Räume des Wissens: So lautet der Titel der Basisausstellung im neu eröffneten Forum Wissen und des im Göttinger Wallstein Verlag erschienenen Katalogs. Darin ist ein Rundgang durch die Ausstellung zu finden; dieser bildet aber nur einen kleinen Teil des 400 Seiten starken und ansprechend gestalteten Buches. Dem Rundgang vorangestellt werden die sieben Leitprinzipien, die sich durch die gesamte Ausstellung ziehen.
Räume, Praktiken, Akteure, Perspektiven, Mobilitäten, Objekte, Sensibilitäten – jedem dieser Prinzipien ist ein Kapitel gewidmet. Dabei wird zunächst das jeweilige Prinzip und die Umsetzung in der Ausstellung vorgestellt, bevor es dann mit Exponaten beispielhaft in die Tiefe geht. Räume sind etwa nicht nur Gebäude und Labore, sondern auch Diagramme, ein Schaukasten oder die Faktoren, die bei der Konstruktion eines Hörsaals bedacht werden müssen.
Besonders anschaulich werden die Tiefenbohrungen im Kapitel, in dem es um Wissenschaft als Zusammenspiel von Praktiken geht. In Interviews erzählen Mitarbeiter*innen aus ihrer Praxis an der Universität, zum Beispiel über das Kultivieren von Algen, über das Präparieren von Pflanzen oder Insekten und über das wissenschaftliche Schreiben. Hier erfahren wir auch, was die Herstellung von Glasapparaturen mit dem Schlagzeugspiel zu tun hat und was beim zeichnerischen Dokumentieren von Ausgrabungsfunden wichtig ist.
Kultivierung von Algen
Unerwartetes ist im Kapitel zu den Akteur*innen zu finden. Es erzählt unter anderem von „unsichtbaren Händen“, sprich den Assistent*innen und Hilfskräften des kollektiven wissenschaftlichen Arbeitens. Einen runden Abschluss findet das Buch mit dem „Making of“ des Forum Wissen. Hier können wir nicht nur die Vorgeschichte kompakt nachlesen, sondern erhalten auch Einblicke in die Planung und praktische Umsetzung eines modernen Museums in einem denkmalgeschützten Haus.
Probeaufbau Bibliothek
Somit bietet der gesamte Band eine Fülle von zusätzlichen Informationen und Perspektiven, die hoffentlich zu einem (erneuten) Besuch im Forum Wissen anregen.
Marie Luisa Allemeyer, Joachim Bauer, Christian Vogel (Hg.): Räume des Wissens. Die Basisausstellung im Forum Wissen, Wallstein-Verlag Göttingen, 400 Seiten, 379 zum Teil farbige Abbildungen, ISBN 978-3-8353-5189-9 (Juni 2022), € 29,00 (D)
Wenn Wissen wachhält: Letztes Wochenende durften wir euch zur 5. Nacht des Wissens begrüßen. Tüfteln am Mikroskop oder selbst einen Gipsabguss herstellen – im Forum Wissen und den Sammlungen konnten sich Jung und Alt nach Belieben austoben: Unsere Galerie zeigt die schönsten Impressionen.
In den „Räumen des Wissens“ konnten sie den Wissenschaftler*innen der Universität Göttingen in die Karten schauen. Wir haben ein paar Rückmeldungen der Besucher*innen gesammelt: „Sehr kurzweilig.“ „Man muss sich hier erst einfinden.“ „Sehr schön. Richtig gut gemacht.“ „Wir sind ja so begeistert.“
Einweihung
Schon ein paar Tage vorher hatten 500 geladene Gäste aus Politik, Wissenschaft und Kultur die „Räume des Wissens“, die Basisausstellung des Forum Wissen, erkundet, unter ihnen Ministerpräsident Stephan Weil.
Wir freuen uns auf viele weitere Besucher*innen. Dienstag bis Sonntag von 10-18 Uhr sind wir für euch da!
Pfingsten ist es soweit! Wir öffnen unsere Türen und laden alle ganz herzlich ins Forum Wissen der Uni Göttingen ein.
Aufnahme von der Einweihung des Forum Wissen. Foto: EBR
Um 10 Uhr geht es am Samstag los: Wer möchte, kann dann die Räume des Wissens entdecken. Unsere Kommunikator*innen freuen sich schon darauf, sie den Besucher*innen zu zeigen.
Pelin, Louisa und Dion im Raum Schränke. Foto: Martin Liebetruth
Zur Eröffnung gibt es die Chance, die Köpfe hinter der Ausstellung kennenzulernen und einen Blick ins Making-Of des neuen Göttinger Wissensmuseum zu werfen. Alle Infos zu unserem Programm finden sich auch auf unserer Website www.forum-wissen.de
Die Bubble Chairs im Salon. Foto: Louisa Hartmann
Übrigens: Angehörige der Uni Göttingen können bereits am Freitag (3.6.) kommen. Für alle anderen sind wir ab Samstag – und sogar Pfingstmontag – von 10 bis 18 Uhr da. Der Eintritt ist frei! 🤗
Schon vor seiner Eröffnung hat das Forum Wissen das Museumsgütesiegel des Museumsverbandes für Niedersachsen und Bremen erhalten: Ab sofort begrüßt es Besucher*innen am Eingang des Gebäudes.
Foto: Helge Krückeberg
Im April nahm die Projektleiterin Dr. Marie Luisa Allemeyer gemeinsam mit ihrem Team und dem künftigen wissenschaftlichen Leiter des Forum Wissen, Prof. Dr. Christoph Bleidorn, die Auszeichnung entgegen. Die Jury lobte das „beispielhafte Konzept“, den wissenschaftskritischen Ansatz und die geplanten Räume für Selbstreflexion. Der Museumsverband verlieh die Auszeichnung zunächst ein Jahr auf Zeit und prüft die Umsetzung des Konzepts.
Foto: Peter Heller
Pünktlich zum Eröffnungswochenende am 4. und 5. Juni schmückt die Auszeichnung das Forum Wissen: Bei der Montage des Museumsgütesiegels legten Bleidorn, Allemeyer und Universitätspräsident Prof. Dr. Metin Tolan selbst Hand an.
In rot leuchtenden Buchstaben ist nun der Name am neuen Wissensmuseum der Universität Göttingen zu lesen: FORUM WISSEN. Mit einem Hydraulikkran wurden die Lettern an der Technikzentrale befestigt.
Foto: Martin Liebetruth
Möglich gemacht hat das der Förderkreis Forum Wissen: Dieser spendete 30.000 Euro und finanzierte so den Dachschmuck.
Foto: Peter Heller
„Wir freuen uns, auf diese Weise das Forum Wissen fördern und sicher stellen zu können, dass alle Besucherinnen und Besucher das neue Wissensmuseum finden“, so Wolfgang Meyer, Vorsitzender des Vereins. Er übergab im zukünftigen Museumscafé den Scheck an den Präsidenten der Universität, Prof. Dr. Metin Tolan.
Foto: Peter Heller
Mit dabei Andrea Ruhstrat, Sigrid Lüttge und Kai Dietrich vom Förderkreis Forum Wissen und die Projektleiterin Dr. Marie Luisa Allemeyer sowie Prof. Dr. Christoph Bleidorn, der zukünftige wissenschaftliche Leiter des Hauses. Zu diesem werden neben dem Forum Wissen auch das Biodiversitätsmuseum und das Thomas-Oppermann-Kulturforum gehören.
Als Katrin Wellnitz, Heinrich Detering und Christian Fieseler vom Günter Grass-Projekt der Uni Göttingen Ende 2018 unzählige Kisten vom Steidl Verlag erhielten, wurde das Öffnen jeder einzelnen zum Abenteuer: Die Pakete vom Steidl Verlag waren reich gefüllt mit Dokumenten zum Werk von Günter Grass, vor allem zur Zusammenarbeit des Autors mit seinem Göttinger Verleger.
Heinrich Detering mit dem Buchumschlag von »Zunge zeigen«, den Günter Grass selbst entworfen hat. Foto: Svenja Brand
Was eine Tischdecke über den Autor verrät
Unser Team entdeckte in den Kisten erwartete und erhoffte, aber auch gänzlich überraschende Fundstücke, die uns in ihrer Vielfalt mehr über Günter Grass als Autor, als Buchkünstler, aber auch als Mensch verrieten – und zwar in einer erlebbaren und anschaulichen Weise, die durch keine Biografie zu vermitteln ist. Eine unserer ersten Überraschungen fanden wir in einer Kiste mit Archivmaterial zu dem Gedicht-Bild-Band »Letzte Tänze« von 2003: Es handelt sich um eine weiße Tischdecke, die, reich beschrieben und mit Rotweinflecken bekleckst, Eindrücke von einem geselligen, ausgelassenen Abend mit Günter Grass vermittelt.
Anlässlich der Buchpremiere von »Letzte Tänze« waren bei der Frankfurter Buchmesse im Oktober 2003 Grass-Freund*innen zusammengekommen, um mit dem Autor einen kulinarischen, literarischen und auch tänzerischen Abend zu verbringen, und die Tischdecke zeugt von dem heiteren Beisammensein. Verlagsmitarbeiter*innen und Übersetzer*innen verewigten sich ebenso auf der Tischdecke wie der Autor selbst: Er unterschrieb mit »Euer aller Eintänzer« und nahm damit nicht nur auf seinen neuen tänzerischen Text-Bild-Band Bezug, sondern auch auf den »schmissigen Tango«, mit dem er seine »Tanzparty«eröffnete.
Die Geschichte der Tischdecke und des Tanzabends zeichnet Svenja Brand auf unserer Projektseite nach. Dabei wird deutlich, wie Grass Literatur und Geselligkeit miteinander zu verbinden wusste.
Svenja mit einem Werbeplakat zu Grass’ barocker Erzählung »Das Treffen in Telgte«. Foto: Katrin Wellnitz
Die Geschichte eines Abends
Diese rekonstruiert Max Rauser, und zwar am Beispiel einer samtenen Nobelpreistasche, in der wir einen längst vergessenen Goldschatz fanden: Schokoladentaler, die wie Nobelmedaillen geprägt sind. Sie lagen auf den Banketttischen aus, an denen 1999 die Vergabe des Nobelpreises gefeiert wurde – unter anderem von Günter Grass, seiner Familie und seinen Freund*innen.
Nobelpreistasche und “Goldschatz”. Foto: Max Rauser
Grass hatte den Nobelpreis bekommen, »[w]eil er in munterschwarzen Fabeln das vergessene Gesicht der Geschichte gezeichnet hat«. Das betrifft nicht nur seinen kleinen Blechtrommler und selbsternannten Däumling Oskar Matzerath, der manchmal wütend, manchmal kunstvoll trommelnd die Geschichte des Nationalsozialismus und seiner Verarbeitung in der Nachkriegszeit lebendig hält, sondern auch all die anderen Figuren aus Grass’ Werk, die nicht müde werden, Geschichte wiederzuerzählen.
Max Rauser bei der Arbeit im Grass-Archiv. Foto: Max Rauser
Grass zeichnete dabei viele Gesichter nach, die alle auf ihre Weise ein Stück Geschichte bewahren und dynamisch weitertragen. Ein so greifbarer Fund wie die in die Jahre gekommene, wahrscheinlich von allen längst vergessene Nobelpreistasche erinnert uns an den Menschen Grass, der mit seinen Figuren auf Weltentdeckung ging und der in seinen Schreibpausen gerne ausgelassene Feste feierte – nicht ohne die Kunst mitspeisen und mittanzen zu lassen. Max Rausers Beitrag »Blauer Samt und alte Schokolade« gibt weitere Einblicke in diesen besonderen Abend.
Das Team und sein Projekt
Seit 2018 hat sich einiges verändert. Die meisten Bestände sind katalogisiert und archiviert, sodass Wissenschaftler*innen in Zukunft damit arbeiten können. Das Archiv-Team hat sich zu einer Grass-Arbeitsstelle weiterentwickelt, die Grass’ Werk aus ganz verschiedenen Perspektiven erforscht. Wir haben gemeinsam ein Buch geschrieben, das Grass als Buchgestalter vorstellt und spannendes Archivmaterial erstmals zugänglich macht. Es soll voraussichtlich im Herbst 2022 erscheinen. Gleichzeitig entstehen Abschluss- und Qualifizierungsarbeiten zum Werk von Grass, die teilweise das Göttinger Archivmaterial mit in die Forschung einbeziehen. Auch haben wir das Archivmaterial im Rahmen von Seminaren in die Lehre integriert und Studierenden die Arbeit im Literaturarchiv vorgestellt. Dabei haben wir den Büchermacher Grass und sein Werk aus ganz neuer Perspektive kennengelernt.
Das Team der Göttinger Grass-Arbeitsstelle, Sommer 2020: Jacqueline Gwiasdowski, Corinna Beermann, Max Rauser (oben), Lisa Kunze, Katrin Wellnitz, Svenja Brand, Christian Fieseler (unten). Foto: Heinrich Detering
Und schließlich haben wir damit begonnen, spannende, uns ganz persönlich berührende, heitere Archiv-Fundstücke in Wort und Bild auf unserer Internetseite zu präsentieren. In regelmäßigen Abständen werden wir neue Fundstücke aus den Kisten nehmen und dort erstmals vorstellen. Neben all den Entdeckungen in ganz unterschiedlichen Formaten lassen sich auch textuelle Überraschungen ausmachen.
Mit Schreibmaschine und Blickwechsel
Von Grass korrigierte Druckfahnen oder Typoskripte erlauben uns textkritische Einblicke in den Entstehungsprozess seiner Werke: etwa gestrichene Wörter in einem Typoskript zu »Mein Jahrhundert« von 1999.
Passend zur Jahrhundertwende hat Grass für jedes Jahr von 1900 bis 1999 je einen Kurztext verfasst, der aus unterschiedlichen Perspektiven das 20. Jahrhundert würdigt. Ein dieses Jahrhundert durcheilendes Ich weist immer wieder auf den Autor selbst zurück, auf seine Erfahrungen und historischen, oft auch politischen Reflexionen.
Lisa Kunze bei der Analyse des Archivmaterials. Foto: Heinrich Detering
Projektmitarbeiterin Lisa Kunze hat im Archiv die Kopie einer korrigierten Typoskriptseite entdeckt und eine für das Buchkonzept wesentliche Streichung analysiert: So beobachtet sie, wie dem ersten Satz des Jahrhundertbuches im Entwurf das so bezeichnende, weil auf den in jeder Geschichte, in jeder Stimme anwesenden Autor verweisende »Ich« vorangestellt wird. Hier ist ihr Beitrag über die erste Typoskriptseite von »Mein Jahrhundert« zu lesen »Das vielzählige Ich«.
Mitunter kann das Archivmaterial auch dabei helfen, bereits bekannte Werke noch einmal aus ganz neuem Blickwinkel zu beleuchten. Motiviert durch Einbandentwürfe zu Grass’ illustrierter Jubiläumsausgabe der »Hundejahre« von 2013 habe ich mich zum Beispiel mit der Konzeption dieses zuerst 1963 veröffentlichten Romans auseinandergesetzt. Schon der Romantext weist neben den düsteren, menetekelnden Grundtönen eine inhaltliche und formale Verspieltheit auf, die charakteristisch ist für Grass’ Werk – nur dass sie in ihrem experimentellen Charakter besonders stark aus diesem monumentalen Roman hervorscheint.
Die Illustrationen, die Grass nach gut 50 Jahren für seine Jubiläumsausgabe anfertigte, sind dann ebenfalls mal düster und unheilvoll, mal grotesk und verspielt geraten. So lässt sich die weite, vielseitige und spannungsreiche Welt der »Hundejahre« auch in Bildern wiederlesen. Doch keine Illustration vermag dies wiederum so anschaulich und selbstreflexiv bildhaft zu machen wie die schon 1963 auf den Umschlag gesetzte Zeichnung von der schattenspielenden, einen Hundekopf mimenden Hand. So ›bühnenbegabt‹ ist diese Hand, dass die Betrachtenden eher einen Hund als eine Hand auf dem Umschlag zu sehen meinen. Dieses Motiv hat Grass für die Jubiläumsausgabe vielfach variiert und damit den inszenatorischen Charakter des Werks noch einmal auf ganz neue Weise unterstrichen.
Ich selbst auf der Suche nach Archivschätzen. Foto: Svenja Brand
Die Arbeit mit dem Archivmaterial ist vielseitig und inspiriert das Göttinger Grass-Team immer wieder zu neuen Forschungsideen. Die facettenreichen Interessen des Autors färben dabei auch auf unsere Forschung ab: Seine Liebe zur Literatur wird auf erfrischende Weise mit seiner Liebe zum Buch verbunden, sein Interesse an der Schrift mit seinem Interesse am Bild zusammengedacht. Das Archivmaterial motiviert dazu, über den Tellerrand zu schauen, neue Forschungsgebiete zu erschließen und die Göttinger Grass-Forschung neugierig und engagiert voranzutreiben.займ онлайн круглосуточно без отказа безработным
„Photographing Culture – Die Reportage“ – Das besondere Potential von Fotografien als Medien (ethnografisch-visueller) Repräsentation steht bei Dr. Torsten Näsers Seminar im Mittelpunkt. Im Sommer 2021 erstellten Studierende unter dem Thema „Vorbereitungen zum FORUM WISSEN“ Fotoreportagen mit kurzen Begleittexten. Das Genre ist für Kulturanthropologie/Europäischen Ethnologie durch seine Nähe der fotografierenden Person zu den Geschehnissen, seine atmosphärische Dichte sowie seinen erzählerischen Charakter besonders interessant. Wir bedanken uns bei den Studierenden und zeigen hier ausgewählte Beispiele:
Der Countdown läuft: In gut zwölf Monaten soll das Forum Wissen eröffnet werden. Auf der letzten Bergetappe gilt es noch einige Weichen zu stellen. Daher ist es für die Universität besonders wichtig, den Externen Wissenschaftlichen Beirat zu befragen. Die regulär im Frühjahr des Jahres stattfindende Sitzung hatten wir coronabedingt absagen müssen.
Hybride Beiratssitzung im Alfred-Hessel-Saal der SUB Göttingen.
Der Beirat wurde 2013 gegründet, um unsere Arbeit und insbesondere die Konzeption und Umsetzung des Forum Wissen zu begleiten und zu unterstützen. Ihm gehören 15 Personen aus dem In- und Ausland an: allesamt erfahrene Wissenschaftler*innen, Direktor*innen großer Museen, Expert*innen der Konservierungswissenschaft und leitende Personen aus dem Stiftungssektor. Ihre Erfahrungen, Ideen, Ratschläge und kritischen Anmerkungen sind immer wieder hilfreich und willkommen. Je näher das Eröffnungsdatum des Forum Wissen rückt, desto wichtiger ist es nun, alles rechtzeitig zu bedenken und punktgenau zu realisieren.
Wie in Corona-Zeiten die vielfältige Unterstützung einzuholen?
Ivan Gaskell, Leiter der Focus Gallery am Bard Graduate Center in New York und Michael Conforti, ehemaliger Direktor des Clark Art Institutes in Massachusetts, dürfen aufgrund internationaler Covid-19-Reisebeschränkungen nicht anreisen – ebenso wenig David Gaimster, Direktor des Nationalmuseums in Auckland/Neuseeland und Steph Sholten, Direktor des Hunterian Museums der Universität Glasgow. Auch Marika Hedin, Direktorin der größten schwedischen Stiftung, zieht es aus Infektionsschutzgründen vor, auf Auslandsreisen zu verzichten. Dennoch tagt der Beirat am Montag, 28. September 2020, in Göttingen. Mit dabei: Bernhard Graf, ehemaliger Direktor des Institutes für Museumsforschung, Patricia Rahemipour, Direktorin des Instituts für Museumsforschung, und Anja Schaluschke, Direktorin des Museums für Kommunikation in Berlin. Auch Helmut Trischler, Leiter der Abteilung Forschung am Deutschen Museum in München, und Thomas Thiemeyer, Direktor des Ludwig-Uhland-Instituts für Empirische Kulturwissenschaft an der Universität Tübingen, reisen an.
Hybrid und mit Pioniergeist
Die Beiratssitzung findet als Hybridsitzung statt: Das bedeutet, dass wir im großen Vortragsraum der SUB Göttingen, im Alfred-Hessel-Saal, an weit voneinander entfernt stehenden Tischen sitzen – sechs Beiratsmitglieder, der Präsident der Universität, Reinhard Jahn, sowie das Team der Zentralen Kustodie. Auf der großen Leinwand im Hintergrund schalten sich sechs Beiratsmitglieder hinzu, die aus New York, Washington, Stockholm, Glasgow und Frankfurt und Kassel digital an der Sitzung teilnehmen. Die Fenster stehen während der ganzen Besprechung offen und alle halten wegen der Corona-Pandemie den erforderlichen Abstand. Sobald wir den zugewiesenen Platz eingenommen haben, dürfen wir die Masken abnehmen.
Zugeschaltet aus Stockhom, Dr. Marika Hedin, Chief Executive Officer Riksbankens Jubileumsfond.
Es hat einiges an technischer Vorbereitung dazugehört, um einerseits alle Vorkehrungen zum Infektionsschutz zu treffen und andererseits dafür zu sorgen, dass die Qualität der Diskussion möglichst genauso gut ist wie vor Corona-Zeiten. Damals traf sich der Beirat einmal im Jahr in Göttingen. Die Stimmen der Kolleg*innen, die weit entfernt an ihren Bildschirmen sitzen, sind über Raumlautsprecher zu hören. Die Teilnehmer*innen der Präsenzsitzung sprechen in Mikrofone – so sind ihre Worte in Göttingen ebenso gut zu hören wie in New York. „Die Qualität der Ton- und Bildübertragung war hervorragend. Wir konnten uns ohne technische Unterbrechungen mit den Inhalten auseinandersetzen“, so Anja Schaluschke.
Solange uns die Pandemie im Griff hat, sammeln wir Erfahrungen, wie wir derartige Sitzungen technisch optimieren können. Für den Moment entwickeln die Mitarbeiter*innen der Multimediaabteilung der Universität nicht nur technische Lösungen, sondern auch Pioniergeist.
Prof. Dr. Bernhard Graf, Prof. Dr. Thomas Thiemeyer, Dr. Patricia Rahemipour, Dr. Marie Lusia Allemeyer, Anja Schaluschke auf der Baustelle des Forum Wissen.
Brücke zwischen Universität und Gesellschaft
Einen großen Vorteil hatten diejenigen, die an der Präsenzsitzung teilnahmen: Vorab wurden sie nämlich von der Direktorin des Forum Wissen, Marie Luisa Allemeyer, durch die Baustelle geführt. Sie konnten sehen und ganz physisch erleben, wie weit das Projekt mittlerweile fortgeschritten ist. „Ich bin wirklich sehr beeindruckt. Was hier in Göttingen entsteht, ist einzigartig!“, so Bernhard Graf, Sprecher des Beirats. „Dem Forum Wissen gelingt es, eine Brücke zwischen der universitätsinternen Wissenscommunity und der außeruniversitären Wissensgesellschaft zu bilden. Es ist somit ein Tor zu den diversen Interessen einer sich wandelnden Gesellschaft. Ich freue mich sehr auf die Eröffnung.“ Thomas Thiemeyer ergänzt: „Was hier in Göttingen entsteht, ist genau das richtige Projekt zur richtigen Zeit. Machen Sie es und machen sie es so, wie Sie es geplant haben!”
Der Sprecher des Beirats, Prof. Dr. Bernhard Graf, hebt Bedeutung des Wissensmuseums hervor.
Nachdem sich die angereisten Gäste schon wieder auf den Weg gemacht haben, löst sich langsam unsere Spannung. Vor Corona-Zeiten waren die Beiratssitzungen auch immer ein Ereignis, das viel Vorbereitung forderte und auf das große Aufmerksamkeit gerichtet war. Die Sorge, ob die Technik auch funktioniert und nicht plötzlich „Funkstille“ zwischen dem Vortragssaal der SUB und den Büros in New York, Stockholm, Glasgow, Frankfurt und Kassel herrscht, war uns anzumerken. Umso erleichterter waren alle, diese Herausforderung gut gemeistert zu haben.
Die Autorin ist Referentin für kulturelle Kooperationen in der Zentralen Kustodie der Universität Göttingen.
Mittlerweile gibt es schon viele Göttinger Bürgerinnen und Bürger, die sich mit Begeisterung für das Forum Wissen engagieren. Neben den offiziellen Botschaftern, die einem von den Plakaten in der Göttinger Innenstadt entgegenlächeln, gibt es noch viele weitere. Über unsere „großen“ Botschafter haben wir schon viel berichtet, deshalb sind nun die „kleinen“ dran.
Echte Profis
Ein wenig zurückhaltend begrüßen mich die beiden Geschwister Carolina und Solon während unseres Interviewtermins. Die anfängliche Schüchternheit ist aber schnell verflogen und bei der Frage nach ihren Hobbies, reden beide fröhlich los. In ihrer Freizeit gehen sie gerne schwimmen und ins Museum. Dabei kommt heraus, dass sie schon viel Museumserfahrung haben und quasi kleine Profis sind. Am meistern begeistert sie an Museen, dass man dort sehen kann, wie Menschen früher gelebt haben. Geschichte spielt für sie eine große Rolle. Wichtig ist ihnen aber auch, dass es etwas zum Mitmachen gibt und die Ausstellung interaktiv gestaltet ist. „In manchen Museen muss man viel zu viel lesen, da wird einem schnell langweilig“, so Solon. „Ich will ja herausfinden, wie Dinge funktionieren und dafür muss ich sie ja ausprobieren“, ergänzt Carolina. Beide können sich gut vorstellen, als Forscher im künftigen Wissensmuseum auf Entdeckungsjagd zu gehen.
Beim Sichten der Forum-Wissen-Postkarten.
Warum wollt ihr es wissen?
Natürlich bin ich neugierig und möchte wissen, warum sich die beiden schon jetzt aufs Forum Wissen freuen und wie sie überhaupt darauf aufmerksam wurden. Carolina erzählt, dass ihr die Botschafter-Plakate in der Stadt aufgefallen sind. Außerdem war die ganze Familie beim „Anpfiff“ dabei, der offiziellen Feier zum Baubeginn im Oktober 2017. „Besonders toll finde ich, dass es im Forum Wissen nicht nur ein Thema wie zum Beispiel Statuen, sondern viele unterschiedliche Themen zu bestaunen gibt“, betont Carolina. Ein solches Museum fehlt tatsächlich hier in Göttingen und der Region. „Vielleicht gibt es ja auch Wechselausstellungen, sodass immer wieder was Neues gezeigt wird, damit man Lust hat, das Forum Wissen ganz oft zu besuchen“, wirft Carolina ein. Bei meiner Frage, warum das Forum Wissen gut für Göttingen sei, sind sich beide einig: Es gibt in Göttingen nicht viele Museen und besonders kein Museum, das viele Themen anbietet und gleichzeitig einen Blick in die Wissenschaft gibt.
Carolin und Solon erzählen, warum ihnen die Postkarten gefallen.
Kleine Ausstellungsgestalter
Wenn ich schon die Chance habe, zwei so erfahrene Museumsbesucher zu treffen, wollte ich diese natürlich nutzen, um Tipps und Tricks zur spannenden Gestaltung zu erfragen. Herausfinden konnte ich, dass zu viel Text langweilig ist und Mitmachaktionen ausdrücklich erwünscht sind. Aber ich wollte mehr wissen und habe die beiden einfach mal in die Rolle des Museumsmachers schlüpfen lassen. Beide waren sich schnell einig, dass es auf jeden Fall die Möglichkeit von Kindergeburtstagen im Museum und Führungen für Schulklassen geben muss. „Toll wäre es auch, wenn es vielleicht einen Raum extra für Schulklassen gibt, indem wir die Möglichkeit haben, Projekte auszustellen.“, sagt Carolina. Mit dem geplanten FREIraum – der einen spielerischen Ansatz verfolgt und auch Externen die Möglichkeit der Ausstellung gibt – könnte sich dieser Wunsch vielleicht schon bald erfüllen. „Ich würde mich freuen, wenn man vielleicht etwas selbst machen kann, wie zum Beispiel Gipsabgüsse oder Bilder mit Objekten ausmalen“, ergänzt Solon. Auch Stempel sammeln, Rätsel lösen oder Verkleidungsstationen, bei denen man unter anderem in die Rollen der jeweiligen Epochen schlüpfen kann, sind Aktionen, die beide gut finden. Mit einer interaktiven Gestaltung und Mitmachaktionen kann das künftige Wissensmuseum also punkten.
Was könnte hier wohl abgebildet sein?
Bemerkenswert: ein Monatsgehalt fürs Forum Wissen
Am Ende unseres Gesprächs hatten Carolina und Solon dann noch eine besondere Überraschung vorbereitet: Ihre ganz persönliche Spende für das Forum Wissen. Die beiden haben nicht irgendeinen Betrag in unsere Spendenbox geworfen, sondern ihr jeweiliges komplettes Monatstaschengeld. Vor so viel Einsatz und Engagement ziehe ich den Hut. Nicht jeder wäre bereit, auf so viel Geld zu verzichten. Vielen Dank ihr beiden! Aber nicht nur das finanzielle Engagement hat mich beeindruckt, auch die Neugierde gegenüber dem Forum Wissen und ihre kreativen Ideen, wie man Museen für Kinder attraktiv gestalten kann, haben es mir angetan. Wir freuen uns, dass wir mit Carolina und Solon zwei so tolle Junior-Forum-Wissen-Botschafter gewonnen haben!
Die Geschwister Carolina und Solon, 12 und 9 Jahre, besuchen die 6. Klasse des Göttinger Max-Planck-Gymnasiums und die 3. Klasse der Herman-Nohl-Grundschule. Ihr Vater, Dr. Thorsten Witte, ist Alumnus der Universität Göttingen und Förderwandspender des Forum Wissen.
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