplanungen und Bauvorhaben einführte. Weiteres Wissen zu Themen wie Astronomie oder Medizin konnte ein Schreiber an „weiterführenden“ Tempelschulen erlangen. Zum Handwerkszeug gehörten sein Schreibmaterial: Papyrus, die Palette mit Farbpasten sowie Wassernapf, Tinte und Schreibbinse. Dies war ein wichtiges Schreibgerät, das wie eine Schreibfeder genutzt wurde und aus einer grasartigen Pflanze, der Binse, gefertigt wurde.

Die Figur des Schreibers

Die im Sammlungsschaufenster im Forum Wissen ausgestellte Figur eines Schreibers aus der Zeit des sogenannten Neuen Reiches (18. Dynastie, 14. Jahrhundert v. Chr.) zeigt eine typische Haltung, bei der er mit untergeschlagenen Beinen auf dem Boden sitzt und eine Papyrusrolle quer vor sich aufrollt. In dieser Stellung lassen sich auch sehr lange Papyri beschreiben. Die längsten bekannten Papyri aus Ägypten messen bis zu 40 Meter!

Die kleine Statuette trägt sogar den Namen des dargestellten Schreibers: Nebmerutef. Und auch wenn die im Sammlungsschaufenster ausgestellte Plastik nur eine Replik ist, also eine Kopie einer Statuette deren Original sich heute im Louvre in Paris befindet, könnte eine solche Schreiberstatuette geradezu ein Ikon für unser wissenschaftliches Fach sein.

Die Ägyptologie gehört zu der geisteswissenschaftlichen Fächergruppe der Alten Sprachen und Kulturen. In Göttingen blicken wir auf eine mehr als 150 Jahre lange Geschichte unseres Faches zurück; das Studium und die Erforschung der Historie, der Kultur und Religion des pharaonischen und auch des christlichen Ägypten und der ägyptisch-koptischen Sprache hat in Göttingen Tradition. 1867 wurde hier die weltweit erst dritte Professur für Ägyptologie eingerichtet.

Traditionell konzentriert sich die Forschung unseres Faches zunächst auf die ägyptische Sprache und ihre Schriften. Auch heute noch ist das Fundament für einen erfolgreichen Studienabschluss in der Ägyptologie eine solide Sprachausbildung. Daneben steht allerdings auch die Erforschung der materiellen Hinterlassenschaften, von Artefakten, wie Gerätschaften, Alltagsgegenständen, Kultobjekten, Grabbeigaben, Ritualrelikten, dazu kommen auch die Baudenkmäler, Bildwerke, Reliefs, Malereien, Statuen, Stelen, Särge oder auch Amulette und die Keramik des Alten Ägypten, materielle Hinterlassenschaften, die meist den Kern von Sammlungen an Museen und Universitäten ausmachen.

Die Figur des Schreibers im Sammlungsschaufenster des Forum Wissen

Die Sammlung am Seminar für Ägyptologie und Koptologie
der Universität Göttingen

Die kleine Sammlung am Seminar für Ägyptologie und Koptologie an der Georgia Augusta besteht aus etwa 100 originalen Objekten und fungiert als Lehrsammlung, die auch im Unterricht genutzt wird. Es handelt sich dabei um kleinformatige Objekte wie Amulette, Skarabäen, und Keramik. Um den Studierenden unseres Faches jedoch auch andere und mitunter größere Objekte und Thematiken zu vermitteln, benutzen wir auch gerne gute Museumsreplikate, wie sie derzeit auch im Sammlungsschaufenster im Forum Wissen zu sehen sind.

Altägyptische Originale finden sich an der Universität Göttingen auch in anderen Sammlungen. Sie wurden zum Teil schon gegen Ende des 18. Jahrhunderts auf Initiative von J.F. Blumenbach für das Akademische Museum erworben und zeugen von einem weit zurückreichenden Interesse an dem alten Ägypten in unserer Stadt.

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Forum Wissen Hinter den Kulissen Sammlung

Die Suche nach der Nadel im Heuhaufen

Studentinnen der Kunstgeschichte praktizieren Provenienzforschung

Annika Zinger, Jana F. Schulz und Pia Mara Denkmann sind die ersten Studentinnen, die ein Objekt aus dem neuen Sammlungsschaufenster im Forum Wissen untersuchen. Es handelt sich um ein Genregemälde aus der Kunstsammlung der Universität Göttingen. Im Rahmen eines Seminars zur Provenienzforschung bei der Kustodin Dr. Anne-Katrin Sors suchen sie nach Spuren, die etwas über die Geschichte des Objekts verraten ─ etwa wann das Gemälde in wessen Besitz war.

Karsten Heck, Referent für Sammlungsmanagement beim Forum Wissen, öffnet die Glasvitrine. Annika Zinger hebt das Bild mit ihren weiß behandschuhten Fingern vorsichtig heraus. Sie legt es behutsam auf einen Tisch im Inneren des Sammlungsschaufensters, das als Seminarraum dient.

Schwierige Recherche

Die Informationen, die die Studentinnen bislang haben, sind dünn: Die Kunstsammlung hatte das Gemälde 1966 von der Witwe des Schauspielers Eugen Dumont angekauft. Der Titel: Dorflandschaft mit zechenden Bauern. Der Künstler: Unbekannt. Die abgebildete Szene ist typisch für die niederländische Genremalerei des 16. und 17. Jahrhunderts, doch hat eine frühere Prüfung ergeben, dass es sich um eine Schöpfung des 19. Jahrhunderts handeln muss. In dieser Zeit waren solche Szenen beliebt; d. h. es gibt viele ähnliche Bilder, was es nicht gerade leichter macht, das Bild genau zu identifizieren. Es hat etwas von der Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Übrigens werden solche Prüfungen in der Fachsprache auch „Autopsien“ genannt. Ein Hinweis darauf, dass die Recherchen der Studentinnen der Kunstgeschichte durchaus Ähnlichkeiten mit den von Kriminolog*innen haben.

Spurensuche am Objekt

Annika Zinger legt das Gemälde so ab, dass die Rückseite des Rahmens sichtbar ist. Auf dem dunklen Holz ist eine Bleistiftnotiz zu erkennen: „Rahmen verkleinern“. Die drei Studentinnen vermuten, dass sie von einem Restaurator stammt, der das Werk im Auftrag der Universität begutachtete. Ansonsten gibt es kaum Hinweise, die etwas über die Identität des Bildes verraten könnten.

Jetzt dreht Pia Mara Denkmann das Gemälde vorsichtig herum. Die Dorflandschaft mit den zechenden Bauern ist zu sehen, eingefasst in einen breiten goldfarbenen Holzrahmen. Die Studentinnen betrachten die Oberfläche eingehend aus den unterschiedlichsten Blickwinkeln. „Man sieht nochmal viel mehr, wenn man das Bild direkt vor sich auf dem Tisch hat“, sagt Pia Mara Denkmann. „Der pastose Farbauftrag ist gut zu erkennen, wenn man sich über das Bild beugt“. An zwei Stellen ist die Schutzschicht, der über dem Ölgemälde liegende Firnis verändert. Diese sogenannten Fehlstellen könnten bei der weiteren Recherche einen Hinweis auf die Identität des Bildes liefern. Dazu werden sie in den nächsten Wochen Kataloge von Auktionshäusern und Bilddatenbanken durchforsten. Ihre Erkenntnisse finden wiederum Eingang in das Sammlungsportal der Universität Göttingen.

Recherche am Original

„Es ist keine Selbstverständlichkeit, dass Studierende der Kunstgeschichte an Originalen arbeiten,“ sagt Jana F. Schulz. An vielen anderen Universitäten, die nicht über eigene Sammlungen verfügen, gebe es diese Möglichkeit nicht. Die Kunstsammlung der Universität Göttingen ist nicht nur die älteste Kunstsammlung ihrer Art in Deutschland, sie ist auch in erster Linie eine Lehrsammlung. Bei Neuankäufen wird u. a. darauf geachtet, dass sie um bestimmte Epochen und Themen erweitert wird, die bislang nicht vertreten sind.

Die Arbeit am Objekt ist für heute abgeschlossen. Die zechenden Bauern werden wieder vorsichtig in die Vitrine gestellt. „Die Atmosphäre hier im Innern des Sammlungsschaufensters ist inspirierend“, sagt Jana F. Schulz, „umgeben von so vielen verschiedenen Objekten zu sein, ist toll, wenn man so objektverliebt ist wie wir“.

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Forum Wissen

Der Wal ist zurück! Großer Walaktionstag am 19. März 2023

Save the date – Walaktionstag am 19. März

Das imposante Pottwal-Knochen-Puzzle hat ein Ende gefunden. Jetzt hängt das Pottwal-Skelett sicher an der Decke des Atriums im Forum Wissen. Wir freuen uns riesig über dieses großartige Exponat und wollen den neuen Einzug des Wals mit euch feiern. Am Sonntag, 19. März, bei uns im Forum Wissen könnt ihr das Pottwal-Skelett live erleben und viele interessante Dinge über Pottwale erfahren.

Der Aktionstag beginnt um 11 Uhr mit Kurzvorträgen von Expert*innen, die den Wal schon lange begleiten – wie der Präparator Carsten Wortmann. Auch für Maria Teresa Aguado gehören Pottwale zu den beeindruckendsten Tieren. Die Direktorin des zukünftigen Biodiversitätsmuseums wird am Sonntag nicht nur auf den Walaktionstag einstimmen, sondern auch  Einblicke in ihre ganz besondere Beziehung zu dem ‚Göttinger‘ Wal geben. Darüber hinaus gibt es am Aktionstag viele Angebote für unsere jüngsten Gäste, unter anderem eine Wal-Rallye und Bastelaktionen. Auch der Shop und das Café Liesels …könnt ihr ab Sonntag wieder besuchen und dabei das Highlight der Zoologischen Sammlung aus nächster Nähe betrachten.

3, 2, 1 …

Das mit Abstand größte Objekt im Forum Wissen ist jetzt schon ein Publikumsliebling. Das zeigen auch die zahlreichen Bilder, die uns zum Malwettbewerb ‚Walheimat Göttingen‘ erreicht haben. Insbesondere Kinder und Jugendliche haben sich von unserem Aufruf inspirieren lassen. Dabei haben sich nicht nur Göttinger*innen an dem Wettbewerb beteiligt: uns haben sogar Beiträge aus Schweden und Spanien erreicht!

Viele der Teilnehmenden haben Ihre Bilder gespendet und zur Versteigerung freigegeben. Die Stille Auktion ist aktuell in vollem Gange. Dabei können Bildspenden des Malwettbewerbs ersteigert werden, der Erlös finanziert die Arbeiten rund um den Wal. Die Stille Auktion ist aktuell in vollem Gange. Eine Teilnahme ist bis zum 14. April möglich. Geboten werden kann vor Ort und online.

Der ‚Göttinger Wal‘ in euren Bildern

Alle der über 500 eingereichten Bilder aus Göttingen und der ganzen Welt sind noch bis zum 14. April 2023 auf der Sonderausstellungsfläche im Forum Wissen zu betrachten. Diesen Sonntag findet beim Walaktionstag ab 13 Uhr die große Preisverleihung des Malwettbewerbs ‚Walheimat Göttingen‘ statt. Ein Besuch lohnt sich!

Final Countdown!
Auf dem YouTube-Kanal der Uni Göttingen könnt ihr mitverfolgen, wie der Wal bei uns im Forum Wissen nach der Restaurierung in Holtensen wieder zusammengebaut und aufgehängt wurde. Wir wünschen euch viel Freude dabei!



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Eine Maske mit mythischer Bedeutung…

Neue Einblicke in das Sammlungsschaufenster im Forum Wissen!

Die Yams-Maske

Die Yams-Maske der Bevölkerungsgruppe der Abelam wurde in den 1970er Jahren auf Papua-Neuguinea hergestellt und erworben. Befragt habe ich dazu die ehemalige Ethnologie-Professorin Brigitta Hauser-Schäublin, die dieses Objekt den Abelam damals nach einem einjährigen Aufenthalt in einem der Dörfer für die Ethnologische Sammlung der Universität Göttingen abgekauft hatte. Da Frau Hauser-Schäublin nicht systematisch gesammelt habe, hätte sie letztlich eines der vielen Kaufangebote nur deshalb angenommen, um den Abelam ihre Wertschätzung auszudrücken. Der Kauf diente diesen als Tauschgut, da sie sich normalerweise ohne Geldwirtschaft selbst versorgen. Wie mir Frau Hauser-Schäublin erzählte, wird die Yams-Pflanze heute sogar im Supermarkt in Göttingen angeboten!

Die Abelam und ihre Zeremonial-Yams

Die Abelam leben in den südlichen Ausläufern des Küstengebirges im Nordosten der Insel Neuguinea, im heutigen Staat Papua-Neuguinea. Sie sind im Maprik-Distrikt zuhause und zählen rund 70.000 Menschen, leben vom Feldbau und züchten an steilen Hängen rund 70 verschiedene Sorten von Yams. Yams ist das Grundnahrungsmittel der Abelam und wird von Männern und Frauen gemeinsam angebaut. Daneben züchten Männer besonders lange, bis zu drei Meter lange Exemplare.

Detail der Yams-Maske der Ethnologischen Sammlung der Universität Göttingen im Sammlungsschaufenster [Forum Wissen]

Eine Maske mit mythischer Bedeutung

Solche außergewöhnlich langen Yamsknollen werden mit besonderen Masken geschmückt und auf dem Kultplatz im Dorf aufgestellt. Diese Masken werden wiederum von den Frauen aus der Yams-Pflanze hergestellt, die die Männer als Yamszüchter dann ausstellen. Das menschenähnliche Gesicht verweist auf die symbolische Identität von Yams, Mensch und Ahnenwesen, wie dies in Mythen vom „Yamskind“ geschildert wird. Neben geflochtenen Masken werden auch geschnitzte verwendet. Mannigfaltiger Schmuck, wie Federn, Blüten, Schalen von Meeresschnecken und Bemalung, vervollständigen das menschenähnliche und beseelte Wesen. Nur Männern mit besonderem Geschick gelingt es, außergewöhnlich lange Exemplare zu züchten, die dann anlässlich eines Wettbewerbs nach der Erntezeremonie an ihren jeweiligen Rivalen übergeben werden.

Und wie ist die Yams-Maske aufgebaut?
Die Maske ist filigran gearbeitet und besteht aus beigen Pflanzenfasern. Das Gesicht ist entlang einer vertikalen Linie von der Stirn bis zum Kinn symmetrisch aufgebaut; die Augen sind konzentrisch angelegt und vermitteln einen fast hypnotischen Blick. Typisch ist der scheibenartige Kopfschmuck, wie ihn auch Männer beim Tanz tragen. Die Maske ist schwarz, weiß, rot und gelb bemalt. Sie wurde nie benutzt. Zu betrachten ist die Maske derzeit im Sammlungsschaufenster im Forum Wissen.

Yams-Maske der Ethnologischen Sammlung der Universität Göttingen im Sammlungsschaufenster [Forum Wissen]
Detail der Yams-Maske der Ethnologischen Sammlung der Universität Göttingen im Sammlungsschaufenster [Forum Wissen]



Die Entstehung der Ethnologischen Sammlung der Universität Göttingen reicht bis in das 18. Jahrhundert zurück. Die mittlerweile rund 19.000 Objekte und Dokumente kommen aus Ozeanien, Australien, Asien, Afrika, Nord- und Südamerika sowie Europa. Die Ethnologische Sammlung  ist Teil des Instituts für Ethnologie, an denen die Studiengruppen forschen. Einige der Objekte sind bei uns im Sammlungsschaufenster zu bewundern.

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Hinter den Kulissen Sammlung

Vom Projektor zu Indiana Jones: die Sammlung Stern

Aus dem Sammlungsschaufenster im Forum Wissen stellen wir euch heute das Altertumswissenschaftliche Filmarchiv vor. Es ist eine unserer jüngsten Sammlungen, die es erst seit rund sechs Jahren gibt.

Bell & Howell-Projektor für 16-mm-Filme. Die Audiospur liegt als sogenannter Lichtton mit auf der Rolle.

Mit diesem Gerät fing alles an: Deshalb stellt Carolin Pilz den 16-mm-Projektor auch gut sichtbar ins Sammlungsschaufenster des Forum Wissen. „Der Projektor ist das Gründungsobjekt des Göttinger Filmarchivs“, erklärt die Studentin stolz. Damit hat der Archäologe Tom Stern Filme gezeigt – nicht nur zu Forschungszwecken, sondern auch in vielen Schulen oder Museen. Kaum vorstellbar, dass dieses 20 Kilo schwere Gerät jahrzehntelang als mobiles Kino beliebt war. Gerade weil es so gut zu handhaben, leicht beweglich und robust war. „Für mich ist das ein doppelter Blick in die Vergangenheit“, erzählt Carolin weiter: Denn sie erfährt durch solche Objekte nicht nur, wie die Vorführpraxis vor allem in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts war. Auch die Filme selbst sieht sie gern.

Antike im Film

Denn das wollte der Archäologe und Filmforscher Tom Stern (1958–2016) wissen: Welches Bild vom Altertum erzeugt ein Film? Wie und warum werden die Geschichten erzählt? Auch Ausgrabungen hielt der Forscher im Bewegtbild fest und schuf so besondere Einblicke in wissenschaftliches Arbeiten. Carolin studiert selbst Geschichte und Klassische Archäologie und findet diese andere Art des Zugangs zu ihren Fächern enorm erfrischend.

Filmrollen, VHS-Kassette und der letzte Film von Tom Stern, den Regisseur Enzio Edschmid fertiggestellt hat.

Auch Martin Lindner, der Kurator der Sammlung Stern, freut sich über diesen Türöffner: „Noch sind nicht alle Objekte unseres Archivs digitalisiert. Mit so einem Projektor können wir Filme, die 50 oder 60 Jahre alt sind, sogar unter Originalbedingungen zeigen.“ Und damit ein wenig in die Kinoatmosphäre dieser Zeit eintauchen.

Leidenschaft: Sammeln

Das scheint umso wichtiger, je mehr die Antike aus den Lehrplänen des Unterrichts verschwindet. Doch das war wohl nur ein Grund, warum Tom Stern begann, Filme zu sammeln – vor allem jene, die er analysierte oder an denen er mitwirkte. Sein Nachlass ist heute der Grundstock des Altertumswissenschaftlichen Filmarchivs. Zu ihm gehören auch Sterns Bücher, Zeitschriften und Arbeitsmappen wie die zu Leo Frobenius – Ethnologe, Archäologe und Hauptfigur eines Stummfilms über die Ruinenstätte Groß-Simbabwe von 1929.

Zeugnisse der Filmgeschichte von Tom Stern sowie dem Kieler Regisseur und Archäologen Kurt Denzer (1939–2021).

Aber auch Klassiker wie „Indiana Jones“ oder moderne Terra X-Sendungen schlummern in der Sammlung, die längst über Sterns Aktivitäten hinausgewachsen ist.

Herzlich willkommen

Wer sich davon ein Bild machen möchte, besucht am besten das Sammlungsschaufenster im Wissensmuseum. Es ist aber auch möglich, den einen oder anderen Film zu schauen und sich auf die Suche nach den alten Zeiten zu begeben. In dem Fall bittet am besten Martin Lindner um einen Termin im Althistorischen Seminar der Uni Göttingen.

Fotos: Uni Göttingen