Categories
Hinter den Kulissen Sammlung

Ein echter Linné im Göttinger Herbarium

Beim Digitalisieren des Herbariums stieß ich auf eine Pflanze, deren Etikett die Abkürzung „h.L.“ trug. Ich stutzte: Es war die Sammlung des Botanikers Jakob Friedrich Ehrhart, einer der letzten Schüler Carl von Linnés in Uppsala. Es ist bekannt, dass Linné ihm Herbarpflanzen geschenkt hatte.

Herbarbeleg mit originaler Handschrift und Barcode für das Digitalisat. Foto: Natascha Wagner.

„h.L.“ – Herbarium Linnaeus!

War das ein originaler Herbarbeleg des berühmten Botanikers? Ehrharts Biografie sprach dafür: Nach seiner Zeit in Uppsala wurde der Schweizer Direktor der Herrenhäuser Gärten in Hannover und mit seinem Tod gelangte sein Herbarium an die Göttinger Universität. In einem 1824 erschienenen Katalog des Ehrhart-Herbariums fand ich zudem die Abkürzung „h.L.“. Sie steht für „Herbarium Linnaeus“.

Ich in einem der acht Sammlungsräume des Göttinger Herbariums. Foto: Natascha Wagner.

Damit hatte ich einen ersten Hinweis, dass es sich tatsächlich um eine von Linné gesammelte und gepresste Pflanze handeln könnte. Ein weiterer Hinweis war, dass Linné in seiner einflussreichen Publikation Species Plantarum die Nummer „5“ für die Art Holcus odoratus, das duftende Mariengras, verwendete. Beides – Nummer und Artname – ist auf unserem Etikett vermerkt. Mittlerweile hat die Linnean Society bestätigt, dass es sich um eine von Linné gesammelte Pflanze handelt und die „5“ in Linnés Handschrift geschrieben ist.

Carl von Linné – Begründer der modernen biologischen Nomenklatur

Der Schwede Carl von Linné (1707–1778) ist sicherlich der bekannteste Botaniker aller Zeiten. Er wurde vor allem durch seine hierarchische Klassifikation von Pflanzen, Tieren und Mineralien sowie durch die Etablierung der binominalen Nomenklatur berühmt. Mit dieser neuen Art, Organismengruppen wissenschaftlich zu benennen, löste der Naturforscher die häufig langen Artbezeichnungen in lateinischer Sprache ab.

Mitten in diesem Faszikel verbirgt sich die Pflanze von Linné. Foto: Natascha Wagner.

Linné verwendete stattdessen nur zwei Wörter: Eins charakterisiert die Gattung, das andere die Art. Diese Methode erwies sich als äußerst praktikabel und stellt den Ausgangspunkt der modernen Nomenklatur dar. Linnés Herbarium befindet sich heute in den Sammlungsschränken der Linnean Society in London und nur wenige andere Institutionen besitzen Pflanzen, die Carl von Linné gesammelt hat. Seit kurzem gehört auch das Göttinger Herbarium zu diesem illustren Kreis.

Hier digitalisieren wir unsere Herbarbelege. Foto: Natascha Wagner.

Eine riesige Schatztruhe – das Göttinger Herbarium

Die etwa 800.000 getrockneten Pflanzen unserer Sammlung stammen aus der ganzen Welt. Die ältesten unter ihnen sind mit über 300 Jahren sogar älter als die Göttinger Universität. Genauso spannend wie die Pflanzen selbst sind auch die unzähligen Sammler*innen und ihre Reisen, auf denen sie die Pflanzen gesammelt haben. Daher haben wir im Herbarium zum Beispiel Pflanzen, die Alexander von Humboldt (1769–1859) in Ecuador am Fuße des Chimborazo sammelte – der damals als höchster Berg der Welt galt. Georg Forster (1754–1794) brachte viele neue Arten von der zweiten Südseereise James Cooks mit und Amalie Dietrich (1821–1891), eine der ersten Pflanzenjägerinnen, verdanken wir eine außergewöhnliche Sammlung australischer Moose.

Von Linné gesammelt: das duftende Mariengras. Foto: Marc Appelhans.

Gibt es noch mehr Linnés, Humboldts etc. in Göttingen?

Zurzeit haben wir weniger als 10 Prozent der Pflanzen im Göttinger Herbarium digitalisiert und datenbanklich erfasst. Daher kann es durchaus sein, dass weitere Herbarbelege von Linné oder anderen bedeutenden Botaniker*innen auftauchen. Wir finden zum Beispiel regelmäßig neue Typusbelege, also Pflanzen, die für die Erstbeschreibung einer neuen Art verwendet worden sind und die eine Art „Geburtsurkunde“ darstellen. Es gibt also noch viel zu tun und viel zu entdecken.

Der Autor ist Kustos des Göttinger Universitätsherbariums. лучшие банки где взять кредит потребительский

Categories
Ausstellung Hinter den Kulissen

Wie Hendrick Goltzius die Welt verwandelte

Sie haben mich von Anfang an fasziniert: die vier Kupferstiche der “Himmelsstürmer”, die mit unverkennbarer Leichtigkeit in luftleerem Raum zu schweben scheinen. In Wirklichkeit ist die Geschichte wesentlich tragischer, da die vier Antihelden (ganz individuell und moralisch wertvoll) in ihr Verderben stürzen.

Die vier “Himmelsstürmer” Tantalus, Ikarus, Phaeton und Ixion. Foto: Stephanie Stroh.

Goltzius’ Meisterblätter in Freiburger Ausstellung

Der Künstler dieser Blätter ist Hendrick Goltzius (1558–1616), ein niederländischer Kupferstecher und Maler des Manierismus, der mit seinem technischen Können und seinen kreativen Bilderfindungen in die Kunstgeschichte eingegangen ist. Ihm widmet das Augustinermuseum in Freiburg die Kabinettausstellung “Verwandlung der Welt – Meisterblätter von Hendrick Goltzius“. Sie ist von Samstag, 31. Oktober 2020, bis Sonntag, 31. Januar 2021, im Haus der Graphischen Sammlung zu sehen. Die Ausstellung ist in Kooperation mit der Kunstsammlung der Universität Göttingen entstanden – die erste Zusammenarbeit der beiden Institutionen. Aus Göttingen kommt der Großteil der insgesamt 66 Werke, die in Freiburg in sechs thematischen Ausstellungskapiteln gezeigt werden.

Beim Hängen der Bilder – lasst sie schweben! Foto: Juliane Hofer.

Wie erzähle ich die Geschichte?

Die Ausstellung ist etwas Besonderes, auch für mich ganz persönlich: Es ist das Projekt, das ich im Rahmen meines Volontariats am Museum betreut und von Anfang an begleitet habe. Im Studium habe ich mich viel mit Theorien des Museums beschäftigt und was es heißt, Ausstellungen zu machen und für wen. In der Praxis kommen dann noch ganz viele andere Fragen hinzu, beispielsweise: Wie viele Stellwände brauche ich, um alle Werke hängen zu können? Wo sollen diese platziert werden, damit ich die „Geschichte“ der Ausstellung sinnvoll erzählen kann und die Besucherinnen und Besucher die Bereiche problemlos durchlaufen können? Welche Inhalte will ich eigentlich vermitteln (und auf welche kann ich verzichten)?

Die Blätter der “Metamorphosen”, hier mal aus der Vogelperspektive. Foto: Stephanie Stroh.

Spurensuche in Göttingen

Zum Auftakt des Projekts bin ich im Juni letzten Jahres nach Göttingen gefahren, um die Kunstsammlung zu besuchen und mir die Werke vor Ort anzuschauen. Zusammen mit der Kustodin der Kunstsammlung, Anne-Katrin Sors, und den Studentinnen des Seminars (dort gab es ein Seminar zu Goltzius) haben wir die Blätter einzeln ausgelegt und überlegt, welche wir in der Ausstellung in Freiburg zeigen wollen. Das ist das Tolle an einer universitären Sammlung: dass Theorie und Praxis so eng miteinander verknüpft sind.

Mein liebster “Himmelsstürmer”: Phaeton. Er versuchte den Sonnenwagen seines Vaters Helios zu lenken und stürzte dabei in den Tod. Foto: Jonas Pucher.

Die Kupferstiche von mythischen und christlichen “Helden”, die wir an diesem Tag im Juni auswählten, sind aber nicht nur für die Ausstellung gedacht. Für jede Sonderausstellung produzieren wir auch einen Katalog, der alle in der Ausstellung präsentierten Werke aufführt und im Detail bespricht. Die 22 Beiträge im Katalog sind dabei so individuell wie die Autorinnen und Autoren, die sie geschrieben haben. Letztendlich ist ein Katalog ja auch das, was bleibt, nachdem die Ausstellung abgebaut ist und die Werke wieder in ihren Mappen im Depot verstaut werden.

Herzlich willkommen!

Die Stellwände im Ausstellungsraum sind jetzt aufgebaut und alles ist blau gestrichen. Es hat beinah etwas Magisches, dieser Zeitpunkt kurz vor der Eröffnung. So viele Monate in der Planung, und jetzt ist es fast soweit! Ich gehe zurück zum Eingang der Ausstellung und schaue in den Raum: Das erste, was man jetzt sieht, sind die “Himmelsstürmer”, wie sie im freien Fall an der Wand schweben. Bühne frei für Hendrick Goltzius!

Ich freue mich auf Ihren Besuch. Foto: Jonas Pucher.

Weitere Informationen zur Ausstellung finden Sie hier.

Ihre, Stephanie Stroh

 

бесплатные дебетовые карты банков

Categories
Hinter den Kulissen Sammlung

Eine bunte Göttin – Farbrekonstruktion der Artemis aus Pompeji

Seit langem ist bekannt, dass die Antike nicht marmorweiß war, sondern dass Griechen und Römer ihre Statuen, Büsten und Reliefs bunt bemalten. Das gilt auch für die Göttin der Jagd, Artemis – oder Diana, wie die Römer sie nannten.

Die originale Artemis-Statue im Depot des Nationalmuseums in Neapel, Foto: Vinzenz Brinkmann.

Frischer Gipsabguss in der Werkstatt, Foto: Jorun Ruppel.

Ende 2017 erhielten wir am Archäologischen Institut die Anfrage, ob wir einen Gipsabguss der Artemis aus Pompeji für das Winckelmann-Museum in Stendal anfertigen könnten.  Für die anschließende Farbrekonstruktion waren die Frankfurter Archäologen Ulrike Koch-Brinkmann und ihr Mann Vinzenz Brinkmann verantwortlich, die auch hinter der berühmten Ausstellung Bunte Götter stecken. Für die Ausstellung hatten wir bereits eine Artemis aus Gips produziert, die eigens dafür angefertigte Form aus Silikon und Glasfaserlaminat lag noch vor. Wir sagten daher zu und entschlossen uns, gleich zwei neue Abgüsse herzustellen: einen für Stendal und den anderen für uns, die Göttinger Sammlung der Gipsabgüsse antiker Skulpturen.

Das Original

Wenn es darum geht, die Farben einer Skulptur zu rekonstruieren, kann man nicht einfach so drauflos malen, sondern benötigt Hinweise auf das ursprüngliche Aussehen. Als die Artemis-Statue vor 260 Jahren, am 19. Juli 1760, bei Ausgrabungen in Pompeji zum Vorschein kam, waren deutliche Spuren ihrer Bemalung sichtbar. Im Grabungstagebuch werden unter anderem hautfarbene Arme erwähnt – ein wichtiger Hinweis, denn bis heute ist die Fachwelt in der Frage “Hautfarbe ja oder nein” gespalten. Auch Johann Joachim Winckelmann, der die Statue eineinhalb Jahre später sah, äußerte sich in seinen Notizen zur Bemalung: “Die Haare der Hetrurischen Diana waren gelb gefärbet, auch die Augäpfel waren gemahlet. Der Riem des Köchers ist roth. Der äußere kleine Rand des Gewandes ist gelb und schmal, auf dem breiten rothen Streifen sind weiße Blumen gemahlet. An ihrem Diadema, welches rund um den Kopf gehet, sind 10 Rosen erhaben, roth gemahlet.” (Wiedergegeben von Oliver Primavesi in: Die Artemis von Pompeji und die Entdeckung der Farbigkeit griechischer Plastik, Stendal 2011).

Nicht nur die Bemalung der Artemis-Statue interessierte Winckelmann, sondern auch ihre stilistische Einordnung. Zunächst hielt er sie für ein etruskisches (= ‚hetrurisches‘) Werk, kam Jahre später aber zu dem Schluss, dass sie einen frühen griechischen Stil zeigte. Heutige Archäolog*innen sehen zwar ebenso frühgriechische Stilelemente der archaischen Kunst des 6. Jahrhunderts vor Christus, wissen jedoch, dass die Römer diesen Stil imitierten. So bezeichnen sie die Artemis als eine archaistische Skulptur und datieren sie in die Zeit von Kaiser Augustus. Typische Stilmerkmale sind die Zickzackfalten des Mantels oder die etwas steife Körperhaltung.

Die Suche nach den Farben

Mehr als 70 Jahre nach ihrer Auffindung erschien erstmals eine farbige Abbildung der Artemis aus Pompeji und zwar in einem Werk des französischen Archäologen Désiré Raoul Rochette, in dem er sich mit Farbe an griechischen und römischen Sakral- und Profanbauten befasste. Seinem Göttinger Kollegen Karl Otfried Müller, mit dem er regelmäßig korrespondierte, schickte er vorab einen kolorierten Probedruck des Stiches. Er zeigt Artemis mit goldgelbem Haar und einem weißen Gewand, dessen rosa und gelb bemalter Zickzacksaum mit einem floralen Ornament verziert ist. Auch Beschläge auf dem Köcherband sind zu erkennen.

Probedruck aus dem 1836 erschienenen Buch von Désiré Raoul Rochette (Nachlass K. O. Müller, Archäologisches Institut Göttingen, Foto: Stephan Eckardt). Bis zum 17. Januar 2021 wird der Stich in der Bunte Götter-Ausstellung im Liebieghaus in Frankfurt gezeigt.

Die letzte ausführliche Beschreibung der Bemalung stammt von 1888, verfasst vom Archäologen Franz Studniczka. Er hielt gezielt nach Farbresten Ausschau, die seine Vorgänger beschrieben und abgebildet hatten, und konnte auch noch Reste des Saum-Ornaments erkennen, die inzwischen vollständig verloren sind. Lediglich das Rosa und das Gelb des Saums sind heute noch auszumachen.

Der Zickzacksaum und das Diadem mit Resten der Bemalung, Fotos: Vinzenz Brinkmann.

Danach dauerte es 122 Jahre, bis Artemis zum ersten Mal mit naturwissenschaftlichen Methoden untersucht wurde: Es waren die Brinkmanns und der Restaurator Heinrich Piening, die mit Hilfe der UV-VIS-Absorptionsspektroskopie und verschiedenen fotografischen Techniken weitere Details über das Aussehen der römischen Statue herausfanden. Unter Infrarotlicht beispielsweise fluoreszieren auch kleinste Reste von Ägyptischblau, die mit bloßem Auge nicht wahrzunehmen sind. Zu finden war das Blau am Diadem, an den Armstützen und, wie jüngst entdeckt, auch an den Ärmeln. Zudem konnten widersprüchliche Angaben zur Farbe der Rosetten geklärt werden: Sie waren nicht nur rot, wie Winckelmann schrieb, oder gelb, wie auf Raoul Rochettes Stich, sondern beide Farben kamen vor und obendrein noch rosa.

Wie bunt soll unsere Artemis werden?

Egal, wie gut die Faktenlage ist – letztlich gibt es bei Farbrekonstruktionen immer einen gewissen Spielraum. Bedeutet ein kleiner Farbrest an einer einzelnen Stelle, dass die gesamte Fläche in ebendieser Farbe bemalt war? Wie sahen die obersten Farbschichten aus, die immer als erste verloren gehen? Hier ist Raum für Interpretationen, das heißt unsere Göttinger Artemis musste nicht wie eine Drillingsschwester der vorherigen Brinkmannschen Rekonstruktionen aussehen, die sich untereinander ebenfalls unterschieden.

Das 2018 bemalte Exemplar für das Winckelmann-Museum in Stendal, Foto: Vinzenz Brinkmann.

Die Brinkmannsche Farbrekonstruktion in der Bunte Götter-Ausstellung in Berlin im Sommer 2010, Foto: Jorun Ruppel.

 

Unser Ziel war es, mit unserer Farbrekonstruktion näher an die erste farbige Abbildung von 1836 mit ihrem Göttingen-Bezug heranzurücken, ohne jedoch eindeutige Analyseergebnisse zu ignorieren. Wie konnten wir das umsetzen? Wir machten drei Bereiche aus, die Spielraum für eigene Interpretationen boten.

Beschläge auf dem Köcherband

Auf dem Stich von 1836 sind sie zu sehen, doch niemand zuvor erwähnte sie, und Studniczka, der gezielt danach Ausschau hielt, konnte von ihnen keine Spuren finden. Hat Raoul Rochette Fehlstellen im Rot des Köcherbands, die sich in mehr als sieben Jahrzehnten durch Abblättern der Farbe gebildet hatten, für weiße Beschläge gehalten? Oder existierten sie tatsächlich, wurden jedoch von Winckelmann & Co. nicht erwähnt, weil sie Beschlagknöpfe einfach zu gewöhnlich fanden? In der griechischen Vasenmalerei sind sie dies jedenfalls. Wir entschieden uns schließlich dafür, weiße Beschläge aufzumalen – wegen des Göttingen-Bezugs des kolorierten Stiches und um einen neuen Vorschlag zu machen.

Unsere Rekonstruktion mit Beschlagknöpfen auf dem Köcherband, Foto: Jorun Ruppel.

Ausschnitt aus dem kolorierten Stich. Die Knöpfe auf dem Stich waren ursprünglich silbrig-weiß, doch hat sich die Farbe verändert, Foto: Stephan Eckardt.

Die Farbe der Ärmel

Der linke Ärmel mit roten Farbresten, Foto: Vinzenz Brinkmann.

Auf Detailfotos vom linken Ärmel des Untergewandes sind Reste roter Farbe zu erkennen, doch beschreibt keiner der frühen Beobachter die Ärmel als rot und auch auf dem Stich sind sie weiß. In unserer Rekonstruktion haben wir uns entschieden, die roten Farbreste (vorerst) zu ignorieren und die Ärmel, genau wie das übrige Untergewand und den Mantel, weiß zu bemalen. Richtig: Die Römer haben das Gewand nicht marmorsichtig belassen, sondern haben weiße Farbe aufgetragen. Auch das neu nachgewiesene Ägyptischblau haben wir erst einmal weggelassen, hier bedarf es noch weiterer Versuche.

Das Ornament

Es ist unstrittig, dass auf dem pinken Saum ein weißes Ornament aufgemalt war, doch wie soll man die Beschreibungen von Blumen, Schnirkeln, Palmetten oder Ranken mit palmettenartigen Gliedern und Studniczkas Zusatz, das Ornament habe sich wahrscheinlich in Längsrichtung entwickelt, interpretieren? Schließlich suchten wir in der zeitgenössischen römischen Wandmalerei nach einer Vorlage und fanden sie in der Villa Farnesina in Rom. Da uns das Ornament jedoch zu detailreich erschien, glichen wir es durch Weglassen einiger Elemente an das bei Raoul Rochette abgebildete Muster an.

Ornament im Cubiculum B der Villa Farnesina, Rom. Ausschnitt aus dem kolorierten Stich von Raoul Rochette und unser Vorschlag, Fotos: Stephan Eckardt, Jorun Ruppel. Das ursprünglich mit Weiß aufgemalte Ornament auf dem Stich hat sich über die Jahre dunkel verfärbt.

Nach insgesamt zwei Jahren Arbeit ist die Bemalung nun (weitgehend) abgeschlossen. Die bunte Artemis aus Pompeji kann im Rahmen der Sonntagsspaziergänge der Uni Göttingen immer sonntags von 11 bis 16 Uhr in der Sammlung der Gipsabgüsse antiker Skulpturen im Nikolausberger Weg 15 besucht werden.

Die Göttinger Farbrekonstruktion von 2018-20, Foto: Jorun Ruppel.

 

Gipsabguss: Nadja Kehe, Gesine Philipp, Julius Rammler, Jorun Ruppel

Bemalung: Jorun Ruppel, Nadja Kehe, Grundierung: tier. Leim, Calciumcarbonat

Farben: Naturpigmente

Bindemittel: Ei-Casein-Tempera

мфо банкинг быстрый займ

 

Jorun Ruppel ist seit 2002 Restauratorin am Archäologischen Institut und in der Sammlung der Gipsabgüsse antiker Skulpturen.

Categories
Hinter den Kulissen Sammlung

Nesthäkchen – ein historisches Mädchenbuch mit emanzipatorischem Charakter

Soziale Rollen – und besonders Geschlechterrollen – begleiten uns im Alltag und sind gerade heute Thema eines vielschichtigen Diskurses. Ob ich mir jetzt auf YouTube Schminktutorials von schlanken Blondinen anschaue oder einen Liebesroman lese: Oft lassen sich Verhaltensmuster erkennen, die als besonders gut angesehen werden, oder eben als eher schlecht.

Nesthäkchen umarmt stürmisch ihren Bruder Hans.

Genau das findet man auch schon in Mädchenromanen der wilhelminischen Kaiserzeit, zum Beispiel in “Nesthäkchen” von Else Ury. Wenn die Titelheldin dadurch negativ auffällt, dass sie zu wild und zu unordentlich ist, dann hängt das vor allem damit zusammen, dass sie sich nicht so benimmt, wie ein Mädchen es sollte.

Vom Trotzkopf zur perfekten Hausfrau

Dass ein Mädchen sich zuerst nicht so verhält, wie es ihrer Rolle entspricht, ist typisch für die ‚Backfischliteratur‘. Bei diesem Genre kommt oft ein wildes, ungezähmtes Mädchen in ein Internat. Dort soll sie zu einer perfekten, also normgetreuen, jungen Frau zu werden. Wenn sie es dann geschafft hat, dem Frauenbild ihrer Zeit zu entsprechen, begegnet sie einem Mann. Diesen Mann heiratet sie und ist für immer glückliche Mutter und Hausfrau.

Das Mädchenbuch Emmy von Rhodens erschien erstmals 1885.

Dasselbe müsste auch für die “Nesthäkchen”-Reihe gelten. Eigentlich. Anders als bei anderen Backfischromanen (zum Beispiel “Der Trotzkopf”) werden die Gattungsmerkmale hier jedoch zum Teil nicht beachtet. Es gibt viele emanzipatorische Tendenzen, obwohl die Reihe schon vor etwa hundert Jahren veröffentlicht wurde.

Annemarie ist anders

So ist Bildung wichtiger als gewöhnlich und Annemarie arbeitet sogar nach ihrer Hochzeit. Sie ist eben mehr als bloß eine (Haus-)Frau, die tut, was man ihr sagt. Gerade weil sie ihren eigenen Kopf hat, erscheint sie dem Leser oder der Leserin so sympathisch.

Nesthäkchens Enkelin Marietta ist Kindergärtnerin geworden.

Vielleicht ist es gerade das, was dazu geführt hat, dass so viele Mädchen die Bücher gelesen und lieben gelernt haben. Bei unserer Ausstellung ZeitSpiegel im letzten Semester erzählten uns viele Besucherinnen und Besucher, wie sehr sie die Bände mochten. Auch mir hat es Spaß gemacht, die Reihe zu lesen, da Annemarie so interessant und kreativ ist.

Die eigene Rolle hinterfragen

Mir wurde dabei aber bewusst, dass es Geschlechterrollen auch heute noch gibt. Natürlich beschwert sich heute – anders als im Roman –  niemand, wenn wir ohne Hut auf die Straße gehen. Es gibt aber schon Dinge, die erwartet werden: Man denke an die eingangs erwähnten Zeitschriften und Videos für junge Mädchen. Wenn man “Nesthäkchen” liest, fallen vor dem Hintergrund der damaligen Geschlechterrollen auch die eigenen auf. Gerade diese Buchreihe eignet sich also, um sich mit sozialen Rollen auseinanderzusetzen, und das überzeitlich.

Gegen das Vergessen: Über die Autorin Else Ury.

Die Autorin und ihr Schicksal

Trotz der Beliebtheit ihrer Bücher hatte Else Ury aber kein sorgenfreies Leben. Bei unserer Ausstellung fiel auf, dass nicht viele Besucherinnen und Besucher über die Biografie der Autorin Bescheid wussten. Sie war eine erfolgreiche Autorin, doch im Zuge des Nationalsozialismus erlebte sie als Jüdin Repression und Verfolgung in Deutschland. So wurden ihre Bücher verbrannt, sie durfte keine neuen Bücher mehr veröffentlichen, und ein Großteil ihrer Familie emigrierte oder floh aus Deutschland. Um für ihre kranke Mutter zu sorgen, blieb Else Ury in Deutschland – und wurde 1943 in Auschwitz ermordet. Besonders diese Seite ihrer Biografie sollte nicht vergessen oder verschleiert werden. Dieser Meinung war auch Marianne Brentzel, die 1992 mit ihrem Buch “Nesthäkchen kommt ins KZ” auf diesen Umstand aufmerksam machte.

Jaqueline Stephan in der Sammlung historischer Kinder- und Jugendliteratur.

Unsere Sammlung

Sowohl die “Nesthäkchen”-Bücher als auch “Nesthäkchen kommt ins KZ” und “Der Trotzkopf” befinden sich in der Sammlung historischer Kinder- und Jugendliteratur. Sobald die Sammlungen wieder öffnen können, ist bei uns jeder willkommen, sich diese und noch viele andere Bücher anzuschauen und durchzulesen.

Jaqueline Stephan

Die Autorin studiert Deutsch und Philosophie und betreut die Sammlung historischer Kinder- und Jugendliteratur an der Universität Göttingen. Das Interview mit ihr über “Nesthäkchen, Else Ury und die Sammlung historischer Kinder- und Jugendliteratur” finden Sie hier.

микрозайм с просрочками на карту Video-Interview mit Jaqueline Stephan.

Categories
Ausstellung Forum Wissen Hinter den Kulissen

Wer sucht, der findet: vom Pitch zum Partner

Das Feinkonzept für die 13 Räume des Wissens steht! Die konzeptionelle Arbeit ist damit abgeschlossen. Nun geht das kuratorische Team daran, die Ideen für die Basisausstellung des Forum Wissen umzusetzen. Ich bin seit Juni 2018 dabei: Michael Fürst, Referent für Ausstellen an der Zentralen Kustodie, Wahlberliner und gebürtiger Göttinger! Daher fasziniert mich das Forum Wissen als neue kulturelle Attraktion der Stadt ganz besonders.

Das bin ich, in der Mitte – im Gespräch mit Britta Nagel und Tanja Zöllner vom Atelier Brückner.

Noch eine Auswahl – noch mehr Expertise

Als ich in die Arbeit an der Ausstellung im zukünftigen Forum Wissen einstieg, lief das Auswahlverfahren für die Gestaltung der Basisausstellung bereits auf Hochtouren. Dabei handelt es sich um einen wichtigen Schritt für die weitere Arbeit an der Ausstellung. Die Gestalterinnen und Gestalter setzen die Ideen des Feinkonzepts in Entwürfe für die Gestaltung der Räume um. Dies geschieht natürlich in enger Abstimmung mit dem kuratorischen Team. Der Austausch ist ausgesprochen wichtig, damit die konzeptionellen Ideen richtig verstanden und entsprechend in Raumbilder umgewandelt werden können. So sieht das Feinkonzept zum Beispiel Räume wie Labor, Feld oder Reise vor. Wer schafft an diesen Orten, unter welchen Bedingungen und zu welchem Zweck Wissen? Wie können wir die Forschung unter kontrollierten Bedingungen, auf einer Grabung oder während der Zugfahrt veranschaulichen? Welche Methoden wollen wir auf welche Weise in den einzelnen Ausstellungsräumen inszenieren? Das alles gilt es mit den Szenografinnen und Szenografen – wie die Gestalter auch genannt werden – zu besprechen.

So sieht es aus, wenn sich das kuratorische Team trifft.

Um den richtigen Partner für die „Räume des Wissens“ zu finden, haben wir die Aufgabe europaweit ausgeschrieben. Von den 16 Gestaltungsbüros, die sich bewarben, haben wir sechs zum Pitch eingeladen. Ein Pitch bedeutet, die Agenturen senden ein Team nach Göttingen, das den eingereichten Entwurf persönlich vor einem Gremium präsentiert. Solch ein Pitch hilft nicht nur, mehr über die Entwurfsidee zu erfahren und Fragen zu klären, sondern eignet sich hervorragend, um einen persönlichen Eindruck von den Menschen zu bekommen, mit denen man möglicherweise zusammenarbeiten wird. Dabei war uns wichtig, dass die Gestalter sich auf unsere Ideen einlassen, diese auf originelle Weise in die Gestaltung der „Räume des Wissens“ einbringen. Ihre Entwurfsskizzen sollten neugierig machen und natürlich auch bezahlbar sein. Wir erstellten eine Matrix, die alle Kriterien festlegt, und die wir veröffentlicht haben. Sie zeigt auch den Schlüssel, nach dem wir die Agenturen bewertet haben. Und damit alles mit rechten Dingen zugeht, gab es eine Vergabeanwältin, die die Vorgänge mit Adleraugen verfolgte.

Kaum vorstellbar: Das werden die Räume des Wissens! Unsere Szenografin Tanja Zöllner auf der Baustelle.

Auf diese Weise fiel unsere Wahl auf das Gestaltungsbüro Atelier Brückner aus Stuttgart. Die Agentur hatte einfach die originellsten Vorschläge, Inszenierungen, die das Wissen-Schaffen in den Ausstellungsräumen wirklich erfahrbar machen. Hinzu kam ihre langjährige, internationale Expertise in der Ausstellungsgestaltung. So hat das Atelier Brückner unter anderem die Dauerausstellung im Rautenstrauch-Joest-Museum Köln, im Filmmuseum Frankfurt am Main und im Staatlichen Museum für Archäologie in Chemnitz gestaltet. Aktuell arbeitet es an der Realisierung des Grand Egyptian Museum in Gizeh. Wir freuen uns sehr, nun mit diesen Profis an unserer Seite das Ausstellungskonzept realisieren zu können.

Vom Suchen und Finden

Die größte Herausforderung, die jetzt vor uns liegt, ist es, bereits bis Ende des Jahres gemeinsam mit den Kustodinnen und Kustoden der Sammlungen erste Objekte festzulegen, die tatsächlich in der Ausstellung gezeigt werden sollen. Die Vielzahl der Göttinger Universitätssammlungen – immerhin über 70 – macht dieses Unterfangen zu einer spannenden Aufgabe. Damit diese gelingt, kommunizieren wir viel, sowohl mit den Sammlungen als auch mit dem Atelier Brücker. Wir organisieren Skype-Konferenzen und Workshops, um uns auf einen gemeinsamen Stand zu bringen.

Objekt, Farbe, Licht … alles soll zusammenpassen.

Gemeinsam mit dem kuratorischen Team suchen wir intensiv nach Objekten und ihren Geschichten: In den vergangenen Wochen haben wir zahlreiche Sammlungen besucht, Gespräche geführt, diskutiert und eine Liste unserer Entdeckungen angelegt. Denn Grundlage für die Gestaltung der Ausstellung sind nicht allein Raumideen, sondern auch Objekte, die dort gezeigt werden. Besucherinnen und Besucher sollen diese in einem faszinierenden Raumeindruck erfahren können. Aus diesem Grund sprechen wir uns thematisch und inhaltlich mit den Mitarbeiterinnen des Atelier Brückner ab. Das Büro plant die genaue Position der einzelnen Objekte und Texte und wird auch den Vorgang des Ausstellungsbaus begleiten. Jede Vitrine und Texttafel, jede Raumgrafik und Medienstation wird von den Gestalterinnen auf die Erfordernisse des einzelnen Raums abgestimmt. Am Ende soll jeder Raum ein Erscheinungsbild bekommen, das unsere Besucherinnen und Besucher überzeugt.

Lassen Sie sich überraschen: ab 2020 für alle, die mehr wissen wollen.

Und wenn Sie jetzt fragen, welche Objekte wir denn nun in der Ausstellung zeigen, dann bitte ich Sie noch um etwas Geduld. Das verrate ich Ihnen gern beim nächsten Mal.

Categories
Hinter den Kulissen Sammlung Sensible Objekte

Koptische Textilien für das Forum Wissen

Eine Schenkung spätantiker ägyptischer Textilien des Ehepaars Fritz und Renate Helten bereichert seit 2016 die Ägyptologische Sammlung der Universität Göttingen. Unsere Autorin Clara Helming sprach mit Fritz Helten und der Koptologin Dr. Suzana Hodak über die historischen Stoffe und ihre lange Reise nach Göttingen.

Categories
Forum Wissen Hinter den Kulissen

Badisches Landschwein oder großes Löwenmaul? Unser Sammlungsportal geht online

Egal ob Tiermodell, botanisches Nasspräparat oder physikalisches Messgerät – unter sammlungen.uni-goettingen.de finden Sie ab jetzt über 20.000 Objekte aus mehr als 25 Sammlungen der Universität Göttingen. Ein kurzer Klick genügt und Sie erhalten hochwertige Bilder und Informationen zu allen digitalisierten Instrumenten, Präparaten oder Kunstwerken und: Sie können diese frei verwenden!

Aus dem Portal: verschiedene Varietäten des Großen Löwenmaules, Sammlung Botanischer Nassspräparate

„Wir teilen die wissenschaftlichen Quellen und digitalen Informationen über die materiellen Dinge aus Kultur und Natur, Medizin und Technik mit der ganzen Welt“, betont Karsten Heck von der Zentralen Kustodie. Er hebt das gemeinnützige Ziel des neuen Sammlungsportals hervor, denn die Objekte sollen immer wieder neu in Forschung und Lehre, Bildung und Wissenskommunikation eingesetzt werden. Auf diese Weise wird immer wieder neues Wissen entstehen und weitergegeben. Deshalb veröffentlichen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Projektes die Metadaten konsequent gemeinfrei. Das heißt, alle Interessierten können die Bilder über Creative-Commons-Lizenzen aktiv nutzen und die Daten in der Deutschen Digitalen Bibliothek und der Europeana abrufen.

Wie kommen die Daten und Bilder ins Portal?

Dahinter stecken die Göttinger Sammlungsdatenbank und zahlreiche Forschende und Studierende der universitären Sammlungen und des Göttingen Campus. Sie erschließen und erforschen die Objekte, kuratieren die Daten und bereiten diese zur Publikation vor. Die Anzahl der frei zugänglichen Digitalisate und Sammlungen wird daher kontinuierlich steigen. Wir gehören damit deutschlandweit zu den Vorreitern.

Aus dem Portal: Ingrid – Sau des Badischen Landschweins, Sammlung Nutztierwissenschaften

Von den Sammlungen zum Forum Wissen

Bereits heute können Sie ein breites Spektrum an Dingen zum Beispiel im Rahmen der Sonntagsspaziergänge sehen. Die Vielfalt der Sammlungslandschaft wird sich auch im zukünftigen Forum Wissen widerspiegeln. Das vor kurzem gegründete kuratorische Team entwirft darauf aufbauend die Basisausstellung für das Wissensmuseum. „Denn die Schätze des akademischen Erbes“, so die Direktorin der Zentralen Kustodie Marie Luisa Allemeyer, „sind ein Kosmos des Wissens und ein echtes virtuelles Museum der Wissenschaften“.

Hinter den Kulissen

Wer das Sammlungsportal und die Datenbank entwickelt hat und nun kontinuierlich betreibt? Die Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen, die Zentrale Kustodie und die Verbundzentrale des Gemeinsamen Bibliotheksverbunds.

Wenn Sie sich jetzt fragen, wíe die Digitalisierung eigentlich funktioniert, dann lesen Sie am besten unseren Beitrag zum Academischen Museum.

Aus dem Portal: Sextant zur Messung und Beobachtung, um 1800, Sammlung Astrophysik

Categories
Hinter den Kulissen Sammlung

Von Pferdeskeletten und Datenbanken – Das Praktikumsprogramm „Wissensdinge online“

Wie inszeniert man Vogelexponate, so dass sie wirken, als ob sie im nächsten Moment davon flattern? Wie rückt man sie ins richtige Licht und wie muss die Kamera eingestellt werden? Wie findet man Informationen zu diesen Objekten und wie veröffentlicht man sie anschließend auf dem Sammlungsportal? Und: Wie kommt das Pferdeskelett wohl zur Kamera, wenn die Kamera nicht zu ihm kommen kann? –  Mit solchen kleinen und großen Herausforderungen haben wir, zwölf Studierende der Universität Göttingen, uns im Rahmen des Praktikumsprogramms „Wissensdinge online“ vier Wochen lang intensiv beschäftigt. Dabei haben wir spannende Einblicke in so manch neues Gebiet gewonnen und viel über „unsere“ Sammlungen gelernt.

Objekte kennenlernen und richtig behandeln

Im Fokus des Praktikums stand, sich in sieben universitären Sammlungen mit den Beständen vertraut zu machen und einzelne Objekte zu erschließen – das heißt, sie über das Sammlungsportal einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Schnell wurde deutlich, dass uns dabei nicht nur allerlei Kuriositäten in den Sammlungsbeständen, sondern auch kleinteilige Arbeitsschritte und so manch ungeahnte Herausforderung erwarten.

Als Studierende verschiedener Fachrichtungen konzentrierten wir uns jeweils auf eine der Sammlungen und nahmen uns dort einer Auswahl von unerschlossenen beziehungsweise unvollständig erfassten Objekten an. Mit von der Partie waren die Sammlungen der Zoologie, Ägyptologie, Ur- und Frühgeschichte, Ethnologie, Musikwissenschaft, die Nutztiersammlung sowie die Exlibris-Sammlung (gestempelte oder geklebte Besitzanzeigen in Büchern) in den Beständen der Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen.

Was man beim Umgang mit den teils empfindlichen und wertvollen Objekten beachten muss, wurde uns gleich zu Beginn des Praktikums in der Zoologischen Sammlung erklärt – und das ist eine ganze Menge! Denn der Schnabel des Storchs aus dem 19. Jahrhundert beispielsweise kann nicht nur abbrechen, sondern bei falschem Handling ernsthafte gesundheitliche Schäden nach sich ziehen, da seine Präparation Pestizide enthält.

Person mit Sammlungsobjekt
Bei dem Umgang mit den empfindlichen Objekten ist Fingerspitzengefühl gefragt

Über die Tücken der Fotografie

Auch der Umgang mit dem professionellen fotografischen Equipment war anfangs eine Herausforderung. Manche Gegenstände waren so klein, dass ihre Details nur allzu gern ungesehen blieben. Die Vogelschaukästen aus dem 19. Jahrhundert erschwerten das Fotografieren beispielsweise durch spiegelnde Scheiben. Andere Objekte wiederum waren so sperrig und fragil, dass sie nur in einer Gemeinschaftsaktion fotografiert werden konnten. Da wurde das Skelett des Pferdes – auf dem angeblich schon Georg August durch die Wälder ritt – schon mal auf Rollen bewegt, um es vor die Linse zu bekommen.

Pferdeskelett auf Rollen
Pferd auf Rollen: Beim Fotografieren mancher Objekte muss man erfinderisch werden!

Mit Recherche die Datenbanken füllen

Doch mit Fotos allein füllt man noch keine Datenbank. Daher wurden wir ausgiebig mit den Instrumenten der wissenschaftlichen Sammlungserschließung vertraut gemacht, damit die von uns bearbeiteten Objekte nicht nur für alle anzusehen sind, sondern auch alle wichtigen Kerndaten und Kontextinformationen zu den Objekten online zugänglich sind.

Warum die Digitalisierung der Sammlungsbestände eine so wichtige Aufgabe ist, wurde vor allem während der gemeinsamen Besuche in den unterschiedlichen Sammlungen deutlich: „Ich war überrascht davon, wie divers die Göttinger Sammlungslandschaft ist!“, stellte Praktikantin Johanna Andres fest. Viele Personen wissen schlicht nicht um die große Anzahl an Objekten, die sich hinter den Türen der Universität verbirgt. Nicht nur, dass es insgesamt über 70 Sammlungen an der Universität gibt, viele der Bestände bleiben den Besucherinnen und Besuchern verschlossen.

Möglichst viele der Objekte online zugänglich zu machen, ermöglicht hingegen einen ungehinderteren Informationsfluss und somit auch einen breiteren wissenschaftlichen Diskurs. Wie wir die Informationen über die Objekte finden und einpflegen, war in jeder Sammlung individuell – angefangen damit, dass es zwei grobe Objekt-Kategorien und analog dazu auch zwei Datenbanken gibt. So werden Bücher und archäologische Artefakte, also von Menschen Erschaffenes, in die Datenbank Kuniweb eingepflegt. Tierpräparate und andere natürlich entstandene Objekte hingegen werden in Naniweb organisiert. Nach und nach arbeiteten wir uns in die Gegenstandsbereiche und das dazugehörige Vokabular ein und füllten die Datenbanken während des Praktikums mit immer mehr Informationen.

Mehr Informationen zum Thema Digitalisierung findet ihr auch in dem Blogbeitrag zum Königlich Academischen Museum.

Arbeit mit der Sammlungsdatenbank
In mehreren Workshops machten wir uns mit den Kniffen der Sammlungsdatenbanken vertraut

Den eigenen Horizont erweitern

Während des Praktikums konnten wir unser Wissen über Digitalisierungsprozesse immer weiter ausbauen. Einige können sich vorstellen, auch nach dem Studium im Bereich des Sammlungs- und Museumsmanagements zu arbeiten. „Daher wollte ich Einblicke in die Welt der Digitalisierungsarbeiten erhalten“, so Friederike Röpke. Aufgrund dieses Interesses war es auch kein Problem, mit Gegenständen zu arbeiten, mit denen wir als Fachfremde im Studium sonst nicht in Berührung kommen. Schließlich ging es vor allem darum, sich mit den Instrumenten der Digitalisierung vertraut zu machen. Trotzdem wurde die eine oder andere bisher unentdeckte Begeisterung für manche Objekte zutage gefördert, zum Beispiel bei der Arbeit mit den Exlibris aus dem 18. Jahrhundert. „Beim Umgang mit den Büchern entwickelt sich schon eine gewisse Faszination“, so Erich* Gier.

Digitalisierung von Büchern
Bei der Fotografie und Recherche der Objekte entstanden nicht nur Datensätze, sondern mitunter auch neue Interessensgebiete.

Im Abschlussgespräch waren sich alle einig: Das Praktikum hat uns nicht nur jede Menge Wissen vermittelt, sondern auch jede Menge Spaß bereitet!

Amelie May war  Praktikanntin  im zweiten Praktikumsprogramm der Zentralen Kustodie “Wissensdinge Online” zum Thema Digitalisierung.

Categories
Hinter den Kulissen

Fundraising für das Forum Wissen – 5 Fragen an Katharina Kastendieck

Viele Gesichter und Berufe arbeiten an der Umsetzung des Forum Wissen. In der neuen Blogserie „5 Fragen an… “ stellen wir Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Universität vor, die am Projekt beteiligt sind. Den Auftakt macht Katharina Kastendieck, die als Leiterin des Bereichs Fundraising für die Finanzierung des Forum Wissen sorgt.

Katharina Kastendiek (rechts) mit Förderkreis-Mitglied und Forum Wissen-Unterstützerin Susanne Heller
Katharina Kastendieck (rechts) mit Förderkreis-Mitglied und Forum Wissen-Unterstützerin Susanne Heller. Foto: Christoph Mischke

1. Was ist eigentlich Fundraising?

Fundraising, das heißt zunächst ganz allgemein: Mittel einwerben. Am Beispiel des Forum Wissen lässt sich ganz gut zeigen wie vielfältig die Aufgabe ist. Wir werben öffentliche Mittel ein, also Bundesmittel und Landesmittel. Wir wenden uns an Stiftungen. Wir gewinnen Sponsoren, also Unternehmen, meist aus der Region, uns zu unterstützen. Und wir sprechen private Spender an – dabei spielen auch unsere Alumni eine wichtige Rolle.

Fundraising heißt für mich aber vor allem: Begeisterung für unsere Projekte schaffen und die Leute mit einbeziehen. Denn wir bekommen die Unterstützung, die wir brauchen, nur, wenn andere auch den gesellschaftlichen Nutzen unserer Projekte sehen und die Universität als wichtige Institution wahrnehmen. Dafür setzen wir uns auch ein und betreiben viel Kommunikations-, Netzwerk- und Lobbyarbeit.

Ich finde den Begriff des Engagements für unsere Arbeit sehr passend, weil er ausdrückt, dass es ein beidseitiges Geben und Nehmen ist: Wir als Universität engagieren uns und zeigen, was wir für die Gesellschaft tun. Wenn das deutlich wird, sind wir in einer guten Position, um Engagement für die Universität einzuwerben.

2. Seit wann bist du an der Universität und wie bist du zu deinem Job gekommen?

Ich bin seit 2014 Leiterin des Universitätsfundraisings. Zuvor habe ich im Bereich der Kultur- und Tourismusentwicklung gearbeitet und dabei festgestellt, dass mich die Anschubphase von Projekten am meisten reizt. Darum finde ich meine Aufgabe so spannend, denn hier geht es genau darum: Dinge auf den Weg zu bringen.

Und tatsächlich war das Forum Wissen ein wichtiger Grund für mich, an der Universität anzufangen. Da ich häufig mit dem Zug nach Göttingen gereist bin, kannte ich den Spruch „Stadt, die Wissen schafft“ und als ich dann bei der Nacht des Wissens zum ersten Mal von der Idee für das „Haus des Wissens“ – wie es damals noch hieß – gehört habe, dachte ich: Das ist genau das, was Göttingen braucht – da will ich dabei sein.

3. Welche Rolle spielt Fundraising für das Forum Wissen?

Als Universität sind wir für das Forum Wissen auf Fundraising-Mittel besonders angewiesen, weil wir mit dem Museum über unsere klassischen Aufgaben hinausgehen. Wir wollen nicht mehr nur „Elfenbeinturm“ sein, sondern in einen Dialog mit der Öffentlichkeit treten. In den Kernaufgaben der Universität – Forschung und Lehre – war das bisher nicht vorgesehen, auch nicht im Haushalt. Wir finden es aber wichtig, dass sich die Universität gegenüber der Gesellschaft öffnet, ohne dass die bisherigen Aufgaben der Universität darunter leiden. Das Forum Wissen wäre ohne Fundraising undenkbar.

4. Was ist der aktuelle Stand bei der Finanzierung des Forum Wissen?

Wir sind auf einem sehr guten Stand . Als wir am Anfang des Fundraising-Prozesses standen, haben wir uns erst mal gefragt: Wo sehen wir das größte Potenzial für die Mitteleinwerbung? An erster Stelle standen da die öffentlichen Mittel. Dank der Unterstützung der Göttinger Bundestagsabgeordneten waren wir sehr erfolgreich. Wir bekommen ungefähr zehn Millionen Euro vom Bund. Nach diesem Etappensieg haben wir uns an das Land Niedersachen gewandt. Wir haben ca. vier Millionen Euro beantragt und werden die mit hoher Wahrscheinlichkeit auch bekommen. Interessanterweise ist es nicht das Ministerium für Wissenschaft und Kultur, das uns hierbei fördern wird, sondern das Wirtschaftsministerium. Soweit ich weiß, sind damit deutschlandweit die erste Hochschule, die für eine universitäre Einrichtung Tourismusförderung bekommen wird.

Nachdem wir so das Grundkapital gesichert hatten, haben wir im zweiten Schritt Stiftungen angesprochen: Wir freuen uns sehr über eine Zusage der Niedersächsischen Sparkassenstiftung, die uns – gemeinsam mit der Sparkasse Göttingen – mit einer halben Millionen Euro unterstützen wird. Auch die Stiftung Niedersachsen ist im Boot. An mehrere weitere Stiftungen haben wir Förderanträge gestellt und warten jetzt auf Rückmeldungen. Besonders dankbar sind wir für die große Unterstützung der regionalen Wirtschaft und erster Großspender – darüber verrate ich aber jetzt noch keine weiteren Details.

5. Wie geht es jetzt weiter mit dem Fundraising fürs Forum Wissen?

Nachdem wir den größten Teil der Finanzierung gesichert haben und uns sicher sind, dass wir das Projekt realisieren können, möchten wir ab Herbst 2017 eine Spendenkampagne in Göttingen starten. Wir möchten Göttinger Bürgerinnen und Bürgern sowie unseren Alumni die Möglichkeit bieten, Teil des Forum Wissen zu werden, indem sie uns helfen, gemeinsam einen Teilbetrag zu stemmen. Wir hoffen, dass wir möglichst viele Spender mit unserer Begeisterung für das Forum Wissen anstecken können. Denn wenn viele Unterstützer jeweils einen kleinen Betrag geben, haben wir das nötige Geld schnell beisammen. Ich selbst werde natürlich auch meinen Beitrag leisten, denn als Fundraiserin muss ich mit gutem Beispiel voran gehen und zeigen wie wichtig auch mir das Projekt ist.

Infos zu Spendenangeboten!

Categories
Forum Wissen Hinter den Kulissen

Digitale Zeitreise: Die virtuelle Rekonstruktion des Königlich Academischen Museums

Die Idee, in Göttingen ein öffentliches Wissenschaftsmuseum einzurichten, ist nicht neu. Sie ist sogar ziemlich alt. Denn so etwas wie das Forum Wissen gab es schon einmal: das Könglich Academische Museum, das 1773, kurz nach der Universitätsgründung, seine Türen öffnete. Mehrere tausende Objekte des einstigen Museums liegen heute noch in den Depots der Georgia Augusta – verteilt auf die einzelnen Institute der Universität. Mit digitalen Mitteln wird es nun möglich, den Bestand des Academischen Museum virtuell wieder zusammenzuführen.

Karsten Heck digitalisiert ein historisches Mikroskop aus der Physikalischen Sammlung
Bei der Arbeit: Foto-Station zur Herstellung von Objekt-Digitalisaten

Das erste Wissenschaftsmuseum im 18. Jahrhundert

Eine der zahlreichen Neuerungen der frisch gegründeten Georg-August-Universität war es, dass – neben der Einrichtung einer zentralen Universitätsbibliothek – auch „Artificialien“ und „Naturalien“, also materielle Forschungsobjekte, zentral aufbewahrt wurden. Ganz im Sinne der Aufklärung sollte Wissen durch das genaue Betrachten, Handhaben und Vermessen von Dingen überprüft werden. Diese Dinge wurden dann katalogisiert und archiviert und immer wieder in Forschung und Lehre eingesetzt.

Gleichzeitig war es den Gründervätern der Universität wichtig, die so gewonnenen wissenschaftlichen Erkenntnisse auch der Öffentlichkeit zugänglich zu machen und zur Diskussion zu stellen. Direkt neben der Bibliothek am Papendiek betreute Johann Friedrich Blumenbach, der erste Aufseher des Academischen Museums, die von seinem Zeitgenossen Georg Christoph Lichtenberg sogenannten „akademischen Kabinette“ der Universität – die Keimzelle der heute über den Campus verteilten, über 70 akademischen Sammlungen. Eine erstaunliche Vielfalt an Dingen war dort zu sehen: Gesteine, Mineralien und Fossilien, Gipsabgüsse antiker Skulpturen und archäologische Fundstücke, Tierpräparate, Münzen und Medaillen, botanische Herbarien, Gemälde und Grafiken, historische Messinstrumente, Schädel, Mumien, anatomische Präparate.

Ansicht des Acadmischen Museums. Lithographie von Friedrich Besemann, ca. 1830.
Ansicht des Acadmischen Museums. Lithographie von Friedrich Besemann, ca. 1830.

Aus einem zentralen Museum werden viele spezialiserte Sammlungen

Im 19. Jahrhundert brachte die Ausdifferenzierung der Fachdisziplinen ein enormes Wachstum der Sammlungsbestände mit sich, an der oftmals die Geschichte ganzer Disziplinen nachvollziehbar ist. 1840 führte dies zur Aufspaltung des zentralen Academischen Museums. Bis heute sind die Sammlungen auf über dreißig Standorte in der Stadt verteilt. Von Kriegszerstörung weitgehend verschont geblieben, ist das akademische Erbe in den Göttinger Sammlungen – im deutschlandweiten Vergleich – in ungewöhnlich vollständiger Form erhalten geblieben.

Heute versteckt sich der Grundstock des Academischen Museums in der Objektfülle des modernen Sammlungsbestandes. Deshalb besteht der erste Schritt der digitalen Rekonstruktion im Durchforsten alter Inventare und Schriftquellen wie dem „Catalogus Musei Academici“. Welche Objekte gehörten zum Kernbestand der Ursprungssammlungen? Was verraten uns die Reiseberichte europäischer Gelehrte, die das Museum besuchten? Und wie beschreiben die damaligen Professoren den Einsatz der Objekte in ihrer Lehre?

 

Digitaliserung: Das Academische Museum entsteht virtuell von Neuem

Die so identifizierten Objekte werden derzeit von den Kustodinnen und Kustoden in Zusammenarbeit mit einem Team aus wissenschaftlichen und studentischen Mitarbeitern in den jeweiligen Sammlungen ausfindig gemacht. Das Team erfasst grundlegende Informationen über das Objekt (z. B. Größe, Material, Datierung, Quellen etc.) und trägt sie in eine zentrale Sammlungsdatenbank ein, die allen Sammlungen am Campus zur Verfügung steht. Für die fotografische Reproduktion baut das Digitalisierungsteam die mobile Ausrüstung an den jeweiligen Standorten auf. Die Objekte werden vor farbneutraler Hohlkehle individuell ausgeleuchtet und inszeniert. Die Fotografen erstellen isolierte Ansichten der Objekte aus mehreren Perspektiven.

Digitalisierung einer "Naturalie" aus dem Bestand des Academischen Museums
Digitalisierung einer “Naturalie” aus dem Bestand des Academischen Museums

 

 

Die in die Breite der Bestände zielende fotografische Digitalisierung und Basiserschließung der Altbestände der Göttinger Sammlungen dient als Grundlage für die weitergehende Bearbeitung und Tiefenerschließung der Bestände im Rahmen verschiedener Forschungsvorhaben. So widmet sich z.B. das Editionsprojekt „Johann Friedrich Blumenbach – Online“ der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen speziell dessen Schriften (mehr als 1.025 Texte, mit ca. 80.000 Seiten) sowie den mit Blumenbach und seiner Forschung verbundenen, noch erhaltenen Objekten aus seinen naturkundlichen Sammlungen (mehr als 4.500 Objekte). Diese werden in Auswahl zusätzlich durch stereoskopische Aufnahmen dreidimensional erfasst und en Detail wissenschaftshistorisch und hinsichtlich ihrer Provenienzen tiefenerschlossen, um Objekte und Schriften gemeinsam und verknüpft in digitaler Form zugänglich machen.

Auch das Projekt „Sammeln erforschen – Geschichte und wissenschaftliche Aktualisierung der Göttinger Universitätssammlungen im Kontext museumstheoretischer und ethnologischer Diskurse“ setzt an der derzeitigen Basiserschließung an und nimmt die Altbestände insbesondere der Ethnologischen Sammlung dahingehend unter die Lupe, die Bedeutung wissenschaftlicher Sammlungspraxis für die Entwicklung des Faches Völkerkunde/Ethnologie/Ethnographie zu beleuchten und diese materialbasiert wissenshistorische Perspektive in aktuelle Theoriediskurse der Ethnologie, Museumswissenschaft und der Material Culture Studies einzubringen.

Die wissenschaftliche Zeitreise in die historische Sammlungspraxis und vielschichtige Göttinger Sammlungslandschaft des 18. und 19. Jahrhunderts beginnt mit der digitalen Öffnung der historischen Sammlungen. Stück für Stück erschlossen, um sodann in kollaborativer Forschung mit digitalen Methoden ausgeleuchtet zu werden, wird das einstige Academische Museum der Georgia-Augusta künftig virtuell wiederentstehen und erfahrbar werden.

[grey_box] Die digitale Rekonstruktion der Göttinger Altbestände bildet einen Schwerpunkt der laufenden Digitalisierungsarbeit der Zentralen Kustodie und der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen. Die technische und personelle Ausstattung des Projekts wird durch die finanzielle Unterstützung des Landes Niedersachsen möglich gemacht. Die Ergebnisse werden im Sammlungsportal der Universität veröffentlicht, das im Herbst 2017 freigeschaltet werden wird (zur Beta-Version).[/grey_box]